[OATZ] für Reue, Buße und Umkehr verirrter Geistlicher.

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mastastefant
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Beitrag von mastastefant » Fr Apr 23, 2010 12:29 am

Ist mir persönlich vollkommen schleierhaft, was man dem Verein überhaupt irgendwie abgewinnen kann. Rein so aus meiner Sicht gehen auf die Kirche in ihren div. Ausprägungen (von unserer 'Kirche' mit allen div. Zweigstellen Evangeliker, Protestanten, .. bis hin zum Fork Islam) genug Greuel, um Hitler und seine Jungs wie ein müder Pfadfinderverein aussehen zu lassen und um dem Belzebuben selbst übel werden zu lassen. Von Kreuzzügen über die Inquisition, über "Missionarsarbeit" in Afrika, deren Verblödungsarbeit der Menschheit durch Fakten-Leugnung wenns nicht zum Glauben passt (Stichwort Evolution), dem Schüren von Abneigung bis tiefen Hass gegen andere Religionen, über als Rechtfertigung dienen für die blödesten, kontraproduktivsten und gar menschenfeindlichsten Verhaltensweisen und Regeln (z.B. Kinder aus Glauben an Gebete nicht zum Arzt schicken, ..), etc .. Die Liste könnte man ewig führen.

Für mich lässt sich die Kirche eigentlich primär mit Realitätsverweigerung, Glaubenskriege und unsinniges Verhalten zusammenfassen (und ich red da jetzt nicht von einer bestimmten Ausprägung wie Katholiken).

Wie tief die da sinken können, sieht man am besten daran ;)
http://blog.fefe.de/?ts=b540d8a3

Der *einzige* Grund für mich, so was wie eine Kirche in irgendeiner Form zu erhalten ist für mich nur (aber dafür ein wichtiger Grund), das die Religion und Kirche mit zu den Traditionen, Kultur und der Geschichte zählt, so wie ein Denkmal, oder ein altes Gebäude (wie eine Kirche) quasi denkmalgeschützt ist. Das wars dann aber auch.

Sämtliche anderen Argumente pro Kirche die ich bis dato gehört habe, kann man eigentlich mit nur ein, zwei Sätzen sofort in der Luft zerbröseln, und dafür massenweise Gegenargumente bringen, warum Religion (in der Form, wie wir sie hier kennen) Mist ist.

1) Bibel: Grausiger als Wilhelm Busch, noch weniger Wahrheit als die U-Bahn-Zeitung. Widersprüchlicher und unbegründeter als ein Esotherik-Vortrag und langweiliger als Effi Briest.

2) Gott: Wenns einen Gott gibt: wenn er der aus dem alten Testament ist, oder es ihm gefällt was in seinem Namen hier abgeht, will ich nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Wenn er auch nur ein kleines bisschen Anstand hat, ist es bei dem, was hier in seinem Namen abgeht, viel besser, nicht zur Kirche zu gehören wenn man sich bei ihm beliebt machen will. Wenns einen Gott gibt, aber er nicht der ist, der zur Kirche gehört, sondern z.B. doch die Inder oder die Griechen Recht hatten, ist es auch besser, nicht zur Konkurrenz zu gehören.
Wenn es irgendetwas gibt, das man nach auch nur irgendeiner (bis dato in keiner Weise einheitlichen) Definition als höheres Wesen bezeichnen könnte, der sich hier aber nicht einmischt, machts keinen Sinn, in dessen Namen auch nur irgendwas zu machen. Und nachdems ein sehr intelligentes Wesen sein muss, machts sicher nen besseren Eindruck, sein Hirn einzuschalten, als nach einem einzigen Buch zu leben.

3) Moral: Wer meint, in der Bibel findet sich so was wie Moral, sollte die Bibel mal lesen.
http://www.youtube.com/watch?v=Y_sb2fSRByI
Wer sich auf Gottes Willen, Vorhersehung oder so was beruft, kann jeden Mist Schulterzuckend rechtfertigen. Wer nicht an sowas glaubt, wird weit eher selbst anpacken, wenns drum geht, Misstände aktiv zu verbessern.

