Hannes hat geschrieben:Aber das alles kann sich ja nicht erst die letzten Jahre so rasant verschlechtert haben oder?
Das ist es vor allem, was mich stutzig macht. Zwei Möglichkeiten: Entweder kommt man sich heute so superschlau vor, dass man gern drauf vergisst, wie beschränkt man in dem Alter war. Oder es wird tatsächlich zusehends schlimmer.
Erzähl ich mein Gschichtl auch noch: Als ich in die HTL kam, waren wir in der ersten Klasse 36 Leute. Damals gab es zwar einen Aufnahmstest, aber sie haben auch den Kollegen genommen, der während des Tests die Perforation am rechten Rand des Bogens aufriss, um Lösungseinsicht zu bekommen...
Von dieser Originalklasse haben im normalen Zeitrahmen von 5 Jahren genau 6 maturiert.
Vor allem das erste Semester war für alle ein Aha-Erlebnis. In den Hauptgegenständen waren die Differenzen enorm. Das interessante daran: Manche, die in der dritten Leistungsgruppe waren, waren definitiv chancenlos, andere konnten sich aber relativ schnell hochrappeln. So oder so war die Situation aber beschissen - ich hatte bei dem Englisch, was ich da in der HTL vermittelt bekam, meine Mühe, bis zur Matura nicht alles, was mir die Pfe1l in der unterstufe vermittelt hatte, zu vergessen.
However, was ich noch sagen wollt: Hat sich auch bei uns sehr deutlich abgezeichnet, dass die Kinder aus der Stadt weitaus weniger auf die Reihe brachten als der Rest um es mal so verkürzt und mit Rücksicht auf Streuung zu sagen.
@saik0: Mein Papa hat zwar damals aktiv gesucht, aber auch keinen gefunden (Beim sich Ausdenken von Blechzuschnitten, die nachher dreidimensional maßhaltig gebogen werden wollen, liegt die Latte aber auch schon höher). Ich glaub wirklich, dass alle, die das Zimmermannsbeispiel ausrechnen können, bereits aufs Gymnasium gehen. Klingt unmöglich, scheint aber echt so zu sein.
Halbwegs gescheite Kinder, die in der Volksschule unter einem Schnitt von vllt. 2 liegen, werden ins Gymnasium geschickt. Und damit ists im Prinzip vorbei mit dem Handwerksberuf, außer er fliegt wieder raus, und dann hat ers erst wieder verkackt.
Den Trend (in Entstehung) konnte anscheinend klachls und meine Volksschullehrerin besonders gut beobachten, sie hat damals gemeint, von uns sollten normalerweise vielleicht drei ins Gymnasium gehen. Gegangen sind dann, weiß ich, 10.
Ich bin mir jedenfalls sicher: Karriere mit Lehre wäre eigentlich mehr als nur ein Slogan. Wennst heute Schneid und halbwegs was am Kasten hast, deine Eltern vor allem deine praktischen Fähigkeiten schätzen und fördern wollen, und dir einen Werdegang in einem Lehrberuf nahelegen, bist gut unterwegs. Nach abgeschlossener Lehrlingszeit, Gesellenprüfung, Meisterprüfung kanns nur mehr ein Leichtes sein, deine Konkurrenz in den Schatten zu stellen. Handfeste Vorteile: Gegenüber einem Studenten stehst 10 Jahre früher im Beruf, hast dein Geld und kannst jenseits vom Job machen was du willst - und es warten zig Betriebe, die übernommen werden wollen.
Aber der Entschluss wird halt leider nur mehr im Waldviertel gefasst ...