Gott?!

Wissenschaftliche Diskussion auf Gerstensaftbasis. Alle öffentlichen Themen, die sonst nirgends dazu passen, kommen hier rein.
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JesuZ
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Beitrag von JesuZ » Fr Jan 11, 2013 5:22 pm

Der Hitler hat So leiwande Bilder gemalt. Holocaust? Geht bitte, seine Götter kann man sich halt nicht aussuchen.
Auch irgendwas das ihr daherschreibts.
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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Jan 11, 2013 5:27 pm

Ich find die Bilder vom Hitler eigentlich nicht sooo leiwand. ;)
Forma, Eier Gnodn.

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Brett
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Beitrag von Brett » Di Apr 23, 2013 7:56 am

Angeblich ein Brief, den der Werner Herzog seiner Putzfrau hinterlegt hat: :uhoh:

http://www.lostateminor.com/2012/05/02/ ... ning-lady/
Forma, Eier Gnodn.

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Jun 06, 2014 9:32 am

JesuZ hat geschrieben:Der Hitler hat So leiwande Bilder gemalt. Holocaust? Geht bitte, seine Götter kann man sich halt nicht aussuchen.
Auch irgendwas das ihr daherschreibts.
Hätte - rein hypothetisch - innerhalb von Kinderdickdärmen vorgefundene DNA aus Spermaspuren Michael Jacksons dessen künstlerischen Stellenwert geschmälert? Sein Auftreten auf der Bühne und seine Genialität als Musiker?
Oder ein reales Negativbeispiel: Winnie the Pooh wurde aus dem türkischen Staatsfernsehen verbannt - wegen Ferkel.

Da muss man schon sauber trennen können, sonst braucht man sich mit Kunst find ich gar nicht mehr befassen.


Eigentlich wollt ich das hier posten: ;)
https://www.youtube.com/watch?v=aUbs-eMJOnk
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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Fr Jun 06, 2014 10:00 pm

Hätte - rein hypothetisch - innerhalb von Kinderdickdärmen vorgefundene DNA aus Spermaspuren Michael Jacksons dessen künstlerischen Stellenwert geschmälert?
Ich würd schon sagen, dass dem so wäre, ein Künstler hat für viele Leute Vorbildfunktion, darum sollte er sich auch vorbildlich verhalten. Ist ja jetzt auch nicht so, dass der Michael Jackson der einzige große Künstler wäre, geh einmal in die Staatsoper, dort findest du Dutzende die sogar noch besser singen und tanzen können als er, gerne auch zu moderner Musik. :) Bei einem Priester, der sich an Kindern vergeht, würdest du auch nicht sagen, aber das ist doch so ein genialer Seelsorger, das macht alles wieder wett?
Dem Nitsch seinem Ansehen hat seine Steueraffäre glaub ich auch ziemlich geschadet (und wahrscheinlich auch die Tatsache, dass nicht einmal der Staat dem Baumax seine Bilder zum Diskontpreis abkaufen wollte).
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Brett
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Beitrag von Brett » Sa Jun 07, 2014 5:14 pm

florianklachl hat geschrieben:Ich würd schon sagen, dass dem so wäre, ein Künstler hat für viele Leute Vorbildfunktion, darum sollte er sich auch vorbildlich verhalten.
Gut, die Künstler, die sich allzu stark an anderen Vorbildern orientieren oder einfach nur in der Nachahmung der Realität üben, sind ja eh oft die schlechtesten. Fotoapparate, Mikrophone, 3D-Scanner etc. können das ja wohl besser.
Ich würde bei denen eher von guten Handwerkern sprechen.
Wer dann auch noch meint, die Moralvorstellungen seiner "Vorbilder" übernehmen zu müssen, dem ist ja eh nicht mehr zu helfen. Der soll sich doch lieber in den Wald stellen und zuschauen, wie die Bäume wachsen. Dann bekommt er tatsächlich das was er sieht! Die Kunstwerke der Natur, hui. :rolleyes:
Ist ja jetzt auch nicht so, dass der Michael Jackson der einzige große Künstler wäre, geh einmal in die Staatsoper, dort findest du Dutzende die sogar noch besser singen und tanzen können als er, gerne auch zu moderner Musik.
Ich weiß aber keinen Opernsänger oder Balletttänzer (von Weltformat), der wegen sexueller Übergriffe an Kindern vor Gericht war.
:) Bei einem Priester, der sich an Kindern vergeht, würdest du auch nicht sagen, aber das ist doch so ein genialer Seelsorger, das macht alles wieder wett?
Ein Priester ist kein Künstler, sondern aus meiner Sicht eher das Gegenteil.