4) Wunder: Da verweise ich auf folgenden Comic/Tatsache:
http://xkcd.com/718/

5) Zusammensein, Zugehörigkeit, Geselligkeit: Kann man genauso einem Schachklub oder einem Tanzverein beitreiten, um gemeinsam anders als die anderen zu sein, nur ohne dem ganzen Hokuspokus drumherum.

6) Hilfsaktionen, etc.: Als ich bei der Caritas gearbeitet hab, hab ich davon eigentlich net viel gemerkt: das letzte Loch und sowohl Insassen als auch Angestellte werden ausgenommen wie die Weihnachtsgans. Und das Rote Kreuz hat meines Wissens außer dem Symbol auch nicht viel mit Religion am Hut.
Und Missionarsarbeit ist für die "Missionierten" sowieso der Anfang vom Ende. Und jemanden zu erklären "Ich helf Dir jetzt, dafür musst du an meinen Gott glauben und dich stundenlang von mir vollabern lassen", hat irgendwie auch nicht viel mit Nächstenliebe zu tun, eher mit Selbstverwirklichung.

7) Feiertage: Kann man auch Leuten widmen, die auch wirklich was produktives getan haben. Norman Borlaug z.B., oder Alexander Fleming (das ist nicht der mit James Bond .. ).
Weihnachten ist sowieso primär ein kommerzielles Fest.

8) Hilfe in schwierigen Lebenslagen: Dafür sind normalerweise Familie, Freunde, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, und im Idealfall ein Arzt mit der richtigen Behandlung vorgesehn.
Und wer sich auf die Bibel oder Gott verlässt, wird wahrscheinlich ziemlich erstaunt/enttäuscht werden, oder hat einfach Glück (siehe auch: Wunder, Selbsttäuschung (Psychologie)). Ich schätze mal, wer der Wahrheit akzeptiert, wird am Ende besser davon kommen (was 'besser' bedeutet, ist dann situationsabhängig), statt jemand, der sich selbst was vormacht und drauf hofft, das es irgendwann schon wieder irgendwie gut gehn muss, denn schließlich ist das alles hier ja extra für uns Menschen gemacht (siehe Klimawandel-leugner, Ölknappheit, ..). Hat irgendjemand schon mal ernsthaft gemeint, er war im Nachhinein besser dran, weil man ihm die Wahrheit vorenthalten versucht hat (vllt. mit Ausname von Kindheitserlebnissen :) )?

9) Persönliche Entwicklung, Selbsterfahrung, ..: Da liest man statt der Bibel, katholischen Vorträgen, Barbara Karlich und Täglich Alles besser Werke von Leuten, die sich auskennen (aka. auf dem Gebiet jahrelang professionel arbeiten; Im Gegensatz zu Leuten, die jahrelang Erfahrung mit der Schwiegermutter gesammelt haben und daraus generalisieren).
Oder starrt sich einfach mal ne halbe Stunde bös im Spiegel an und fragt sich mal ganz ehrlich, warum einem eigenlich alle immer ausweichen .. :)
Und in sich gehn und über sein Leben,.. nachdenken, kann man auch wenn man auf die Schnellbahn wartet, da braucht man nicht auf die nächste Mitternachtsmesse warten. Manche Leute setzen auch auf physische und psychische Grenzwerterfahrungen durch chemische oder mechanische Stimulation, wenn einem der Schalter vor der Nase zumacht nachdem man 2 Stunden Schlange gestanden ist, kann man aber auch ganz neue Seiten an sich entdecken ;)

10) Kirchliche Riten (Hochzeit, .. ): Ist für mich primär ein kultureller Bestandteil, so wie Jodeln oder Trachtenkleider. Siehe auch Selbsterfahrung und Geselligkeit.

