Natürlich hab ich übertrieben. Ich find den Link leider nicht mehr, vor einiger Zeit hab ich jedenfalls einen Vergleich gelesen, wo das Mittel der in Deutschland befindlichen Fahrzeuge hochgerechnet wurde und das Ergebnis herauskam, dass der Verbrauch um gerade nur 9 % gesunken ist. Wenn ich so überleg, was Anfang der 90er herumgefahren ist, und wie es heute aussieht, klingts plausibel (damals hab ich mich für Auto-Specs sehr interessiert).
Was mich so ärgert ist ja bloß, dass der öffentliche Aufruhr über Spritpreise in keinem Verhältnis dazu steht, wie mit dem Rohstoff umgegangen wird (sowohl von Seiten der Fahrer wie auch von politischer Seite). Des weiteren ist der Posten "Energie zum Betrieb" bei einem Auto noch relativ günstig belegt, wenn man sich vergleichsweise Anschaffung (irgendwer muss die Dinger ja auch neu kaufen), Werkstattkosten und Versicherung ansieht.
Bezüglich Extras: Du hast das zu verkürzt dargestellt. Bei Sicherheit zu sparen ist einmal sicher der falsche Weg. Aber woher kommt der Bedarf an "Sicherheit" in technischer Hinsicht? Man kommt, den Leichtbau betreffend, schnell in einen Strudel.
Kurze Analogie zur Verdeutlichung: Lass aus 10 m Höhe eine Daunenfeder und eine hohle, ideale Stahlkugel mit 5 cm Durchmesser und 0,3 mm Wandstärke fallen (von mir aus auch im luftleeren Raum). Die Stahlkugel hat einen Depscher, die Daunenfeder - ein High-Tech-Produkt - ist unversehrt.
Will sagen: Es ist nicht nur den Energieverbrauch sondern auch die Sicherheit betreffend beim Fahrzeug ganz essentiell, wieviel Masse man mit sich herumschleppt. Es muss beim Aufprall (wenn wir von passiven Sicherheitseinrichtungen sprechen) alle damit verbundene kinetische Energie (lin. von der Masse abhängig) durch (im wesentlichen) plastische Verformungsenergie absorbieren können, damit das Fahrzeug entsprechend verzögert.
Extras, die oft auch die Sicherheit betreffen.
"Oft" ist dehnbar. Elektrische Dachschiebefenster, Kühlschrank im Handschuhfach, Servomotor, der die Heckklappe aufmacht, elektr. fünf-Achsen-Sitzmorphinganlage, elektr. Fensterheber, 4-Kanal-Soundanlage (obwohl in 95% der Fahrten eh keiner hinten sitzt), Heizung für Popo, Schultern, Ohrlapperln und Außenspiegel und was es sonst noch alles gibt und geben wird fallen für mich unter sinnlosen Firlefanz, der irgendwann hin wird und dann teuer zu reparieren ist, damit der Wiederverkaufswert nicht zu sehr sinkt.
Jetzt wird man entgegnen "Ja, das haben aber nur die teuren Autos". Stimmt, aber wenn man sich umsieht, stellt man fest, dass die Integration solcher Extras vor allem von den Fertigungskosten abhängt (drum kann auch heute jedes Handy 'alles'), die sinken zusehends, weil die Chinesen so brav sind. Daher geht seit Jahren der Trend dorthin, dass viele Features der oberen Klassen sukzessive nach unten bis zu den Billigstautos hin übernommen (und fallweise adaptiert) werden.
Klar laufe ich mit meiner Darstellung Gefahr, als zurückgebliebener Wurzelsepp dazustehn. Und es wäre dumm, sich blindlings gegen den Fortschritt in Fahrzeugen generell zu stellen. Dass seit Mitte der Neunziger Bus-Systeme zum Einsatz kommen, ist beispielsweise ein Segen, spart man sich doch allerhand Kabelmaterial und somit teuren Rohstoff (Kupfer!) sowie letztlich Gewicht.
Oder - zurück zur Sicherheit - Wenn man Fahrertüren im Dachholmbereich mit geschlossenporigem Metallschaum ausfüllt (war lange Zeit Thema, ob sichs durchgesetzt hat, weiß ich nicht), um höhere Formstabilität zu erreichen, damit die Türen nicht so leicht ausknicken, dann wissen wir, dass das im Crashfall durchaus Sinn macht. Mit Haiders Unfalls wurde man ja wiedermal daran erinnert, was das Dach aushalten muss (auch wenn bei dem Szenario Hopfen und Malz verloren war).
Wenn BMW durch Laserschweißtechnik verschiedene Blechstärken miteinander verschweißt und das qualitätsmäßig so hinkriegt, dass man das Resultat nachher sogar noch anständig tiefziehen kann, dann ist das einfach nur geil und zu bejahen. Damit lässt sich entsprechend vorangegangener Simulationen lokal die Steifigkeit erhöhen, da wo sie im Crash gebraucht wird (zum Beispiel in der Side Impact Structure der Türen, da werden von Audi zB Alu-Strangpressprofile verbaut).
Aber bitte festzuhalten - die machen das nicht, um das Auto leichter als vorher zu machen, sondern um den Blödsinn gewichtsmäßig zu kompensieren, den sie im Vergleich zum Vorgängermodell zusätzlich einbaun müssen, weil das Marketing danach schreit.
Bezügl. SUVs: Über die ärger ich mich nimmer. Nur soviel: Die sind überall deplaziert. Es gibt keine praktische Anwendung für ein SUV, hingegen jede Menge Nachteile gegenüber normalen Autos.