Meteorologie u. Klimatologie

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Brett
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von Brett » Mo Okt 15, 2018 7:10 am

Hallo Klachl,

Nachdem du auf dem Gebiet ja immer recht gut informiert bist:

Kannst du mir einen Tipp geben, auf wessen Aussage man am ehesten bauen kann, wenn es um Prognosen um 1 Monat im Voraus bezügl. Frost geht?
Ich hab nämlich derzeit Schwierigkeiten Urlaub zu bekommen, und muss noch diversen Mörtel und Zement heuer verarbeiten. Drum wäre ich froh über jedes Quäntchen Planbarkeit.

LG, Brett

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florianklachl
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von florianklachl » Mo Okt 15, 2018 6:47 pm

Ein-Monats-Prognosen sind natuerlich hoch-spekulativ, laut Vorhersagen fuer die groszraeumige Wetterentwicklung ist die Bildung eines Azorenhoch-Keils in Richtung Island hinauf aber nicht auszuschlieszen, was Anfang November fuer einen Zustrom polarer Luft sorgen koennte. Das bedeutet aber nicht, dass es deswegen gleich strengen Frost geben muesste, eher Temperaturen, die halt in Richtung 0 Grad tendieren. Bei Hintersd0rf muesste man vermutlich wegen der exponierten Lage ~2 Grad extra abziehen.

Eine schoene Zusammenstellung der wichtigsten verfuegbaren Novemberwetterprognosen findet sich auf folgender Seite:
https://www.wetterprognose-wettervorher ... -2018.html

Eine Zusammenschau der wichtigsten Wettervorhersagemodelle fuer die kommenden zwei Wochen (solange die Temperaturbueschel beeinander bleiben, ist die Prognose relativ sicher) steht auf der K(l)achelmann-Wetterseite zum Abruf bereit: :thumbsu:
https://kachelmannwetter.com/at/vorhers ... rf/xltrend

Fazit: am besten die letzten goldenen Herbsttage dieser und der naechsten Woche ausnutzen, da geht sich Frost mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht aus.

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Brett
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von Brett » Di Okt 16, 2018 6:33 am

Vielen Dank, mit dem ersten Link kommt man eh schon recht weit.
Dass solche Prognosen nur vage sein können, ist klar.
Mir geht es eh mehr um die Grobunterscheidung zwischen anhaltenden Frost mit Minustemperaturen die ganze Nacht hindurch und dem Zustand darüber.

Wenn man in unmittelbarer Nähe von Erdreich betoniert und die Oberfläche auch noch mit einer Folie abdeckt, kommt man zum Glück eh gut über die Runden (wegen der Wärmeabgabe des Bodens und der Reaktionswärme beim Abbinden des Betons selbst).

Ärgerlich ist nur: Ich hatte voriges Jahr genau das gleiche Problem und wollte mir zur Vorbeugung heuer eigentlich schon im Sept. zwei Wochen frei nehmen ... ist nicht gelungen. Jetzt werden es halt zwei Wochen von Allerheiligen weg.

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Osterhasi
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von Osterhasi » Di Okt 16, 2018 9:07 am

Die Klimakatasteophe trifft auch OATZ:

https://science.orf.at/m/stories/2941800/

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florianklachl
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von florianklachl » Mi Nov 07, 2018 8:30 pm

Naja, wenn die Gerstenertraege laut Artikel bis zum Jahr 2100 gerade einmal um 3 bis 17% zurueckgehen (= maximal 0.2% pro Jahr), ist das glaube ich nicht die allerschlimmste Folgewirkung des Klimawandels, die zu befuerchten ist. Trotzdem ist das natuerlich keine gute Nachricht. Muss ich halt schauen, dass ich in Zukunft nicht mehr staendig mehr Bier einkaufe, als ich konsumiere (im Keller bei uns lagern immer noch die Balatoni soer aus dem Vorjahr), um das auszugleichen und den Bierpreis stabil zu halten.