Hab ich noch irgendwas vergessen? Außer vllt. der Tatsache, das Kinder automatisch die Religion der Eltern erben und da nicht wirklich Einspruch erheben können (für uns klingt das relativ harmlos, aber wenn man z.B. Zeuge Jehovas oder bei Scientology ist, ist das eine ganz andere Welt).
Und dass man wegen seiner (Nicht-)Religions-Angehörigkeit schnell schiefe Blicke über Distanzierung bis hin zu Beschimpfungen einiges ernten kann, auch von Leuten, die man sonst schätzt. Was, stell ich mal so in den Raum, auch sicher mit ein Grund ist, warum viele Leute quasi so im Wind schwankende mit der Menge ziehende Am-Papier-Christen (aka Agnostiker) sind, statt zu ihrem Nicht-Glauben stehende Atheisten, und noch nicht schon viel mehr Leute aus der Kirche draußen sind. :)

Egal, was immer noch an Pro-Argumenten kommen könnte, ich find, das was sich die Kirche in der Vergangenheit geleistet hat, und sich weiterhin immer wieder leistet (wie z.b. aktuell), überwiegt jedes noch mögliche Argument weit und rechtfertigt jedwede Distanzierung, wenn nicht die sofortige Auflösung. Wenn mans nüchtern betrachtet.. denn wie gesagt, Religion wird vererbt, und dadurch hat wohl jeder von uns hier das Christentum schon mal über Jahre hinweg eingetrichtert bekommen, in der Zeit, in der man am meisten von der Umwelt aufnimmt (weil man sonst noch nix an Erfahrung vorweisen kann, an der man sich festhalten kann), und ist dadurch schon mal voreingenommen. Sich darüber klar zu werden, erfordert aktives darüber nachdenken.

Und wer erst mal aus der Kirche ausgetreten ist und dann auch diese armseligen "Sie können jetzt den Austritt noch wieder rückgängig machen. Überlegen Sie sich dieses Angebot gut" Briefe bekommen hat, weiß, dass er den richtigen Schritt getan hat :)

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Beitrag von mastastefant » Fr Apr 23, 2010 1:54 am

Wer noch mehr Argumente braucht, sollte sich mal (aufgeschlossen und kritisch) die Penn+Teller Bible-Folge und/oder Dawkins Gotteswahn geben (Penn+Teller ist unterhaltsamer und kürzer, Dawkins liefert noch einen Haufen Argumente mehr, und viel weiter ins Detail. Für Lesefaule gibts auch Dokufilme von Dawkins :) )
Wer nicht aufgeschlossen und kritisch da rangeht, kanns gleich bleiben lassen und meinentwegen Barbara Karlich lesen, eine Diskussion in der man nicht ehrlich bereit ist sich überzeugen zu lassen ist reine Zeitverschwendung aller Beteiligten.

Penn+Teller Bible Folge (sehr amüsant :) ):
http://www.youtube.com/watch?v=lx5muLLP ... re=related
http://www.youtube.com/watch?v=oTeopOdo ... re=related
http://www.youtube.com/watch?v=ISWUTPVq ... re=related

Ach ja, und praktisch alle diese Argumente kann man finde ich auch problemlos auf andere Religionen anwenden, also auf eine Religion mit besserem Image wechseln ändert nicht viel.

Ahja, und mein Lieblingsargument hab ich vergessen:
11) Schöpfung: Zu sagen, die Welt wurde von Gott erschaffen,

Auch wichtig, und find ich ein gutes Erklärungsmodell für vieles, was sich im Zusammenhang mit Religion abspielt:
Das Problem mit Religionen ist u.A. auch, dass deren Grund-Konzepte einfach (mittlerweile) in völligem Widerspruch zum (modernen) Weltbild stehen. Wenn nun Wissenschaft oder einfach die normative Kraft des Faktischen diese Grundlagen, auf denen Menschen ihr gesamtes Weltbild, ihre Ziele, ihre Motivation, ihr Leben aufbauen, wegschießen, kommt es zu massiver kognitiver Dissonanz, was dann dazu führt, dass die Leute dann verzeifelt nach 'Lösungen' suchen, die nicht im Umstürzen ihres gesamten Weltbildes bestehen. Das Problem dabei ist, das da jeder dafür anfällig ist, das ist fest im Hirn verdrahtet; und intelligente Leute finden dann auch entsprechend sehr intelligente "Lösungen", die zwar notgedrungen falsch, aber extrem schwer zu durchschauen bzw. zu widerlegen sind...