Und ich hab bittschön weder gesagt noch gemeint, dass das künstlerische Schaffen einer Person deren Vergehen an Kindern wettmachen würde. Das hast du dir so zusammengereimt.
Dem Nitsch seinem Ansehen hat seine Steueraffäre glaub ich auch ziemlich geschadet (und wahrscheinlich auch die Tatsache, dass nicht einmal der Staat dem Baumax seine Bilder zum Diskontpreis abkaufen wollte).
Wenn mir einer erklärt, dass er Nitschens Kunst vor Bekanntwerden seiner Steueraffäre besser fand als danach, dann lach ich den aber ganz laut aus!
Und was das Essl-Haus angeht: Geh einmal rein! Ist nicht bloß Nitsch drin, wo Essl draufsteht ...

Ich kann mit diesen Vergleichen alles in allem nur wenig anfangen.
Forma, Eier Gnodn.

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Brett
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Beitrag von Brett » Mi Feb 17, 2016 2:23 pm

Heilig-Kreuz Münster - Ein Geistlicher beklagt den Zeitgeist:

"Liebe Freunde unserer Facebookseite,
an diesem Wochenende habe ich den Gemeindemitgliedern mitgeteilt, dass ich auf meinen Wunsch hin ab Ostermontag vom Bischof als Pfarrer entpflichtet und als Priester beurlaubt werde. Ich werde weiterhin Priester bleiben, mich aber zunächst einmal für einige Zeit in Kloster zurückziehen. Meine Beweggründe habe ich in dem folgenden Text zusammengefasst.
?Kurskorrektur!
Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt. Eine Geburt in stabile familiäre, soziale und gesellschaftliche Verhältnisse. Eine Berufung und Begabung zu einem Dienst in einer Glaubensgemeinschaft gaben mir Halt und Orientierung. Ich hatte die Möglichkeit zu suchen und habe gefunden.
An allen Orten, an denen ich als Priester wirken konnte, war ich so, dass ich auf nichts anderes gewartet habe. Innere und äußere Umstände führten zu einer hohen Zufriedenheit. Hätten meine Vorgesetzten mich dort ´vergessen´, wäre es eine gute Zeit geworden.
Persönlichen Neigungen konnte ich nachgehen, sei es beim Studium der Kunstgeschichte oder bei Reisen. Ich habe Freude an Vielem und habe sie auch noch, die Freude am Schönen.
Aber es stellt sich mir verstärkt die Frage: Wofür lebe ich?
Die Veränderungen im Verhältnis der Gesellschaft zur Kirche, aber auch das Verhalten der Mitglieder in ihr, haben zu einer schrittweisen Veränderung bei mir geführt. Solange ich lebe, kenne ich nur eine schwindende Zahl bei den in der Kirche Aktiven und eine wachsende bei den Kirchenaustritten. Die Reaktionen auf dieses Phänomen sind bei Kirchenleitung, Gemeindeleitung und in den Gemeindegremien sehr ähnlich. Gemeinden, Seminare und Klöster werden geschlossen oder zusammengelegt, um dann meist das Bisherige weiterzumachen.
Als ich 1980 mit dem Studium begann hieß es, die Nachwuchszahlen gehen bergauf. Das anschließende Sinken wurde mit der sinkenden Geburtenrate erklärt. Als der Rückgang erheblich unter den der Geburtenrate sackte, gab es den Trost, dass die Zahl der Priester im Verhältnis zu den Gottesdienstbesuchern höher sei als noch vor Jahren und weltweit sowieso. Der z.T. hohe Einsatz von Priestern der Weltkirche, ermöglicht durch die Kirchensteuer, überbrückte wiederum einige Jahre. Inzwischen steuern die Eintrittszahlen in den Seminaren mancherorts auf eine Null-Linie zu. Wir gestalten die Zukunft von Kirche in den Gemeinden immer noch nach dem Modell der Vergangenheit. Auch ich habe dafür nicht die eine Lösung parat. Was erwarten wir von den Männern, die sich in dieser Situation auf den Weg machen, um Priester zu werden. Kann man dafür guten Gewissens noch werben?
Es besteht bei den Antworten auf die Fragen, die sich uns in dieser Umbruchszeit stellen, kein Konsens. Hinsichtlich des Pastoralplans für unsere Gemeinde kam auf die Frage „Was wünschen sie sich für die Zukunft?“ auch die Antwort „Das alles wieder so ist wie vor 30 Jahren“. Diese Antwort halte ich für die ehrlichste, die mehrheitsfähigste und eine, die ich sogar nachvollziehen kann. Und doch ist es diejenige, deren Wunsch am unwahrscheinlichsten in Erfüllung gehen wird. In was für einem Dilemma befinden wir uns, wenn Wunsch und Wirklichkeit so eklatant im Widerspruch stehen?
