Wachkoma - Terri Schiavo

Wissenschaftliche Diskussion auf Gerstensaftbasis. Alle öffentlichen Themen, die sonst nirgends dazu passen, kommen hier rein.

Man sollte Wachkoma-Patientin Terri Schiavo

Umfrage endete am Sa Mai 21, 2005 2:35 pm

weiterhin künstlich am Leben erhalten.
1
10%
sterben lassen.
9
90%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Sa Mär 26, 2005 12:31 pm

Wie wird eine PEG eingelegt? [PEG steht für perkutane Endoskopische Gastronstomie, also Magensonde]

In der Regel erfolgt die PEG-Anlage mit Hilfe der so genannten Fadendurchzugsmethode:

Bei Bedarf oder auf Wunsch wird der Rachen vor der Untersuchung örtlich betäubt, oder der Patient bekommt ein beruhigendes und schläfrig machendes Medikament injiziert.

Dann schiebt der Arzt das Gastroskop über Mund und Speiseröhre in den Magen vor. Durch Einblasen von Luft entfaltet sich der Magen, sodass er besser einsehbar ist. Nun wird eine geeignete Stelle zur Sondenanlage festgelegt, die Bauchwand in dieser Region von außen desinfiziert und örtlich betäubt. Der Arzt führt anschließend eine Hohlnadel, die in einem Kunststoffröhrchen steckt, unter endoskopischer Kontrolle durch die Bauchdecke in den Magen ein. Die metallene Hohlnadel wird dann wieder herausgezogen und durch das verbleibende Kunststoffröhrchen ein Faden in den Magen vorgeschoben. Dieser Faden wird mit einer Zange umfasst, die der Arzt durch den Arbeitskanal des Gastroskops eingeführt hat. Faden, Zange und Gastroskop werden dann über Speiseröhre und Mund herausgezogen. Die Ernährungssonde wird mit dem, nun aus dem Mund kommenden Fadenende verknotet. Durch den Zug am anderen Fadenende, das durch das in der Bauchdecke steckende Kunststoffröhrchen hinausragt, wird die Sonde über Mund und Speiseröhre in den Magen gebracht und partiell durch die Bauchdecke gezogen. Eine Platte an der Ernährungssonde verhindert, dass die Sonde ganz durch die Bauchdecke herausgezogen wird. Auch von Bauchdeckenaußenseite aus wird nun eine entsprechende Platte als Gegenlager angebracht. Sie verhindert ein Abrutschen der Ernährungssonde von außen in den Magen. Zum Schluss wird die Ernährungssonde von außen verbunden.

Die künstliche Ernährung kann in der Regel einen Tag, nachdem die PEG-Sonde angelegt wurde, beginnen.

Bei entsprechender Pflege kann die PEG-Sonde über viele Monate und Jahre komplikationslos benutzt werden. Ist sie nicht mehr nötig, kann sie wieder herausgezogen werden. Der Stichkanal wächst dann von alleine wieder zu.

Welche Komplikationen können bei einer PEG auftreten?

Sehr selten kann es im Rahmen einer PEG-Anlage bzw. danach zu folgenden Komplikationen kommen:


Verletzung innerer Organe


Infektion der Bauchhaut oder des Bauchfells (Peritonitis)


Blutungen


Herz-Kreislauf- und Atemstörungen bei Gabe von Beruhigungsmitteln


Aspiration von Speichel, Magensaft oder Sondennahrung: Aspiration bedeutet, dass diese Substanzen in die Luftröhre gelangen. Dies kann zu einer Lungenentzündung führen.

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florianklachl
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jetzt ist das [OATZ]-forum also doch noch zu einem euthanasie-thread gekommen ;)

Beitrag von florianklachl » Sa Mär 26, 2005 4:07 pm

Die Frau ist behindert, niemand kann sagen, was sie wirklich empfindet und ob sie sterben will (dass sie sterben will, ist übrigens nur eine Behauptung von ihrem Exmann).
Sie einfach verhungern zu lassen, ist unvorstellbar, da könnte man ja zahlreiche behinderte Kinder oder alte Menschen in Pflegeheimen genauso verhungern lassen!

Wenn man die Frau schon sterben lässt, könnte man ihr wenigstens ein Rauschmittel verabreichen.

