[OATZ] für Reue, Buße und Umkehr verirrter Geistlicher.

Politische Diskussionen finden hier statt.
Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Sa Feb 07, 2009 4:25 pm

Hoffentlich bald wieder eine Austrittswelle !!
Ganz ehrlich, so toll finde ich das nicht. Weil die kath. Kirche wohl kaum insgesamt untergehen wird, und was übrig bleibt, sind kritiklose Hardliner.

Benutzeravatar
Hannes
Beiträge: 1973
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm
Wohnort: Exil

Beitrag von Hannes » Sa Feb 07, 2009 8:11 pm

Die Presse hat geschrieben: ....und schuld war Harry Potter. "Da ist Satanismus am Werk", vermutete Pfarrer Wagner.....
JesuZ hat geschrieben:deinen wahn kann ich langsam auch nicht mehr nachvollziehen
Wenn man bedenkt, dass der Grent im Ausland auch schon als "Harry Potter" identifiziert wurde und dafür Gratisgetränke erhalten hat, drängen sich ja obskure Schlußfolgerungen auf :)

In nomine dei Potter luciferi excelsi :schlumpf:
"Wenn sie auf der Toilette waren, werden sie sehr, sehr glücklich sein" - Lu Xiaoqing

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Mi Feb 11, 2009 10:44 am

Die heutige Presse bietet eine Fülle von Artikeln zu den gegenwärtigen Turbulenzen in der kath. Kirche:

http://diepresse.com/home/panorama/reli ... e/index.do

Lesenswert v.a. "Schönborn: 'Selbst der Papst macht Fehler'" und "Neuauflage eines alten Themas". Vor allem in letzterem Artikel findet sich ein Haufen kontroverser Aussagen...

Und als kleiner Bonus:
Darwin-Serie: „Das ist eine verdammenswerte Glaubenslehre“

10.02.2009 | 18:51 | (Die Presse)

Der Forscher, der Theologie studiert hatte und zunächst tiefgläubig war, wandte sich Schritt für Schritt vom Christentum ab.

Am Anfang, als er die Welt noch für erschaffen hielt und „nicht den geringsten Zweifel daran hatte, dass jedes Wort in der Bibel wahr ist“, war Darwin so „orthodox“, dass er die Bibel auch in „einer moralischen Frage als unwiderlegbare Autorität“ zitierte, es war am Beginn seiner Reise auf der „Beagle“, „einige Offiziere lachten“ ihn „herzlich dafür aus (obwohl sie selbst orthodox waren)“.


Eine Grenze hatte er allerdings früh gezogen: „Ich war nie so ein Narr, dass ich gesagt und gefühlt hätte ,credo quia incredible‘.“ Mit der Vernunft musste Gott schon zusammengehen, und weil er das mit fortschreitender Reife von Darwin – und seiner Theorie – nicht tat, wandte sich der Forscher „Schritt für Schritt“ von ihm ab. Und zwar schon auf der Reise mit der Beagle: „In den zwei Jahren (Oktober 1836 bis Januar 1839) war ich zu der Ansicht gekommen, dass das Alte Testament mit seiner manifest falschen Geschichte der Welt, dem Turmbau zu Babal etc. etc. und der Zuschreibung der Gefühle eines rachsüchtigen Tyrannen zu Gott nicht mehr Vertrauen verdient als die heiligen Bücher der Hindus, oder der Glaube irgendwelcher Barbaren.“

Mehr noch: „Ich kann kaum sehen, wie irgendjemand das Christentum für wahr halten kann, denn sein Text scheint mir zu zeigen, dass Menschen, die nicht glauben – das würde meinen Vater, meinen Bruder und fast alle meine Freunde einschließen –, auf ewig bestraft werden. Und das ist eine verdammenswerte Glaubenslehre.“

So urteilt er vom moralischen Standpunkt aus, aber er vertraut auch auf seine Empirie: „Das alte Argument des Design in der Natur“ – Darwin schreibt „design“ – zerrinnt angesichts der Fakten, „es gibt nicht mehr Design in der Variabilität organischer Wesen und der Aktion der natürlichen Selektion als in der Richtung, in die der Wind bläst. Alles in der Natur ist das Ergebnis fester Gesetze.“

In diesem Rahmen kann er einordnen, was ihm lange größtes Kopfzerbrechen bereitet hat, „das viele Leiden in der Welt“. Bei Menschen kann man das irgendwie rechtfertigen – Leid mag zur Besserung aufrufen –, „aber bei den Millionen niederen Tieren durch endlose Zeiten? Dieses alte Argument gegen die Existenz eines intelligenten ersten Grundes scheint mir ein starkes.“


Glaube, ein Instinkt wie andere?