Sich daher ein Weltbild nicht auf einem einzelnen Buch, sondern auf einer ganzen Reihe voneinander unabhängigen Erfahrungen, Lehren, Philosophien, erpropten wissenschaftlichen Modellen (wissenschaftliche Wahrheit gibt es nur in der Mathematik), .. aufzubauen, ist daher viel "fehlertoleranter" wenn sich mal einer der Glauben als falsch herausstellt (z.B. wenn man erkennt, dass seine Lieblings-Weiße-Weste-Partei geradewegs vorbei an den Fakten in den Schwachsinn abdriftet.. Wenn man da nicht grad nur für die Partei lebt, haut einen das nicht vollständig aus der Bahn, man kann sich damit abfinden).

Es gab da mal einen schönen Vortrag, in dem der Prof. erklärt hat, wie das kirchliche Weltbild zu Zeiten Gallileos viel besser funktioniert hat, und problemlos mit Gesellschaft und Wissenschaft zu der Zeit harmoniert hatte, weil einfach die Messtechnik, die Fähigkeit zu Beobachten, das Wissen über die Welt einfach nicht soweit war, als dass die wahrnehmbare Realität das kirchliche Modell der Welt/Realität hätte widerlegen können. Keiner konnte das aristothelische 'physikalische' Weltmodell (alle Objekte haben eine vordefinierte 'Ruhelage' und versuchen, sich dorthin zu bewegen. Das Pendel hat als Ruhelage z.B. nach unten hängen, und versucht ständig, sich dorthin zurück zu bewegen) oder das kirchliche Modell (die Welt ist der Mittelpunkt aller Dinge, der Mensch ist die Krone der Schöpfung, die Erde ist 6000 Jahre alt, ...) in irgendeiner Form falsifizieren, weils einfach die Technik dafür nicht gab. Galileos Annahme, die Welt ist nicht im Mittelpunkt, sondern die Sonne, wurde sogar in kirchlichen "Unis" gelehrt (!), einfach als Rechenmodell, weils einfacher war, damit Planetenbahnen relativ zur Sonne zu berechnen, statt dei komplizierten Spiralbewegungen relativ zur Erde. Aber eben nur als Rechenmodell, nicht als Weltbild.
Erst als Galileo dann eben gesagt hat, das ist nicht nur ein Rechenmodell, sondern das ist tatsächlich so, hat er die großen Reibereien verursacht. Und wiederum eben nicht deswegen, weil er sagt, die Sonne ist im Mittelpunkt. Der große Punkt, warum alle so Probleme damit hatten war nicht, dass die Erde plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt steht (das is schon hart, aber ok), sondern dass er damit dem kirchlichen Weltbild den Stützpfeiler (Gott hat seine Schöpfung in die Mitte gesetzt, alles andere ist rundherum) wegschießt. Und damit fällt als Konsequenz das gesamte kirchliche Weltbild zusammen, und reißt dabei gleich mal Gesellschaft und Wissenschaft mit, was dazu führt, das alles, an das man, bewusst und unbewusst, jemals geglaubt hat (nicht nur das die Erde im mittelpunkt des Universums steht, diese 'wissenschaftliche' Tatsache wird den meisten Leuten damals komplett tutti gewesen sein, so wie heut die Physiker diskutieren, ob es 4 oder 11 Dimensionen gibt). Das war eher in der Größenordnung von "Es gibt plötzlich einen klaren, offensichtlichen, leicht nachzuvollziehenden einfachen Beweis, dass sowohl Kirche und Wissenschaft absolut komplett daneben gelegen haben, und nicht nur ein bischen, sondern wirklich komplett zum wegwerfen und neu anfangen."
Ist daher dann irgendwie ziemlich klar, dass den Leuten dann nach zündeln zumute war :)