Medizinische "Beweise", dass sie eh schon längst nichts mehr mitkriegt, gibt es nicht. Die Ärzte glauben nur, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein ist, aber glauben heißt bekanntlich nichts wissen.

zur Frage, ob es eine Chance auf Besserung gibt (aus http://oesterreich.orf.at/oesterreich.o ... &id=373087):
Zentrale Frage: Gibt es Patienten, die nach vielen Jahren im Wachkoma wieder aufwachen?
Laut Primarius Johann Donis passiert es sicher nicht, dass jemand nach Jahren aus dem Bett springe und alles wieder gut sei. "Es kann aber sehr wohl sein, dass die Menschen nach Jahren wieder in Kontakt mit ihrer Umwelt treten. Das kommt nicht selten vor", so Donis.
zur Frage, ob es eine "Erlösung" ist, wenn man die Frau umbringt:
Leben ist auch dann lebenswert, wenn es mit Leid verbunden ist. Ob ein Mensch in Würde leben kann, hängt nicht von der Schwierigkeit seiner Situation ab, sondern davon, wie er von der Gesellschaft behandelt wird, ob sich seine Angehörigen um ihn kümmern, ihn umsorgen, ob ihm von anderen Leuten geholfen wird - und zwar nicht deshalb, weil sie bezahlt dafür bekommen oder aus Pflichtbewusstsein, sondern, weil sie den Betroffenen einfach als Person gern haben.

Aus dem Brief einer Mutter, die ihr Kind im Zuge der Euthanasiemaßnahmen im Dritten Reich verloren hat (aus Viktor Frankl: Die Sinnfrage in der Psychotherapie, Piper-Verlag, 1981.)
Durch eine frühzeitige Verwachsung der Schädelknochen im Mutterleib wurde mein Kind am 6. Juni 1929 als unheilbar krank geboren. Ich selbst war damals 18 Jahre alt. Ich vergötterte mein Kind und liebte es unendlich. Meine Mutter und ich taten alles, um dem armen kleinen Wurm zu helfen, jedoch vergebens. Das Kind konnte nicht gehen, nicht sprechen, aber ich war jung und gab die Hoffnung nicht auf. Ich arbeitete Tag und Nacht, nur um meinem geliebten Mäderl Nährpräparate sowie Medikamente kaufen zu können, und wenn ich ihre kleinen mageren Händchen um meinen Hals legte und zu ihr sagte: "Hast du mich lieb, Mädi?", da drückte sie sich ganz fest an mich, lachte und fuhr mir unbeholfen mit den kleinen Händchen ins Gesicht. Dann war ich glücklich, trotz allem, unendlich glücklich."
In diesem Sinne Frohe Ostern! :bier:
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Sa Mär 26, 2005 4:17 pm

Das Problem an der Sach ist unter anderem: Terri Schiavo wird meiner Meinung nie wieder ihre "kleinen Händchen" bewegen können. Und Ferndiagnosen, Primarius Donis in allen Ehren, sind nicht zulässig.

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wiesl
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Beitrag von wiesl » Sa Mär 26, 2005 9:59 pm

man stelle sich vor, ein selbstmordattentäter sprengt sich genau bei der im koma liegenden in die luft, und nur er und sie sterben. sonst wird keiner verletzt.

wie wohl die medien/ leute reagieren?

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Grent
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Beitrag von Grent » So Mär 27, 2005 1:24 am

Schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich mit "Großer Trauer um Terri Schiavo" ... :rolleyes:
Religion is like a penis.

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Grent
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Beitrag von Grent » Mo Mär 28, 2005 4:16 pm

orf.at hat geschrieben:
Albtraumszenario für den Vatikan
Der Papst als Langzeitpatient, der gar künstlich am Leben gehalten wird - das wäre ein Albtraum nicht nur für den Vatikan.
Heute auf orf.at, schon gestern auf oatz.at.tt. ;)
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version4x
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Beitrag von version4x » Mo Mär 28, 2005 9:01 pm

[quote="Grent"]Heute auf orf.at, schon gestern auf oatz.at.tt. ]

die lesen sicher bei uns nach...
aber echt. :saufen:

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elfride
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Beitrag von elfride » Di Mär 29, 2005 12:20 pm

florianklachl hat geschrieben: Leben ist auch dann lebenswert, wenn es mit Leid verbunden ist. Ob ein Mensch in Würde leben kann, hängt nicht von der Schwierigkeit seiner Situation ab, sondern davon, wie er von der Gesellschaft behandelt wird, ob sich seine Angehörigen um ihn kümmern, ihn umsorgen, ob ihm von anderen Leuten geholfen wird - und zwar nicht deshalb, weil sie bezahlt dafür bekommen oder aus Pflichtbewusstsein, sondern, weil sie den Betroffenen einfach als Person gern haben.

ich glaub wenn man die betroffenen als personen gern hat muss man auch loslassen können und die wünsche der personen respektieren.
ausserdem muss man sich glaub ich davon lösen, dass der tod etwas schreckliches ist.
ich hab eine ähnliche situation schon miterlebt und ich bin 100% davon überzeugt, dass in diesem fall der tod eine große erlösung war und, dass es ihr jetzt besser geht.