Unsere zahlreichen Kindergärten und Schulen werden als Chance der Glaubensverkündigung gesehen. Ist diese Hoffnung in den letzten Jahrzehnten in Erfüllung gegangen? Ich halte auch hier die Hoffnung, die sich an dieses Projekt bindet, für unrealistisch - die Arbeit an sich ist gut und richtig. Ich stelle die Frage an das Modell, das kaum die Erwartungen erfüllt, nicht an das Personal, nicht an das Engagement für die Kinder und Jugendlichen – nur daran, ob dies wirklich ´Lernorte des Glaubens´ sind? Wurden die Erwartungen der letzten Jahrzehnte erfüllt, als wir auf noch mehr Erzieher/innen zurückgreifen konnten, die eine Glaubenspraxis kannten und lebten?
Was sich unter dem Begriff ´Caritas´ herausgebildet hat, ließ der Kirche lange Zeit höchsten Respekt zukommen. Das soziale Engagement war eine gute Begründung für eine Kirchenmitgliedschaft. Die letzten Umfragen haben gezeigt, dass die Menschen Caritas und Kirche kaum mehr zusammen sehen. Wofür steht Kirche dann noch bei diesen Menschen? Manche Begründung amtlicherseits zur Kirchenmitgliedschaft offenbart eine sehr praktische und finanzielle Sicht auf Kirche.
Die strapazierte Tugend der Hoffnung erlebe ich auch in der Gemeinde. Sind die Sakramente der Taufe, Firmung und Trauung auf den einmaligen Empfang angelegt, so entfalten sich die der Eucharistie und Beichte gerade in ihrer Wiederholung. Es gibt keine Sakramente der Erstkommunion und der Erstbeichte. Entwickelten sich die Modelle der begleitenden Katechese in einer Zeit, in der sie als Ergänzung zum Besuch der Sonntagsmesse verstanden wurden, so stehen sie heute an ihrer Stelle. Begründet wird das Festhalten an diesem Modell mit der Hoffnung, dass die Saat eines Tages aufgehen werde. Die erste Generation, von der man das erhoffte, kommt ins Rentenalter und tritt vermehrt aus der Kirche aus, wie die letzten Austrittszahlen zeigten.
Die Glaubenspraxis der Menschen hat sich geändert, aber das Kirche sich an dieser Stelle nicht verändern darf, da sind sich Fernstehende und Verantwortliche einig wie selten. Die Einen wollen nicht die Tradition und die Anderen nicht die Hoffnung aufgeben.
Wir haben den Satz ´Die Menschen da abzuholen wo sie stehen´ gelernt umzusetzen. Jetzt müssten wir noch den Umstand akzeptieren, dass immer mehr Menschen gar nicht dahin wollen, wo wir sie hinführen möchten, nämlich zur Mitfeier dieser Sakramente.
Sehe ich zu sehr das Negative? Vielleicht, aber auf dem Sektor habe ich die einzigen Wachstumszahlen in dreißig Dienstjahren zu verzeichnen. Sollte ich mehr die Menschen sehen, die es Ernst meinen? Vielleicht, aber diese werden immer weniger und dürfen sie als Entschuldigung herhalten, alles zu belassen wie es ist? Wir bedienen zu viel Tradition und wecken zu wenig Sehnsucht. Ich bin keine Verfechter des ´heiligen Restes´, wohl aber eines mutigen Abschiednehmens vom Gewohnten, auch wenn es Ärger gibt. Ermöglichen wir allen alles, aber sagen wir auch, was das kostet, und zwar nicht nur an Kirchensteuern, sondern auch im Leben, am Werktag wie am Sonntag. Uns kann das Mitglieder kosten, aber das tut die jetzige Praxis auch. Vielleicht gewinnen wir aber auch Menschen und an Glaubwürdigkeit. Das Risiko ist es mir wert.
Ich feiere mit Freude die Messe, am Sonntag wie am Werktag. Ich freue mich über jede/n, der dies ebenfalls tut und sei es unregelmäßig. In unserer Gemeinde kommen ca. 90% jedoch nicht einmal im Jahr am Sonntag, 70% nicht einmal an Weihnachten.
Dennoch wächst der Spagat zwischen den immer seltener im Leben der Menschen stattfindenden Gottesdienste (Hochzeit, Taufe, Erstkommunion, Firmung, Beerdigung, Jubiläum, Weihnachten) und der inneren Gestimmtheit dafür, dem Grundgerüst, das man zum Mitfeiern vielleicht braucht. Der Anspruch, dass diese seltene Feier dann servicorientiert, fehlerlos, auf hohem Niveau ´geliefert´ werden soll und die Ahnungslosigkeit nicht Weniger ist für mich immer schwerer auszuhalten."
Forma, Eier Gnodn.

