Von einem Insider weiß ich, daß der A380 von Start weg eigentlich als Gemeinschaftsprojekt zwischen Boeing und Airbus gedacht war. Im Laufe der Zeit, als das Projekt heranreifte stellte sich für Airbus heraus, daß Boeing immer mehr Kompetenzen und Verantwortung auslagerte und sich der Verdacht bestätigte, die Zustimmung zum Gemeinschaftsprojekt war offensichtlich nur aus Interesse an Airbus-Know-How von Boeing gegeben worden (die Kompetenzen der beiden Konzerne lassen sich in etwa so umfassen: Airbus: Aluminiumrümpfe in Spandenbauweise, Sandwich-Struktur-Verbundwerkstoffe; Boeing: CFK-Verbundwerkstoffe).
Auch lustig, ich hab gehört, daß sich die Verantwortlichen geweigert haben in Le Bourget das Fahrwerk während des Demoflugs einzufahren. Es soll vor einigen Jahren einen Unfall gegeben haben, wo alle Topmanager der interessierten Fluglinien tödlich verunglückt sind (in den Wald gekracht), was auf eine Kinderkrankheit des Flugzeuges zurückzuführen war (weiß jetzt aber nimmer, was).
Airbus selbst ist ein Möchtegern-Europäischer Konzern. Es gibt eine Menge Zulieferer aus ganz Europa (mit genau dieser Absicht, fraglich, wie sinnvoll), darunter ist FACC (Ried im Innkreis, OÖ) z. B. für Interieurteile zuständig. Vergleichbar ist das mit SMART im Automobilsektor, wo wirklich alles von wo anders herkommt. Probleme gibt es bei solchen Projekten vor allem im aufwendigen Management und in technischer Hinsicht an den Schnittstellen zwischen zwei Komponenten (mechanisch, elektrisch, infrastrukturell, ...)
Die Flugshow in Le Bourget soll ein Wahnsinnserfolg für Airbus gewesen sein. Das läuft etwa so ab, daß da alle namhaften Fluggesellschaften (Singapore Airlines, ...) mit zwei-drei Vertretern antanzen, in den Flieger einsteigen, sich beduseln lassen und dann sagen, wie viel sie davon kaufen (womöglich liegen noch ein paar Telefonate dazwischen). Dabei geht es durchaus auch um Tempo, so ein Riesenvogel will erst einmal in vernünftigem Zeitraum gefertigt sein (ganz abzusehen von dem ganzen zeitraubenden Drumherum, Sicherheitschecks, Einschulungen, Bibabo)! Der Run war so groß, daß nach ein paar Minuten Airbus den Preis pro Stück gleich einmal um etliche Mio € angehoben hat.
Noch was wegen der Zulieferer: Die müssen alles vorfinanzieren (auf der Zunge zergehen lassen), bis die fertigen Flugzeuge abgesetzt sind. Der Zwang ist aber da, wo kommen sonst die Aufträge her?
Noch ein nettes techn. Detail zum A380: Die Enden der Tragwerke haben eine statische Absenkung in Ruhe von 8 Metern (kein Schreibfehler)! Erst im Flugbetrieb bei der entsprechenden Verformung haben die Tragwerke die notwendige Steifigkeit. Sowas macht man was ich weiß nur im Flugzeugbau und es wird durch plastische Verformung über die Dehngrenze erreicht. Irgendwie lagern sich da die Moleküle im Gefüge um und die Festigkeit wird um einiges größer (geht nur bei dafür vorgesehenen Legierungen, bei Stählen gibts auch sowas, die heißen dann TRIP glaub ich).