Dann kommt natürlich noch Newten und schießt das aristothelische Modell über den Haufen, und Darwin und zerlegt auch noch den letzten Rest des kirchlichen Modells (Der mensch ist die Krone der Schöpfung, der Mensch wurde von einem höheren Wesen erschaffen), und damit ist die Kirche natürlich als Weltmodell am Ende. Das Problem ist klarerweise, die Wissenschaft hat das aristothelische Modell halt (wohl sicher nach einigem hin und her) über Bord geschmissen, sich Newton und Darwin irgendwann mal im großen und ganzen gefügt, und hat damit durch Aktzeptanz der neuen Fakten, (die durch fortschreitendes Wissen und Technik erst sichtbar wurden), irrsinnige Fortschritte und Leistungen an den Tag gelegt.
Die Kirche ist in ihrem Modell bis heute stecken geblieben und befindet sich bis heute in kognitiver Dissonanz, was zu all den ganzen wahnsinnigen und komplexen Müll wie Intelligent Design führt. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch irgendwann sich der Realität fügt und entweder neu anfängt ein moderneres Modell schafft, das im Einklang mit den derzeitigen Wissen steht, und sich wieder in die drei Grundpfeiler Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur/Religion einfügt und harmoniert, und quasi ein 'soziales' Weltmodell zur Verfügung stellt, das auf modernen Erkenntnissen statt auf alten Büchern und Konstruktionen zur Realitätsverweigerung basiert.

So gesehn, könnte man vllt. auch wieder argumentieren (und da schließ ich mich gern an), dass es durchaus einen Grund für eine Kirche gibt, um quasi 'soziale Bedürfnisse' bzw. ein 'soziales Weltbild' zur Verfügung zu stellen, um quasi Wissenschaft und das juristische Rechtssystem um eine soziale Komponente zu vervollständigen.
Da bin ich sofort dabei, allerdings wohlgemerkt, diese 'Kirche' hat nichts mehr auch nur ansatzweise mit dem zu tun, was man bisher in irgendeiner Form kennt. Eher eine Art 'Verhaltenskodex- und Lebensphilosophie-Package', konkreter, verständlicher und 'lebensnaher' als 'richtige Philosophie', das sich auf Erfahrung, dem momentanen Ist-Wert der Technik und Gesellschaft und 'wissenschaftlichen Erkenntnissen' wenn man so will, stützt. Quasi so was wie das was man als Nettiquette im Netz versteht, oder als 'humanes Verhalten', unabhängig von dem, was man jetzt mit Religion bezeichnet (wiss. Erkenntnisse, wie zi.B. der Spieltheoretischen Erkenntnis, dass es in Summe besser ist, Leute für positive Aktionen zu belohnen, als Übeltäter zu bestrafen. Kommt einem auf den ersten Blick komplett verrückt vor, aber angeblich, wenn man aber Leuten quasi einen Bonus gibt, wenn sie mehr als normal Versicherungsbeiträge einzahlen, statt Leute, die ungerechtfertigterweise versuchen, den Topf zu leeren und für sich zu behalten, mit hohen Stafen zu belegen, wenn es eine gewisse Chance gibt, dabei nicht erwischt zu werden, funktioniert ersteres weit besser, weil jeder einen Anreiz hat, durch positive Taten für sich selbst was rauszuholen, statt so wie jetzt, durch positive Taten nichts zu gewinnen und bei 'Übeltäterei' viel Profit und eine gute Chance, nicht erwischt zu werden, wenn man sich nur geschickt genug anstellt (schließlich wird jeder der so was versucht überzeugt sein, dass er geschickt genug ist wohl nicht erwischt zu werden, sonst würd ers wohl vermutlich lassen).
Das ist etwas, was weder Wissenschaft noch Recht oder 'der Staat' weder bereitstellen kann noch sollte; ist nicht deren Aufgabe und macht nicht wirklich Sinn das da irgendwo dazuzunehmen (wie z.b. rechtlich vorzuschreiben, dass man sich waschen muss, oder nicht Kaugummi kauen darf.. Das mutet dann eher nach Kindergarten an, und doch hat man oft den Eindruck, dass genau das der Staat/die EU gern macht (z.b. vorschreiben, was man auf seine Webseite schreiben darf und was nicht, und was man davon glauben darf und was nicht .. ), was dann zu diesen abenteuerlichen oder fast kindischen Gesetzes-Ausrutschern führt (und manchmal auch mit einigem Kollateral-Schaden, denn Gesetze/Projekte/Urteile ungeschehen zu machen oder versenktes Geld wieder zu bergen ist nicht immer einfach oder möglich)).