Die allerbeste Zusammenstellung internationaler Wetterprognosen, die ich bisher gesehen habe, findet sich auf folgender franzoesischer Seite:

http://www.meteociel.fr/

Dort findet man auch die Langzeitprognosen der Temperaturabweichungen fuer die noerdliche Hemisphaere, die oefters auf den Wetterseiten von oe24.at erwaehnt werden:
http://www.meteociel.fr/modeles/cfsme_c ... &archive=0

Etwas serioesere Vorhersage fuer die Temperaturentwicklung in Europa in den naechsten sieben Tagen (um die Vorhersagezeit zu aendern, einfach mit der Maus an den blauen Knoepfen links neben der Karte entlangfahren):
http://www.meteociel.fr/modeles/icone_c ... &archive=0

Wer wissen moechte, wo auf der Nordhalbkugel gerade Schnee liegt, ist auf folgender Seite gut aufgehoben:
http://www.meteociel.fr/observations-me ... ?region=nh

Vorhersage der Hoehe der Wellen im Nordatlantik:
http://www.meteociel.fr/modeles/nww3_cartes.php

Beeindruckende Darstellung der Temperatur- und Windverhaeltnisse auf dem gesamten Globus (Erdkugel laesst sich mit der Maus bewegen, mit dem Scrollrad kann man naeher heranzoomen). Auf [anim] klicken, um die Temperaturentwicklung in den naechsten Tagen anzeigen zu lassen.: :eek:
http://www.meteociel.fr/modeles/gfse_3d ... h=3&zoom=6

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florianklachl
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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von florianklachl » Di Dez 11, 2018 11:05 pm

Aktuelle Wettervorhersage: reichlich Niederschlag in den kommenden Stunden, der in Hintersd0rf sogar als Schnee niedergehen und auch liegenbleiben koennte :eek:, in Kl0sterneuburg dagegen eher nicht :(.

Weihnachtswetterprognose: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist zwar hoch, fuer Schnee koennte es aber zu warm sein, zumindest fuer Kl0sterneuburger Seehoehe. Die Unsicherheit ist aber sehr hoch, Weisze Weihnachten waeren auch im Flachland in Sicht, wenn es kurz vor Heiligabend zu einer raschen Erwaermung der Stratosphaere in Nordpolnaehe kommt. Das koennte zu einer Polarwindumkehr und dem mittelfristigen Einzug von kalter Kontinentalluft aus Russland bzw. auch zu einer kurzfristigeren Stoerung des Polarwirbels und Polarluftzustrom fuehren (sofern die Hochs und Tiefs gerade richtig positioniert sind).
Details zur Weihnachtswetterprognose mit beinahe taeglichen Updates findet man auf folgender Seite: :thumbsu:
https://www.wetterprognose-wettervorher ... -2018.html

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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von florianklachl » Do Dez 13, 2018 3:33 pm

Auch, wenn sich die Sache mit dem Polarwirbel noch nicht entschieden hat, ist die Wahrscheinlichkeit fuer Weisze Weihnachten in den letzten Stunden signifikant gestiegen: :santa:

"Im Verbund der Wettersysteme können nach der Wetterprognose des amerikanischen Vorhersage-Modells kalte Luftmassen vom Kontinent nach Deutschland, Österreich und die Schweiz geführt werden. Am 24. Dezember liegen die Tageshöchstwerte mit -3 bis +1 Grad verbreitet im Dauerfrostbereich und sinken bis zum 2. Weihnachtsfeiertag mit -5 bis +2 Grad noch etwas weiter ab. In den Nächten wäre mit Frost zwischen -7 und -1 Grad zu rechnen."

"Das Wetter Weihnachten 2018 hängt [..] maßgeblich davon ab, wie sich der Polarwirbel wird entwickeln können und auch davon, was das Hoch über Sibirien macht. Spannend in jeglicher Hinsicht. "

"Langweilig werden die kommenden Tage aus Sicht der Meteorologen sicherlich nicht und der eine oder andere Sprung der Wettermodelle wird noch zu beobachten sein. Vieles hängt von der Entwicklung der sog. Randfaktoren ab, welche den Polarwirbel stark schwächen, oder weiter stabilisieren können."

