Auf den Kommentar, es habe Tradition und sei Kultur, meint ergegen die verdirndlisierung und vertrachtisierung der gesellschaft. das muss aufhören. jetzt.
das ist kommerz, nicht kultur
Abgesehen davon, dass ich "Kommerz-Diskussionen" für vollkommen entbehrlich halte, muss ich sagen: ja, natürlich - wenn ein 16 jähriges Pärchen aus Wien Favoriten mit Dirndl und Lederhosn zum Wiener Oktoberfest geht, dann hat das keine Tradition.
Aber bitte, was ist Mode? Was sind Strömungen? Was ist Kunst, was Kultur?
Was unterscheided die Beatle'schen Schwammerlfisuren von den Bieber'schen Headflippers?
Anzug und Krawatte ... Kommerz ? Oder Tradition? Oder darf es etwa sogar beides sein?
Was hat der 14 jährige aus Wien Währing mit Unterarschhose und Basketball-Trikot mit einem "Ghetto" in der Bronx zu tun? Nix. Was hat ein bierbäuchiger, gröhlender Fußball-Fan mit Sport zu tun? Wenig. Ist es peinlich? Irgendwie schon. Ist irgendjemand, und sei er noch so obergscheit, davor gefeit? Ganz und garnicht. Er fängt dann eben an, an Wein zu schnüffeln und zu zutzeln, obwohl er noch nie eine Weinbeere im Weingarten geerntet hat.
Ich halte diese Kommerz-Diskussion für *räusper* völligen Schwachsinn. Kaum einer ist davor gefeit, von einer Welle mitgetragen zu werden. Die Auslöser der Welle sind anfangs stolz, dann vielleicht peinlich berührt und distanzieren sich ... aber irgendwann sind auch solche undergroundigen Auslöser irgendwo anders Mitschwimmer. Es kann eben nicht jeder ein einzigartiger Individualist sein.
Apple ... blickt auf eine lange Tradition zurück. Ist ein Kulturphänomen. Ist absoluter Kommerz. Ja, was fang ich denn nun mit meiner Schwarz-Weiß-Brille an?
Warst du Fan eines Acts, bevor er zum "Kommerz" wurde? Dann sei stolz. Aber Kommerz an sich ist nicht böse. Es mag ein wenig hirnloser und damit massenkompatibler Sein. Aber auch das ist oftmals eine 'Kunst'. Der eine schimpft über McDonalds aber kauft bei IKEA.
Zurück zur Lederhosn: ja klar, ich komm mir auch oft deppat vor mit den Hawaii-Hemden ... das muss man halt in L.A. sein, das ist lustig und bunt. Aber wenn's den Leuten Freude macht? Wenn jemand, der sich ganz dem Kommerz verwehrt, dann im Anzug im Biergarten sitzt ... ja, soll er. Einer sieht das und denkt sich - leiwand, ich kauf mir auch einen Anzug - selbst, wenn er Fliesenleger ist. Ein anderer sieht eine Lederhosn (oder von mir aus ein Dirndl) und denkt sich das gleiche, auch wenn er vielleicht aus Asien kommt.
Was passiert, wenn Kommerz verteufeln plötzlich zu kommerzig wird?