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Brett
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Beitrag von Brett » Mi Feb 17, 2016 2:24 pm

Fortsetzung:
"Gottesdienste mit Suchenden, Fragenden, sogar den bekennend Ahnungslosen zu feiern, sind eine wahre Freude. Ebenso wie die Hochform am Hochfest eine Hochstimmung vermitteln kann. Es ist die Diskrepanz im Inneren mancher Feier die mich schmerzt – und davon werden es mehr!
Foren, Synoden, Umfragen, Erhebungen, Untersuchungen, Dialoge, Beratungen, Pläne – all das sind notwendige Aktionen angesichts der aktuellen Probleme. Viele Gespräche und Überlegungen bringen Erkenntnisgewinn. Dennoch fällt die Bilanz ernüchternd aus, hat sich doch am Bedeutungsverlust vom in der Kirche gelebten Glauben nichts geändert – und ich glaube, dass sich daran zu meinen Lebzeiten auch nichts ändern wird. Der hochgeschätzte Spiritual Johannes Bours hat bei seinem letzten Besinnungstag im Priesterseminar 1984 prophezeit: „Wenn sie auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft sind, wird kaum mehr jemand da sein.“
Wir sind Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung, auf die wir nur einen marginalen Einfluss haben. Und das wir durch Kindergärten als Lernorte des Glaubens oder kirchliche Schulen noch spürbaren Einfluss nehmen, daran habe ich den Glauben verloren. Trotz des Versprechens der Eltern hinsichtlich der Erziehung im Glauben, können die meisten Kinder bei der Kommunionvorbereitung weder Kreuzzeichen noch Vater Unser. Doch alle gehen jahrgangsweise zur Kommunion, mit der die meisten Familien weder vorher noch nachher etwas anfangen. Dies sind Realitäten, mit denen ich mich kaum mehr abfinden kann. Und ich habe mich 25 Jahre als Pfarrer wahrlich bemüht.
Bin ich Priester geworden mit der Erwartung, dass Glaube und Kirche wieder relevanter werden? Mit 27 hatte ich zumindest Hoffnung! Aber unter veränderten Koordinaten habe auch ich mich verändert. Ich habe den Glauben daran verloren, dass sich der Weg, auf dem ich als Gemeindepfarrer mit Freude und Engagement gegangen bin, ein zukunftsweisender ist. Bestenfalls vermag er eine leichte Bremse auf dem Weg des Bedeutungsverlustes zu sein.
Seit der Gemeinschaft der Apostel hat es nie eine ideale Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu gegeben. Es ist jedoch ein Unterschied, ob diese Gemeinschaft sich ausbreitet, Gemeinden gründet, Kirchen baut und Gesellschaft beeinflusst oder ob man Zeit seines Lebens einen Konsolidierungsprozess erfährt, in dem gleichzeitig die Servicementalität wächst. Ich erlebe einen ununterbrochenen Rückzug. Alle Korrekturen sind schon mit einem Verfallsdatum oder Fragezeichen versehen und mir fällt es zunehmend schwer, mich in diesem Kontext zu engagieren. Es gibt Umstände, und besonders wenn diese ein Dauerzustand sind, die mir die Freude an der Sache erschweren. Was ich nicht verloren habe ist der Glaube daran, das es ein christliches Programm für unserer Gesellschaft gibt, für das es sich zu leben lohnt.
Was ist das Resümee?
Alles bisher Gesagte klingt nach Veränderung und Entschiedenheit. Dies ist aber etwas, das man nicht von Anderen erwarten sollte - vielleicht nicht einmal von einer so alten und noch immer in Zahlen großen Kirche wie der Unsrigen. Erwarten darf man das letztlich nur von sich selber!
Ich war Pfarrer in drei Gemeinden. Die beiden vorherigen wurden fusioniert und bei der jetzigen werde ich schwerlich in zehn Jahren einen Nachfolger bekommen. Dennoch ist der Blick zurück keineswegs enttäuschend. Angesichts der Entwicklung sehe ich auf diesem Wege aber keine Zukunft. Hinter das Vergangene mache ich ein großes Ausrufezeichen, vor dem Zukünftigen steht ein großes Fragezeichen. Mir ist die Perspektive abhanden gekommen, angesichts der Entwicklung und der Aussichten. Ich erwarte keine signifikanten Veränderungen einer Großwetterlage durch Pläne oder Foren. Die Strukturveränderungen habe ich aus Überzeugung mitgetragen. Eine Erneuerung habe ich davon nicht erwartet und würde ich auch von Veränderungen wie z.B. bei der Zulassung zum Priesteramt nicht erwarten.
Es ist auch nicht so, als ob ich wüsste, wie der Weg in die Zukunft für Kirche und Gemeinden auszusehen hat. Mein Leben als Priester habe ich als erfüllend erfahren und möchte weiter Priester bleiben. Dennoch erlebe ich es als Gemeindepfarrer vermehrt in einer Funktion des Bedienens von Traditionen und als Verfügungsmasse einer Kirche, die auf allen Ebenen mehr an ihrer Vergangenheit arbeitet als an ihrer Zukunft.
Demnach kann es nur heißen, dass ich bei mir etwas ändern muss. Ich möchte der Kirche und der Welt weiter als Priester dienen, dies aber an einem anderen Ort, im Wissen darum, was ich an Gutem aufgebe und dem Risiko, mich auf Unbekanntes einzulassen.
1987 lautete mein Primizspruch „Ich will mit dir reisen, ich kenne den Weg!“ (Tobit 5,6) so sagt es der Erzengel Rafael dem Tobias – ich kenne den Weg nicht, der vor mir liegt. Ich werde gehen und suchen. Unserem Bischof danke ich dafür, dass er mir eine Auszeit ermöglicht, in der ich zunächst für eine Zeit in ein Kloster gehen werde.
Mit aller Klarheit und Deutlichkeit sage ich am Ende dieser Stellungnahme, dass ich niemandem einen Vorwurf mache. Nicht den Gemeinden in denen ich tätig war, nicht den Seelsorgerinnen und Seelsorgern und nicht dem Bischof und der Bistumsleitung, mit denen ich 30 Jahre zusammen gearbeitet habe. Ich habe nicht die Lösung für die Umbruchsituation, in der wir uns befinden. Eine Veränderung von jemand anderem, als von sich selber zu erwarten, halte ich jedoch für eines der Probleme selber.
Meine Bewunderung gilt allen, die in den Gemeinden in dieser Zeit aktiv bleiben. Ich möchte an anderer Stelle für sie und alle Menschen glauben, beten und leben."
Forma, Eier Gnodn.