So. Genug :)

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Beitrag von mastastefant » Fr Apr 23, 2010 2:21 am

Ums vllt. vorweg zu nehmen noch gleich, wenn ich mein, dass sich ne moderne Kirche auf Technik und Wissenschaft stützen soll, mein ich damit, dass sie nichts reinnehmen sollt, was gleich auf Anhieb den bestehenden Kenntnissen widerspricht (was nicht heißen soll, dass sie sich auf rein esotherische Gebiete zurückziehen soll, sondern im Gegenteil auf eine soziale Komponente beschränken soll (Esotherik und co zählt für mich sowieso als sofort im Widerspruch zur Faktenlage, und "esotherisch" im Sinne von "Paralleluniversen",.. ist zwar (derzeit und auf weiteres) außerhalb der Wissenschaftlichen Tatsachen, aber auch viel zu weit weg um irgendwas damit anfangen zu können und gehört damit auch nicht rein), und umgekehrt sich durch 'richtige' soziologische/psychologische/philosophische state-of-the-art Erkenntnisse ruhig ein bissl beeinflussen zu lassen bei der 'Konstruktion der Kirche'.
Natürlich mein ich damit nicht, dass es in der Kirche überall nen USB-Anschluss geben sollt oder so was, garantiert nicht ;)

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Beitrag von mastastefant » Fr Apr 23, 2010 3:25 am

Hm, ok, einen hab ich noch, nur so als Anregung ;)

12) Der Sinn des Lebens: Das muss jeder selbst für sich rausfinden, ist ja auch jedem sein eigenes Leben. :)
Das ist nämlich ist nämlich so ein Problem, wo die Sprache so schlampig ist und dadurch ein großes Problem unbemerkrt entsteht und zu viel Verwirrung führt, weil man nicht genau weiß, was da schief läuft:

Sinn (im engl. meaning) hat man nämlich dann erst, wenn:
a) ein vernunftbegabter "Anwender"
b) ein Objekt
c) für eine bestimmte Aufgabe/Ziel verwendet oder herstellt.

Wenn man sich vor Augen hält, dass man für "Sinn" nur über diese drei Sachen brauchbar definieren kann (was ist der "Sinn" von einer Gabel, von einem Baum?) dann wird vllt. auch klar, warum das mit der Sinnfrage v.a. bei Religion so in die Hose geht, denn da ist der Sinn
a) Gott schafft
b) uns für
c) eine bestimmte Aufgabe.

Was genau c) ist, weiß die Kirche wohl auch nicht so ganz genau, was wohl daran liegt, das keiner die Telefonnummer von Gott findet, und ihn daher keiner fragen kann. Und das könnte daran liegen, dass er einfach nicht existiert. Wenn bei dieser Relation für "Sinn" das a) wegfällt, macht auch c) keinen Sinn mehr (engl. sense; noch so was, ein Wort für verschiedene Begriffe!), und damit ist der "Sinn des Lebens" einfach nicht existent.
Genauso hat z.B. ein Hund von Haus aus keinen "Sinn", weils in der Natur niemanden gibt, der ein bestimmtes Ziel mit Absicht verfolgt, es "passiert einfach". Punkt.