Dann geht er den letzten Schritt und ordnet den Glauben selbst in die Evolution ein, zunächst nur auf seinem Schreibpapier: Darwins Autobiografie wurde zu seinen Lebzeiten nicht publiziert. Als es dann daran ging, hatten seine tiefgläubige Frau Emma und einer seiner Söhne die Fäden in der Hand. Bei der Lektüre schluckt Emily alles bisher Zitierte, aber dann kommt eine Passage, in der Darwin den „Glauben von Kindern an Gott“ mit der „instinktiven Furcht eines Affen vor einer Schlange“ vergleicht.

Nun greift Emma zum Stift und schreibt an den Sohn: „Ich möchte diese Sätze streichen, weil die Meinung deines Vaters, dass alle Moral aus der Evolution kommt, mich schmerzt. Es gibt einem einen Schock und würde erlauben zu sagen – wie ungerechtfertigt auch immer –, dass er allen spirituellen Glauben nicht höher einschätzt als erbliche Aversionen wie die Furcht der Affen vor Schlangen.“ Das wurde erst 1958 publiziert.

Morgen ist Darwins 200. Geburtstag, die Serie endet heute. Sie begann mit Darwins Lieblingstier, dem Regenwurm (23.1.), tastete sich über sein Familienleben und sein Erschrecken über die Feuerländer an seine Person (24.1., 27.1.), kam zum Werk: Es ging um die Vögel, die den Anstoß gaben (29.1.), es folgten Mechanismen und Triebkraft der Evolution (31.1., 6.2.); es ging zurück zur Person mit hoher Empathie (7.2.), es ging nach vorn zur Evolution heute (10.2.); ein Zwischenspiel thematisierte Darwins wenig ausgeprägtes Verhältnis zur Kunst (5.2.). jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2009)

Benutzeravatar
Grent
Bierfass
Beiträge: 15284
Registriert: Do Nov 11, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von Grent » Mi Feb 11, 2009 12:59 pm

:thumbsu:
Religion is like a penis.

RocketLeague:
RLTN | RLStats | ballchasing.com | calculated.gg
:flag:

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Mi Feb 11, 2009 1:52 pm

Kleine Anekdote zwischendurch: kurz nachdem ich das gepostet habe, hatte ich Besuch: die Zeugen Jehovas standen vor der Haustür...

Zufall?!

:D ;)

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » So Feb 15, 2009 9:36 pm

http://orf.at/090215-35039/index.html

Na bitte, soviel Gespür ist wenigstens da.

Benutzeravatar
Hannes
Beiträge: 1973
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm
Wohnort: Exil

Beitrag von Hannes » So Feb 15, 2009 9:57 pm

Da gabs vermutlich eine inoffizielle Aufforderung aus dem Vatikan die zu diesem "freiwilligen Rückzug" geführt hat. So kann man halt das Gesicht waren und muss keine Fehler eingestehen.
Muss nicht so sein, ich nehme es jedoch schwer an. Wie auch immer, die Entscheidung war richtig und mir bietet sich dadurch eine Angriffsfläche weniger. Schade für mich, besser für alle Gläubigen :)
"Wenn sie auf der Toilette waren, werden sie sehr, sehr glücklich sein" - Lu Xiaoqing

Benutzeravatar
Hannes
Beiträge: 1973
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm
Wohnort: Exil

Beitrag von Hannes » Mo Feb 16, 2009 11:01 pm

Hannes hat geschrieben:Da gabs vermutlich eine inoffizielle Aufforderung aus dem Vatikan die zu diesem "freiwilligen Rückzug" geführt hat. So kann man halt das Gesicht waren und muss keine Fehler eingestehen.
Muss nicht so sein, ich nehme es jedoch schwer an. Wie auch immer, die Entscheidung war richtig und mir bietet sich dadurch eine Angriffsfläche weniger. Schade für mich, besser für alle Gläubigen :)
Ich muss mich korrigieren. Anscheinend gibts doch noch Leute die ihr Rückgrat nicht an der Garderobe abgeben
"Wenn sie auf der Toilette waren, werden sie sehr, sehr glücklich sein" - Lu Xiaoqing

Benutzeravatar
florianklachl
Beiträge: 5951
Registriert: Sa Nov 13, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