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Grent
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Beitrag von Grent » Mi Feb 17, 2016 5:20 pm

Pack ich nicht. Kann's nicht mal querlesen.

Kurzfassung?
Religion is like a penis.

RocketLeague:
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:flag:

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mastastefant
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Beitrag von mastastefant » Mi Feb 17, 2016 6:56 pm

Auch als Pfarrer findet man keinen Sinn im Leben. Und als Pfarrer hat man ein ziemlich gmiatliches Leben.

Edit: Ad Zeitgeist beklagen: Ich find den Gedanken wesentlich schlimmer, dass unsere Jugend gerade in einer Gesellschaft aufwächst, in der das oberste Ziel ist, alles so schnell wie möglich, so billig wie möglich und mit so wenig Aufwand wie möglich zu machen - wer irgendwas hinpfuscht ala 'passt scho' so dass es grad niemanden sofort auffällt wie wacklert das ist wird belohnt, wer sich die Zeit für Qualitätsarbeit nehmen will wird runtergedrückt und angeschnauzt.. "eh klar - kostet ja alles Geld und das ist knapp".
Man sollte aber bedenken dass die Infrastruktur die unsere Kinder die mit dieser Einstellung aufwachsen bauen dann jene ist, auf die wir im Alter angewiesen sein werden und unser Leben davon abhängen wird (die Infrastruktur die wir aufbaun ist ohnehin mittlerweile kurzlebig genug um nicht solang zu halten..) .. Ich finde das ist ein extrem beunruhigender Gedanke.
I find your lack of platform support disturbing.

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