Warum das den Menschheit so schwer zu verstehen fällt, hat Douglas Adams schön hypothetisiert, nämlich dass der Mensch von jeher immer ein 'Toolmaker' ist; wir bauen prinzipiell immer Werkzeuge, für etwas. Per Evolution hat sich der Mensch, quasi eben einfach so, gut an die Welt angepasst, in der er sich entwickelt hat. Und schon schnappt die Logik-Falle zu, denn als Werkzeugbauer muss er sich dann fragen: Ok, (b) es gibt die Welt, und die passt so gut zu mir, dass sie (c) wie für mich geschaffen sein muss. Bleibt natürlich die Frage nach (a), wer das alles geschaffen hat! Und weil das alles ziemlich groß ist, muss er selber ziemlich groß sein. Und notwendigerweise unsichtbar. Und weil hier der Mann immer die Werkzeuge macht, wirds wohl ein Mann sein -> und schon großer Gott auf wolke mit Bart :)

Wenn man natürlich jetzt seinem Leben einen Sinn geben will, muss daher
a) jemand (am besten man selbst :) )
b) sich selbst
c) irgendeine Aufgabe posthum zuteilen.

Begriffe wie 'gut', 'schlecht', 'böse', .. fallen natürlich ins gleiche Schema und sind eng verwandt, denn z.B. gut ist etwas ja nur für einen bestimmten Zweck/Sinn, bzw. für ein bestimmte Absicht (wie z.b. dem Absicht, selbst möglichst ein langes und angenehmes Leben zu führen.. ), sie daher wie oft und gern gemacht eigenständig zu verwenden statt als Relation ('.. ist gut für .. ' statt '... ist gut') ist ziemlich gefährlich, v.a. wenns aus dem Kontext das zweite ('für was') nicht klar ist oder man selbst sich nicht im Klaren ist, dass man das in Relation für etwas sieht. Dann entstehen diese ewigen Diskussionen wie 'Mac ist gut', 'Windows ist besser', die aber komplett 'sinnlos' sind, weil man da höchstwahrscheinlich von komplett verschiedenen 'wofür' spricht, bzw. einfach das Wort 'gut/besser' für nur ein Objekt statt zwei keinen Sinn macht.
Wenn man sich darüber bewusst wird und mal sagt 'Mac ist gut für Grafiker', und 'Windows ist gut für breite Anwendungs-Unterstützung', schauts gleich ganz anders aus.. Und wenn man dann noch ein ', weil ... ' hinten und ein 'Da mir .. wichtig ist,' vorne dranhängt, lösen sich viele Diskussionen und Streitigkeiten oft wie von selbst erfahrungsgemäß ;) Kann man mal spaßhalber z.b. bei Politiker-Gegenüberstellungen oder Diskussionen in Meetings oder so was probieren, nachzuschaun, wie oft (und hitzig) die da aneinander vorbeireden nur wegen so was. Ich tipp auf weit über 80%, je nach Gebiet :)

(Aus geg. Anlass, hatten wir heute mit dem Prof diskutiert: Menschen reduzieren auch oft und gern Dinge, die über mehrere Dinge definiert sind/erst Sinn ergeben auf ein, zwei Dinge (z.b. Schleudern hängt u.A. von Geschwindigkeit, Reifen, Fahrbahn ab. => "Das Auto kam ins schleudern weil die Straße nass war" (wenn der 10km/h gefahren wär, wär sicher nix passiert)).
Oder eben jetzt, wie alle mit div. 'Erklärungen' daherkommen für diese Missbrauchsfälle, lauter einzelne Begründungen, da sieht man praktisch nirgendwo jemand der sagt 'Die kombination aus .. und .. und .. führt dann dazu dass ..'.
Liegt einerseits daran, dass das Gehirn sich mit so 2-dim funktionen viel leichter tut als mit 3D- oder höher-dim. Flächen analysieren, andererseits dass die Medien sehr gerne so über-reduzierte Darstellungen bringen und mans daher sehr gewohnt ist (An der Finanzkrise ist .. Schuld. Am Krieg ist .. schuld. .... ) )