ad Darwin

Beitrag von florianklachl » So Feb 22, 2009 4:17 pm

Ich weiß ja nicht, warum Darwin jetzt im Jubliäumsjahr auf einmal gar so hochgejubelt wird, sicher war er ein guter Biologe, aber von seinen philosophischen Erkenntnissen, die ich bis jetzt von ihm gehört habe, bin ich weniger begeistert, auch von denen von Cannibal aus der Presse zitierten:
  • Dass man die Bibel nicht wie eine Geschichtschronik lesen soll, und das Alte Testament schon gar nicht, weiß jeder, der die entsprechenden Texte gelesen hat und die Hintergründe kennt.
  • Auch Kirchendogmen sind nicht oberflächlich wortwörtlich interpretierbar; darum ist die Behauptung von Darwin, dass es dem Christentum darum gehe, Ungläubige in der Hölle schmoren zu sehen, eine ziemliche Frechheit, weil wider besseren Wissens; immerhin hat Darwin Theologie studiert.
  • Zur "Design"-Frage: die Evolutionstheorie ist natürlich sehr schön, einfach und naheliegend, ich frag mich aber schon, ob sich wirklich alles in der Entstehungsgeschichte der Artenvielfalt damit erklären lässt. ZB frag ich mich, wieso es eigentlich weiße Schmetterlinge gibt? Die sind schlecht getarnt, langsam und schwerfällig, als natürlicher Feind brauch ich da nur einmal hinschnappen und weg sind sie! Trotzdem gibt es sie aber noch, offenbar hat die Selektion hier darauf vergessen.
[CENTER]Bild[/CENTER]
  • Zur "Theodizee"-Frage (das viele Leiden in der Welt): hier muss man schon sagen, dass das Übel der heutigen Zeit in fast allen Fällen hausgemacht ist, der Mensch also daran Schuld trägt. Das gilt auch für Naturkatastrophen: Viel Leid wäre vermieden worden, wenn die Tsunami-Frühwarneinrichtung in Hawaii nicht erst nach einem Anlassfall installiert worden wäre; wenn man nicht in exponierten Lagen wie New Orleans mit völlig unzureichenden oder schlecht gewarteten Schutzeinrichtungen Ballungszentren entstehen hätte lassen; zum Klimawandel brauch ich wohl nichts dazusagen. Auch die Not in Afrika ist kein von Gott verordneter Dauerzustand, wie das die Atheisten gerne hätten, um sich Gott, der ja dann nicht lieb sein kann, mit Trick 17 wegzuargumentieren. Die UNO rechnet regelmäßig vor, dass soviel mehr Engagement gar nicht nötig wäre, um zumindest die sog. "Millennium Development Goals" zu erreichen. Und wenn man sich Österreich, die Insel der Seligen anschaut, stimme ich der These zu, dass wir längst im Paradies leben würden, wenn wir nur halbwegs so viel (und effektiv) arbeiteten wie unsere Vorgängergenerationen und auch nur halbwegs so sozial engagiert wären. Heut schaut nur mehr jeder in sein Narrenkastl, was die anderen machen, ist einem relativ egal bzw. hat einem sogar egal zu sein, wenn man heutzutage als liberal gelten will (leben und leben lassen, das ist die neue Toleranz).
  • Und wenn da die Presse in dem Zusammenhang versucht, Darwin als die bessere Edith Klinger hinzustellen, der sich um das Leid der Tiere sorgt, ist das schon eine sehr verzerrte Darstellung. Um das Leid der Menschen hat sich Darwin jedenfalls weit weniger gesorgt, zB wenn er gemeint hat, es sei "naturwidrig, dass zivilisierte Völker ihre an Körper und Geist schwachen Volksgenossen ("Idioten, Krüppel und Kranke") nicht sterben lassen, wie das die Wilden tun". Darwin hat auch gemeint, es sei "ein Unglück, dass die biologisch, moralisch und bildungsmäßig wertlosen Menschen mehr Kinder zeugen als wertvollere, z.B. die katholischen Iren mehr als die protestantischen Schotten." Der Sozialdarwinismus, die Ideologie der Nazis, ist nicht umsonst nach Darwin benannt. Davon steht in der Presse aber freilich kein Wort, Darwin ist ja jetzt bei den Liberalen der neue Heilige.
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

Benutzeravatar
Intruder
Verlegenheitstrinker
Beiträge: 63
Registriert: Mo Mär 07, 2005 1:26 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von Intruder » Mo Feb 23, 2009 12:07 pm

florianklachl hat geschrieben:ZB frag ich mich, wieso es eigentlich weiße Schmetterlinge gibt? Die sind schlecht getarnt, langsam und schwerfällig, als natürlicher Feind brauch ich da nur einmal hinschnappen und weg sind sie! Trotzdem gibt es sie aber noch, offenbar hat die Selektion hier darauf vergessen.
Da es sich bei der Selektion nicht um einen zielgerichteten Plan handelt, kann sie auch nichts "vergessen". Nur weil man gewisse Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick erkennt, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht existieren.
Bei Schmetterlingen kommt es übrigens häufig vor, dass auffällige Muster vorhanden sind. Als möglichen Grund würd ich hier einfach einmal die bessere Erkennbarkeit zum Finden eines Partners (-> bessere Chance zur Vermehrung) annehmen. Offensichtlich überwiegt der Nutzen der größeren Nachkommenschaft die Nachteile durch höhere Verluste durch Räuber.

Klingt für mich um einiges plausibler, als einen imaginären Freund im Himmel anzunehmen, der in seinem magischen Kochtopf herumrührt und Viecherln auf der Erde "designt". Aber da ich prinzipiell nicht an übersinnlichen Schmarrn glaub, hab ich hier vermutlich Vorurteile.

Antworten