florianklachl hat geschrieben:Ich find da eben, die Grundhaltung der Regierungen sollte auf demokratischen Prinzipien beruhen, wo man sich in Verhandlungen auf etwas einigt, anstatt kleine Laender mit Sanktionen zu belegen, damit die groszen es sich richten koennen.
Ich fürchte, genau das ist das Problem an dem Ganzen. Eigentlich gibts derzeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder es gibt einen (ein paar), die den dicken Mann (oder Frau) markieren, und alle anderen die Wadln viererichten damit sie spuren. Dann kann man nur hoffen, dass derjenige nicht nur weiß was er tut, sondern auch im Sinne des Volkes (oder noch viel besser, der Menschlichkeit; ist ja bei weitem nicht das selbe!) handelt.. Und nicht im Sinne der Banken, der Großkonzerne, des Erhalts des Status Quo, oder der USA.. Naja ..
Oder es wird verhandelt, abgestimmt, revidiert, eine Einigung erzielt, und danach gehandelt. Aber sobald der erste auf 'Fairness' oder 'Gleichbehandung' oder irgendsoeinen neumodischen Firlefanz besteht, ists schon vorbei mit entweder der Handlungsfähigkeit, oder der Gleichberechtigung. Denn Fairness kann man objektiv nicht bewerten, und in den seltensten Fällen überhaupt subjektiv herstellen ( = alle Beteiligten fühlen sich fair behandelt), i.e., es gibt überhaupt ein Equilibrium. Damit ist das Tor offen zu endlosen - und somit sinnlosen - Diskussionen und Verhandlungsrunden. Absichtlich oder unabsichtlich, das ist die perfekte Hinhaltetaktik um sich einer Handlung bzw. Veränderung zu entziehen, und das ist ja letztlich genau das was meist passiert: Die Flüchtlinge sind jetzt da, die Politik verhandelt; bis sie fertig sind, sind die Flüchtlinge möglicherweise nicht mehr da. Win-Win für die Politiker.
Man kann halt abstimmen, aber ist eine 80% Mehrheit jetzt kein Bullying von den 80% gegenüber den 20% die sich dagegen aussprechen, vielleicht mit gutem Grund? Was bei 51% Mehrheit? Solangs nicht einstimmig ist, heißt das auch nur dass irgendwelche Argumente unter den Tisch gekehrt werden, oder es einfach nur weniger Leute trifft als nicht trifft/nicht tangiert. Oder es gibt halt einfach einen trotzigen Rabauken, der sich einfach nur aufführn will. Oder die Medien haben allen bis auf ein paar wenigen Geistergeschichten und krause Vorstellungen in die Birne gesetzt ..
Entscheidungsfindung, mit vielen beteiligten Interessensgruppen, mit lauter komplexen Zusammenhängen, zwischen lauter "Lösungen" die alle problematisch sind, sodass man in möglichst kurzer/vorgegebener Zeit eine möglichst gute Lösung findet.. Diktatur, Demokratie, Monarchie, Weisen-Rat, Supercomputer-Overlord, .. Es gibt bisher kein Patentrezept, und wirds wohl auch nie geben.. und da ist noch nicht mal die Frage drin, was jetzt eigentlich 'gut' ist (oder genauer, für wen..). Die Demokratie loost jedenfalls bei der Zeitkomponente gewaltig ab.
Der andere Haken ist, von wegen Selbstverständnis der EU; ich glaube nicht dass irgendein Politiker in der EU der Meinung ist, dass Flüchtlinge nicht aufnehmen menschlich vertretbar und OK ist (außer vieleicht dem Strache und diesem widerlichen ungarischen Premier und anderen rechten, vollgefressenen Zecken), und ein humanitäres Bild ist sicher auch das, was die EU nach außen zeigen möchte. Aber am Ende des Tages, wenns um die Frage geht, was man jetzt konkret macht, und wer zahlt, ist aus obengenannten Gründen, fehlendem Handlungswillen und anderen Prioritäten (wieder die Frage, was jetzt eigentlich 'gut' ist.. wenn man die "eigenen" EU-Bürger in den Vordergrund stellt schauts halt anders aus als wenn man die Menschen in der Gesamtheit betrachtet), macht jeder einen Rückzieher.