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Beitrag von mastastefant » Fr Apr 23, 2010 3:32 am

(Hm, bei 11) wollt ich schreiben, .. von Gott erschaffen zu sagen, ok, toll, soll sein. Gott kann was (aber den Blinddarm und den blinden Fleck hätt er sich behalten können). Wenn man sich das ganze betrachtet als, ist von selbst entstanden, ganz langsam, einfach so, aus fast nix heraus, und da kommt so was irre komplexes raus, dann ist das doch viel viel spannender und beeindruckender und eleganter, als da irgendeinen übermächtigen gott einzuführen, der sich dann auch noch selbst erschaffen muss oder von wem anderen erschaffen werden muss, und fehler macht obwohl er perfekt sein soll. Einfach unelegant und langweilig)

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Beitrag von Grent » Fr Apr 23, 2010 8:56 am

*****

Dafür gibts von mir als :OATZ: -Altpräsidenten 5 Sterne.
Sehr viele Dinge, die ich mir immer wieder denke (zu solchen Texten bin ich aber nicht fähig) - und noch mehr!
mastastefant hat geschrieben:Und wer erst mal aus der Kirche ausgetreten ist und dann auch diese armseligen "Sie können jetzt den Austritt noch wieder rückgängig machen. Überlegen Sie sich dieses Angebot gut" Briefe bekommen hat, weiß, dass er den richtigen Schritt getan hat
Das war bei mir haargenau so!! :D
Ich hab so lachen müssen, bei dem Wisch und war echt bestärkt.
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Beitrag von Bergsalz » Sa Apr 24, 2010 6:01 pm

Viele schöne Gedanken. :thumbsu:

:satan: :marx: :lenin: :nietzsche: ;)
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Beitrag von mastastefant » Do Jul 01, 2010 10:08 pm

Wow..
http://www.scienceblogs.de/astrodicticu ... eichen.php
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 88,00.html

Kein Kommentar.. nur ein Zitat aus der Bayrischen Verfassung:
http://by.juris.de/by/gesamt/Verf_BY_19 ... 998_Art131
(2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewußtsein für Natur und Umwelt.

(3) Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.
Auch net schlampert:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 09,00.html
In den USA gilt Homeschooling als klassisches Elternrecht. Ein bis zwei Millionen Kinder lernen Schätzungen zufolge bei den Eltern. Nicht immer sind die Gründe dafür religiös; einige Eltern kritisieren auch starre Lehrpläne und hohe Kosten für Privatschulen. Besonders verbissen führen aber die evangelikalen Christen den Kampf für das Homeschooling. Sie wollen ihre Kinder von weltlichen Einflüssen fernhalten und versuchen, sie im Weltbild ihres streng ausgelegten Glaubens zu erziehen.
Da passt es, dass der Papst uns seine Missionare schicken will um den Westen neu zu re-evangelisieren ..
http://www.independent.co.uk/news/world ... 14051.html
Da kann er seine Homebase gleich nach Bayern legen :)

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Beitrag von mastastefant » Sa Aug 07, 2010 2:41 pm

Laun's "liebevolle" Erklärung zur Loveparade. Kein Kommentar.
http://blog.fefe.de/?ts=b2a2e077

Hier noch das selbe auf Futurezone:
http://salzburg.orf.at/stories/461198/

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Beitrag von Grent » So Aug 08, 2010 11:57 am

Laun, du Vollmongo!
Wenn du mir auf der Straße begegnest, tret ich dir ins Gsicht.
Wenn dein erbärmlicher Gott Leute tötet, dann kriegt ers mit mir zu tun.
Religion is like a penis.

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