Wachkoma - Terri Schiavo

Wissenschaftliche Diskussion auf Gerstensaftbasis. Alle öffentlichen Themen, die sonst nirgends dazu passen, kommen hier rein.

Man sollte Wachkoma-Patientin Terri Schiavo

Umfrage endete am Sa Mai 21, 2005 2:35 pm

weiterhin künstlich am Leben erhalten.
1
10%
sterben lassen.
9
90%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Wachkoma - Terri Schiavo

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 2:34 pm

In der causa Terri Schiavo gehen die Emotionen sowohl der Befürworter als auch der Gegner der angewandten Sterbehilfe hoch.

Einige interessante Fakten, die möglicherweise die eigene Einstellung dazu beeinflussen können:
- Terri Schiavo hat nach erzeitigem Wissenstand keine Aussicht auf Besserung ihres Zustandes.
- Sie liegt seit 15 Jahren nach einem Herzinfarkt im Wachkoma.
- Seit 1986 ist sie mit Michael Schiavo verheiratet, der ihr gesetzlicher Vormund ist.
- Michael Schiavo lebt seit längerer Zeit mit einer anderen Frau zusammen und hat mit ihr zwei Kinder.
- Er hat bereits erfolgreich zwei Mio. Dollar eingeklagt, gibt allerdings an, einen Großteil davon für Pflege und Anwaltskosten benötigt zu haben.
- Terri Schiavo würde nach Entfernung der Ernährungssonde durch Verhungern sterben, dieser Prozess gilt als schmerzlos.
- Ihr Mann gibt an, sie hätte ihm mündlich erklärt, sie wolle im Fall eines Siechtums nicht weiter künstlich am Leben erhalten werden.

Benutzeravatar
Hannes
Beiträge: 1973
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm
Wohnort: Exil

Beitrag von Hannes » Di Mär 22, 2005 2:44 pm

das is für mich völlig klar, ohne nachzudenken. ich finds pervers jemanden wie altes obst verrotten zu lassen. vor allem zuck ich aus, wenn mir dann noch wer mit "aber gott will ja, dass...." kommt.
ich find es is 1000 mal grausamer, wen so am leben zu halten

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 2:59 pm

Man muss vor allem bedenken, welches Leben dieser Frau selbst nach einem wundersamen Wiedererwachen gegönnt wäre: Sämtliche motorische Fähigkeiten wären durch 15-jährige Vernachlässigung bis zur Unbrauchbarkeit verkümmert. Man denke nur an den Zustand von Astronauten, die nur Wochen bis Monate im All verbracht haben. Sie müsste wahrscheinlich vom Schlucken bis zum Sprechen alles neu erlernen. Die intellektuellen Fähigkeiten wären vermutlich stark eingeschränkt, wären sie vorhanden, müsste sie damit zurechtkommen, 15 Jahre ihres Lebens "verschlafen" zu haben, ihren Mann an eine andere Frau verloren zu haben, Streitigkeiten innerhalb ihrer Familie aufzuarbeiten. Vermutlich wäre sie auch so ein lebenslanger Pflegefall. über die Wertigkeit eines solchen Lebens hat zwar niemand zu befinden, andererseits muss man aber bedenken, dass sie laut ihrem Ehemann nicht wollte, künstlich am Leben gelassen zu werden.

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 3:06 pm

i

Benutzeravatar
Grent
Bierfass
Beiträge: 15246
Registriert: Do Nov 11, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von Grent » Di Mär 22, 2005 3:54 pm

Fehlt die Option "umbringen", imho.
Aber nicht, dass ich die dann wählen würde. ;)
Na, eigentlich doch.
Religion is like a penis.

