Hab ich mir grad gedacht, könnte man nicht eigentlich den globalen Temperaturanstieg abschwächen, indem man den Effekt von Vulkanausbrüchen nachahmt und reflektierende Schwebstoffe in der Atmosphäre ausbringt. Lässt man eine Antonov mehrmals pro Tag Schutt in der Stratosphäre abladen, könnte man damit in einem Jahr grob gerechnet schon wesentlich mehr Material in die höheren Luftschichten bringen als der Eyjafjallajökull vor ein paar Jahren. Technisch wär das also durchaus machbar und auch gar nicht teuer. Die Effizienz könnte man sicher steigern, indem man nach Stoffen sucht, die besonders gut die Sonnenstrahlung reflektieren. Dass die Methode an sich funktioniert, die Temperatur beeinflusst werden kann und auch keine langfristigen unerwünschten Nebenwirkungen etwa auf das Ozonloch zu erwarten sind, ist durch Vulkanausbrüche der jüngeren Zeit hinreichend belegt (wir leben immer noch).
Tatsächlich gibt es bereits Studien, die in diese Richtung gehen, siehe etwa folgenden Artikel (Hauptautor ist übrigens niemand Geringerer als Pope Francis höchstpersönlich.
)!
http://www.nature.com/nclimate/journal/ ... e1528.html
Die Methode, die Sonneneinstrahlung mit Schwebstoffen gezielt abzuschwächen, nennt sich "Aerosol induced Solar Radiation Management (SRM)":
http://www.geoengineering.ox.ac.uk/what ... gineering/
Die relativ geringe globale Temperaturzunahme zwischen den 60er und 90er Jahren wird interessanterweise auch auf dieses Prinzip, konkret intensivierte, damals aber noch schmutzigere Verbrennungsmethoden in der Industrie, die zu vermehrter Schwebstoffanreicherung in der Stratosphäre geführt haben, zurückgeführt.
Fraglich ist, wieso in diesem Bereich nicht viel intensivere Forschungsanstrengungen unternommen werden. Klar, die bessere Lösung zur Milderung des Klimawandels ist die Reduktion von CO2-Emissionen, i.e. Ursachenbekämpfung. Nachdem die Unsicherheit, wie hoch der Temperaturanstieg bei weiterer Zunahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre tatsächlich ausfallen wird, wegen diverser Unwägbarkeiten (Nettoeffekt verstärkter Wolkenbildung auf den Wärmehaushalt, allfällige nennenswerte Methanausdünstung in aufgetauten Permafrostböden etc.) ausgesprochen hoch ist, wäre es aber vorteilhaft, Gegenmaßnahmen parat zu haben, falls das Worst Case Szenario einer Erderwärmung von deutlich mehr als nur zwei Grad eintritt. Dafür wäre es aber notwendig, jetzt schon in Forschung und Entwicklung zu investieren, da die nötigen Vorlaufzeiten bis zur Einsatzreife von SRM sicherlich viele Jahre betragen.
Ein erstes Experiment in größerem Maßstab namens SPICE ist anscheinend aufgrund von Bedenken von Umweltschutzorganisationen (!) abgedreht worden. Man möchte verhindern, dass der Druck auf die Politik, zu versuchen, den CO2-Ausstoß zu verringern, nachlässt:
"The existence of such techniques may reduce the political and social impetus to reduce carbon emissions." (Guardian)
Darüber hinaus wird darauf verwiesen, dass mit SRM zwar ein Temperaturanstieg, aber nicht die Übersäuerung der Weltmeere verhindert werden kann. Das ist zwar richtig, eine Teillösung als Plan B ist aber imho immer noch besser als gar kein Plan B. Außerdem sind die Folgen einer alleinigen Übersäuerung ohne Kombination mit einer Erwärmung und einhergehender Abnahme der Sauerstoffkonzentration der Ozeane vergleichsweise gering. Die Korallenriffe werden wahrscheinlich nicht überleben, aber für diese schaut es längerfristig so oder so nicht gut aus. Lokale Maßnahmen gegen die Übersäuerung könnten hier angeblich greifen, doch das ist wieder eine andere Geschichte (angeblich relativ kostspielig und ebenfalls noch kaum erforscht).