Fazit: "Der Fisch ist [..] noch nicht geputzt."

->
https://www.wetterprognose-wettervorher ... -2018.html

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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von mastastefant » Do Dez 05, 2019 2:56 am

Hier kann man mal probieren, wie sich verschiedenste Parameter auf die Klimaerwärmung auswirken:
https://en-roads.climateinteractive.org ... 00&v=2.7.6

Gute Nachrichten: Da kann man sogar unter die 1.6° kommen wenn man die Parameter weiterdreht.
Schlechte Nachrichten: Beim genauen hinsehen, die 1.6° ist schon bereits mit fast allen Reglern auf der anderen Seite vom derzeitigen Ist-zustand ..

Kann man sich ja mal damit spielen, was man realistisch findet ..

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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von florianklachl » Do Dez 05, 2019 11:13 am

Das ist fuer mich unglaubwuerdig, weil Nukular da ueberhaupt keine Wirkung hat, in dem Modell wird ein Anstieg der Atomenergie einfach von den Erneuerbaren abgezogen statt von den Fossilen, das ist ja bitte irgendwas...

Immerhin haben sie sogar im Standard letzte Woche einen durchaus sachlichen Artikel ueber Generation 4 Kraftwerke und Atomkraft als Loesung fuer unser Klima als Hauptartikel veroeffentlicht: :thumbsu:
https://www.derstandard.at/story/200011 ... -versorgen
Offenbar fangen die Linken hierzulande jetzt ploetzlich zum Recherchieren an, nachdem in Finnland sogar die Gruenen auf Pro-Atomkurs eingeschwenkt sind. :)

Die Kernfusi0n ab 2040 haben sie ueberhaupt vergessen in dieser Simulation, oder gehoert die zu "New Tech"? Anbei ein paar serioesere Rechnungen zum Energiemix mit bescheidener Beruecksichtigung der Fusi0n (aus https://conferences.iaea.org/indico/eve ... _et_al.pdf ):
fus1.JPG

Was die Klimamodelle zur Berechnung des Temperaturanstiegs angeht, weisz man im Grunde genommmen viel zu wenig, wie stark sich der CO2-Anstieg tatsaechlich auf die Erderwaermung auswirkt, um damit irgendwelche serioesen Prognoserechnungen durchfuehren zu koennen (CO2 selbst bewirkt fast nix, Berechnungen zur Hebelwirkung ueber Wolkenbildung sind sehr ungenau). Anbei ein lesenswerter Artikel zu Faktenlage und Hysterieanteil in der Klimadebatte: https://www.faz.net/aktuell/wissen/klim ... intPreview

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Re: Meteorologie u. Klimatologie

Beitrag von mastastefant » Fr Dez 06, 2019 3:30 am

Naja, bitte, der FAZ Artikel ist aber auch irgendwas .. die vergleichen durchgehend Äpfel mit Birnen. Wetter ist nicht gleich Klima. Irgendeinen Vulkanausbruch und einzelne Ausreißer als Argumente gegen einen messbaren Trend, bei dem zumal die Mechanismen hinreichend bekannt sind zu verwenden ist ziemlich lame.

Das ist so wie wenn ich sagen würde, ich kann ja gar nicht die Brownsche Molekularbewegung von allen Gasteilchen exakt vorhersagen - wie solle ich dann jemals erst recht so was wie einen Temperaturanstieg bestimmen wenn ich das Gas aufheize?

Die Effekte beim Klimawandel sind ja alle nicht so direkt einleuchtend. Der Meeresspiegel steigt ja nicht weil da ein paar Gletscher schmelzen. Der Meeresspiegel steigt, weil sich das Wasser aufwärmt, und warmes Wasser sich halt ausdehnt, und nebenbei schmelzen dadurch halt auch die Gletscher. Damit hat mans nicht mit ein bischen mehr Wasser im Meer zu tun, sondern mit der Ausdehnung vom gesamten Meer. Mag ja prozentmäßig nicht viel Ausdehnung sein - aber ein bischen was von 4km Wassersäule ist immer noch verdammt viel mehr Meeresspiegel.