RocketLeague:
RLTN | RLStats | ballchasing.com | calculated.gg
:flag:

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 4:33 pm

Naja, also fürs umbringen bin ich in dem Fall definitiv nicht. Das ist eine zu heikle Angelegenheit. Da ist es eher angebracht, der Natur freien Lauf zu lassen. Fürs Umbrigen wäre (sofern rechtlich zulässig!) evtl. zu überlegen, wenn akute unerträgliche Qualen mit im Spiel sind. Aber bei dieser Patientin bestehen diese, sollten sie vorhanden sein, schon seit 15 Jahren. So makaber das klingen mag, da würde es dann nicht mehr auf zwei Wochen ankommen. Aber da ich nicht glaube, dass sie von ihren Beschwerden etwas merkt, bin ich eigentlich gegen die aktive Tötung.

Benutzeravatar
Grent
Bierfass
Beiträge: 15246
Registriert: Do Nov 11, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von Grent » Di Mär 22, 2005 4:35 pm

Hm ... auf die Gefahr hin, dass sie mitkriegt, dass sie verhungert, würd ich sie eher töten. :uzi:
Religion is like a penis.

RocketLeague:
RLTN | RLStats | ballchasing.com | calculated.gg
:flag:

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 4:55 pm

Wie oben beschrieben, gilt das Verhungern als schmerzlos...

Benutzeravatar
Hannes
Beiträge: 1973
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm
Wohnort: Exil

Beitrag von Hannes » Di Mär 22, 2005 6:19 pm

wobei ma jetzt sagen muss, dass noch keiner, der im koma verhungert is, dieses bestätigen konnte :)

aber wie gesagt, ich bin für alle formen der euthanasie, wenn es der patient selbst wünscht, oder wenn ein leben sinnlos verlängert wird ohne realistische aussicht auf heilung.
skeptiker werden jetzt sagen "aber vielleicht findet man in 10 jahren heilung"
sowas kann man rein theoretisch NIE ausschließen, gibt einem aber deshalb nicht das recht das leiden eines anderen sinnlos zu verlängern.
ich verstehe aber auch die familie, die nicht will, dass die tochter stirbt. nur ist sie ja im prinzip bereits vor 15 jahren gestorben und was da betrieben wird ist eher eine form des egoismus, weil man seine liebsten nicht verlieren will. ich empfände es als wahre liebe, wenn wir jemand gnade schenkt und mich sterben lässt.

aber im prinzip hab ich sowas auch noch nie erlebt, man weiss nie wie man denken würde.

Benutzeravatar
Cannibal
Beiträge: 3612
Registriert: Mi Nov 24, 2004 1:00 pm

Beitrag von Cannibal » Di Mär 22, 2005 6:38 pm

good point.
Den Dreh- und Angelpunkt in diesem Fall stellen eigentlich die gegenteiligen Wünsche des Ehemannes,welcher ihr den Tod ermöglichen will, der sich allerdings durch die kinderreiche Beziehung zu einer anderen Frau, was für mich verständlich erscheint, in den Augen mancher Leute selbst diskreditiert(, zumal er auch Universalerbe wäre,) und der Familie, die bestrebt ist, sie weiterhin am Leben zu erhalten, dar. (Wobei ich keine Ahnung habe, ob Terri Schiavi besonders vermögend war/ist)
Dass sich das ganze jetzt auf die höchsten Ebenen der nationalen Politik ausweitet - George W. Bush hat seinen Urlaub frühzeitig, beendet, um ein Dokument für die Erhaltung ihres Lebens zu unterzeichnen - finde ich einerseits unangebracht, zumal es wieder zu einer Werbekampagne Bushs im Kampf um noch mehr konservative Regierungsbefürworter wird, andererseits finde ich es gut, dass jetzt sogar international endlich wieder einmal über ein Thema diskutiert wird, welches sicher immer mehr an Relevanz und Brisanz gewinnen wird, wenn wir die medizinischen Entwicklungen und Möglichkeiten betrachten.

PS: Komatöse können es natürlich nicht bezeugen, wie es ist zu verhungern, aber es gibt genug Leute, die bei Bewusstsein verhungert sind...
PPS: "Sie haben Skorbut!" ;)

Antworten