Ich glaub schon, dass jeder einzelne handlungswillig ist und schlecht schläft wenn wieder einen Tag lang nix weitergeht, aber in Summe passiert einfach nix. Jeder der schon mal in einem Konsortium voller in ihrem Gebiet intelligenter Leute gesessen ist, die sich auf irgendwas einigen mussten, kann dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit sicher nachvollziehen
Die Ungarn haben ja offensichtlich kein Vertrauen in die EU, als das sie sagen würden, OK, wir nehmen die ganzen Leute jetzt mal auf unsere Kosten auf, damit mal kurzfristig wenigstens irgendwas passiert, und dann wird die EU schon einspringen und eine Lösung für alle finden. Und zu Recht, denn spätestens seit Griechenland wissen die Länder, wieviel Zusammenhalt in der EU wirklich drin steckt, und wie "schnell" die EU reagieren kann.
Aber ob das ein Strukturproblem ist, oder ein Problem mit unseren Entscheidungsträgern, oder beides.. schwer zu sagen. Wahrscheinlich wie immer im Leben: Beides.
florianklachl hat geschrieben:Eine Quotenregelung innerhalb eines Gebiets ohne echte Binnengrenzen, wie Du selbst schreibst, ist halt ziemlich sinnlos (wenn man Fluechtlinge woanders hinschickt, kehren sie natuerlich wieder nach Deutschland zurueck, wie wuerdest Du das verhindern wollen?) und reine Augenauswischerei, um von der Handlungsunfaehigkeit mancher Politiker ablenken zu koennen.
Das würd ich so nicht sehn.. ist ja nicht so, dass alle unbedingt nach Deutschland wollen.. oder Ungarn. Und die paar, die doch unbedingt in ein bestimmtes/anderes Land wollen.. Naja, das ist irgendwo der Punkt an Schengen, und gleiches gilt aber auch für die ganzen Deutschen, die nach Österreich kommen.. oder die Südtiroler die unsere Schwammerl klaun.. Kein Unterschied. Is halt so. Leute fahrn in der Gegend rum
Da gehts wohl halt eher darum, wo man die Züge mit den ganzen Leuten hinkarrt, und welches Land da jetzt wieviele Barracken und Ore-Trucks aufbaun muss, um ihre Mission zu erfüllen.
Weil nämlich: das Geld zu den Flüchtlingen hinkarren statt umgekehrt ist in unserem Banksystem ja offensichtlich wesentlich schwieriger.. und so was wie booking.com für Flüchtlinge, damit sie sich im vorhinein schon mal ein Zimmer im Zielland reservieren können oder sehen können dass schon alles belegt ist gibts ja offensichtlich auch nicht.
Das wirklich perverse an der ganzen Situation find ich ist, dass die Flüchtlinge ja offensichtlich erst mal illegal hierher reisen müssen, um dann hier legal Asyl zu bekommen. Die Leute kommen da ja wohl kaum per Schlepper rüber wegen dem großartigen Komfort und dem Entertainmentprogramm. Da könnte man auch mal anfangen anzusetzen..
florianklachl hat geschrieben:Fluechtlingshilfe hierzulande ist selbstverstaendlich richtig und gut, vor Ort aber vielleicht noch wirksamer und auch gerechter, sagen auch UNO-Leute.
Jep.
Man könnte z.B. im Sinne der Menschenliebe den Strache hier mal einsparen und sein Gehalt vor Ort runterschicken .. oder die Steuereinnahmen von Waffenfirmen aus der EU die Krisengebiete beliefern in die Flüchtlingslager stecken. Wär ja mal ein Anfang.