Das CO2 ist in der Tat ziemlich nebensächlich bei der Energiespeicherung. Das größte Treibhausgas mit Abstand ist nämlich .. Tata .. Wasser. So um Größenordnung Faktor 10.000x herum mehr. Und jetzt? Wasser verbieten? Das Problem ist, wärmeres Meer führt zu mehr Verdunstung. Mehr H2O in der Luft, Größenordnungen mehr Energie gespeichert, mehr Verdunstung, noch mehr Energie, .. Zum Glück gibts da ein Ventil dafür, und das ist Regen. Wenns regnet, kommt das Wasser runter, Energie kann wieder ins All hinaus, alles ist gut. Dumm halt nur wenn mir so was wie CO2 dieses natürliche Ventil dass mir die Selbstverstärkung in Schach hält beeinflusst.
Da wäre es vielleicht schlau, wenn wir diesen Regelmechanismus vielleicht besser in Ruhe lassen, wo er gerade so schön eingeschwungen war... Sonst passieren solche Dinge wie dass Venedig in 1.5m Flutwelle untergeht während Mallorca im Schnee versinkt.

Und dann gibts noch diese ganzen haarigen Folgeeffekte - wie dass El Nino Wassertemperatur und Verdunstung mitsteuert. Und das ist ein weiterer fragiler Effekt, der gerade so grenzstabil vor sich hinläuft. Wenn der plötzlich zusammenbricht, kommt es recht schnell zu recht deftigen Veränderungen. Kann man vielleicht nicht exakt vorhersagen wie genau - aber statistisch und historisch betrachtet man kann sich sicher sein, egal wie es sich auswirkt, es wird ziemlich sicher nicht zu unseren Gunsten ausgehen.

Deswegen, so gesehen, ist finde ich etwas Panik schon durchaus angebracht angesichts der potentiellen Auswirkungen, dem was man schon weiß und erst recht wenn es dann mit dem Verständnis noch solche Lücken gibt, wenn es bedeutet, dass Leute vielleicht endlich mal aufhören SUVs zu kaufen und Kreuzfahrtschiffen das Bunkerfuel verbrennen verboten wird, man Kohle und CO2 mal wieder eingräbt statt ausgräbt, und nicht wegen lokalpolitischen Spinnereien halbe Kontinente abbrennen lässt.


Eine Energiequelle zu verwenden, die das Potenzial hat im Fehlerfall weite Landstriche auf defakto ewig unbewohnbar zu machen, bei der die Endlagerung ein defakto ungelöstes Problem ist (es gibt bisher kein Endlager dass über den nötigen Zeitraum garantiert nicht auseinander bricht, ins Grundwasser leckt, von der nächsten Zivilisation nach uns wieder freigelegt, .. wird. Wir schaffen schon nicht mal 50 Jahre ohne dass alles korrodiert und leckt)... Ist halt eine ziemliche Notlösung. Wenn das irgendwann mal endlich sauber und kosteneffizient über den ganzen Lebenszyklus geht wärs ja toll. Aber in den nächsten 20-30 Jahren schauts ja immer noch eher schlecht aus mit der Serienreife, wenn da nicht mal bald einiges an Tempo und Resourcen zugelegt wird.

Aber die Zeit, sich einzelne Lösungen auszusuchen ist definiv vorbei. Wenn man da noch irgendwas rumreißen will bevor die Runaway-Effekte einsetzen, dann hilft da jetzt nur mehr einfach alles draufzuwerfen was auch nur irgendwie Potential hat, egal was es kostet oder Nachteile hat. Und wenn das heißt, potentiell halbe Staaten zu verstahlen und man ständig Geld reinstecken muss, dann ist das wohl jetzt der saure Apfel, in den man beißen muss.. Das haben vermutlich die Grünen in Finnland jetzt überrissen.

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