was ich ehrlich gesagt von den medien eine frechheit find is dass dem mann, der übrigens noch immer ihr ehemann ist, unterstellt wird er will sie tod haben damit er sein leben mit jener frau mit der er auch kinder hat genießen kann.
keiner von uns kann nur im geringsten erahnen wie es ist wenn man sich 15 jahre um jemanden kümmert der einen nicht mal mehr anlächeln kann.(jemanden den man noch dazu einmal sehr geliebt hat.) und dann noch in der öffentlichkeit einen rechtsstreit ausfechten muss um ihr endlich ihren wunsch zu erfüllen. wenn man siich diese öffentliche schlammschlacht antut muss er teri noch sehr gern haben denk ich

zum hungertod ist mir noch das eingefallen
http://derstandard.at/?url=/?id=1990786
klingt auf jeden sehr plausibel

zu den religiösen hardlinern in den usa fällt ir auch noch was ein
teris ehemann wird mit dem tod bedroht (es wurde sogar schon kopfgeld auf ihn ausgesetzt)
mit so einer aktion verliert die ganze 'lasst teri leben sache' jede credibility. um ernsthaft ein leben retten zu wollen kann man doch niemanden anderen toten lassen
übrigens sind gerade diese leute die härtesten verfechter der todesstrafe

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Di Mär 29, 2005 1:57 pm

Im Hinblick auf Florianklachls posting stelle ich mir die Frage: Wie ist Leben definiert?
Rein Biologisch gesehn erfüllt Terri Schiavo so ziemlich alle Kriterien, aber nicht aus eigener Kraft, sondern durch medizinisch-technischen Aufwand! Wie sieht es aber mit ihren sonstigen Lebensfunktionen aus? Kommuniziert sie? Bei Terri Schiavo ist sogar der bekannte Satz: "Man kann nicht nicht kommunizieren." aufgehoben, da sie darüber keine Entscheidungsgewalt mehr hat. Diese Frau liegt seit 15 Jahren in einem Bett! Ihr fehlt jegliche Form von intellektueller Stimulation und Herausforderung. Sie kann ihrer Kreativität in keiner bekannten Form freien Lauf lassen. Abgesehen von ganz banalen Sachen, wie zB. ein Juckreiz am Fuß, den sie niemals mitteilen kann (sollte sie ihn überhaupt empfinden), und sie somit quält, da man unmöglich als Aussenstehender erkennen und darauf eingehen kann. Und etzt stelle man sich mal vor, sie hätte Zahnschmerzen und könne diese empfinden. Denn darum geht es ja den Lebensbefürwortern in dieser Sache: es ist ja möglich, dass sie noch normal empfindet. Das mag sein, aber dann empfindet sie nicht bloß die positiven Eindrücke (Pflege, Anwesenheit von Mitmenschen...) sondern genauso auch Schmerzen, Trauer, Hilflosigkeit und Aussichtslosigkeit.(Wie auch immer, ich persönlich glaube, dass sie eigentlich nicht mehr wirklich etwas empfindet) Ist das wirklich angebracht? Was an dieser ganzen Affäre pervers ist, ist, dass man verkennt, dass die vor zum Beispiel 70 Jahren niemals in diesen synthetischen Lebenszustand geraten wäre. Da wäre sie gestorben, und keiner hätte sich darüber (diese Art von) Gedanken gemacht: weil es natürlich ist! Man stelle sich vor, man hätte die technischen Möglichkeiten, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Sollte man das dann tun oder nicht?

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zobi
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Beitrag von zobi » Di Mär 29, 2005 2:52 pm

Obwohl ich es nicht gern tue, hier muss ich aber klachl recht geben:
Im Hinblick auf Florianklachls posting stelle ich mir die Frage: Wie ist Leben definiert?
Rein Biologisch gesehn erfüllt Terri Schiavo so ziemlich alle Kriterien, aber nicht aus eigener Kraft, sondern durch medizinisch-technischen Aufwand!

Denn wenn das für dich kein "echtes" leben mehr bedeutet cannibal, dann wären alle Leute mit Herzschrittmacher nicht mehr am leben.
Auch wenn das vor 100 - 50 Jahren eben "natürlich" war, so können wir durchaus glücklich sein dass es jetzt, hier und heute, nicht mehr natürlich ist daran zu sterben.

Ich versteh gerade dich hier nicht, da du ja eigentlich dein leben der Medizinischen Forschung widmen möchtest(soweit ich weiß ;) ), und da geht doch alles in die Richtung Bio-Technologie, oder?

Unabghängig von diesem Fall, denn hier gilt es nicht den Terminus "leben" zu definieren, sondern "Leid" zu minimieren.
lg

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