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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » So Aug 28, 2005 6:40 pm

Schreiben an Christoph Chorherr (Gemeinderat, ehem. Obmann der Grünen) zu seinem Wahlprogramm:

[OATZ] Masta wrote:
Politikerblog - nette Idee :)
Sg. Hr. Chorherr!

Ich bewundere aufrichtigst Ihren nach wie vor ungebrochenen und durchaus authentisch wirkenden Enthusiasmus für Technologie&Innovationen und möchte Ihnen gerne auf diesem Wege für Ihre politische Zukunft bei den Grünen alles Gute wünschen!!

Da in diesem jungen Log (vollkommen ungerechtfertigterweise) noch kaum Kommentare eingelangt sind, habe ich mir erlaubt, auf einige Ihrer 25 Thesen in Form konstruktiver Kritik etwas näher einzugehen (damit hier nicht nur schöne Worte stehen, es soll ja, wenn ich richtig verstanden habe, eine Diskussion entstehen)

ad 1.-4.) Geschwafel über zuviel Geschwafel im Wahlkampf?

5.-7.) am unterentwickelten Innovationsgeist der Wiener sind wohl nicht so sehr die Politiker oder die Wirtschaftstreibenden schuld, als vielmehr die Mentalität der Wiener; selbst der Bürgermeister strotzt ja nicht gerade vor Dynamik und Risikobereitschaft

8.) Es stimmt nicht, dass immer alles ausprobiert werden muss! Der evolutionäre Entwicklungsprozess nach der Methode
Versuch / Irrtum gilt seit der Entstehung des Menschenaffen als überholt; das Rad muss nicht ständig neu erfunden werden; intelligente Technologien scheitern nicht; ein Scheitern soll man nicht bedauern, das ist aber keine Rechtfertigung für ein Scheitern.

11.) nicht StudentInnen, sondern AbsolventInnen sollten angelockt werden (siehe Bsp. USA).

13.) Phrasenalarm!!

14.) "sinnloser Tunnel durch die Lobau", "Garagen-Subventionen": klingt nach Polemik.

16.) sinnvoller als planlose "Diversität" wäre zielgerichtete Konzentration auf wenige Nischenbereiche

17.) Wertschätzung/Förderung von Musik ökonomisch wichtiger als jede Autobahn - eine gewagte These, mit Verlaub!

19.) völlige Ausrichtung auf solare Energie ist, was Wien betrifft, leider eine Illusion

20.) da sind aber zig Millionen Inder/Chinesen vom Land eingerechnet, denen es hundsmiserabel geht!
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » So Aug 28, 2005 6:41 pm

Antwortschreiben:


danke für die vielen vielen mails, verlinkungen auf Euren weblogs, Unterstützungen, Ideen etc.
Werde in den nächsten Tagen versuchen möglichst alles zu beantworten.
Und weil mir meine 24 Thesen ziemlich wichtig sind hier Antworten auf "Masta"
sicherheitshalber noch mal reinkopiert:

Masta:ad 1.-4.) Geschwafel über zuviel Geschwafel im Wahlkampf?
cc:Glaub ich nicht, sondern nur die klare Festlegung, was für mich Wahlkampf nicht sein soll, sondern ein Bekenntnis und Aufforderung zur Debatte über relevante Fragen, die ich in der Folge benenne.

M:5.-7.) am unterentwickelten Innovationsgeist der Wiener sind wohl nicht so sehr die Politiker oder die Wirtschaftstreibenden schuld, als vielmehr die Mentalität der Wiener; selbst der Bürgermeister strotzt ja nicht gerade vor Dynamik und Risikobereitschaft
cc:Will hier jetzt gar nicht über den Bürgermeister polemisieren
Ja, um eine ziemliche "kulturänderung" der Mentalität in Wien geht es.
Zu verstehen (und für die Politik zu unterstützen, und nicht zu behindern) wie wichtig innovative unternehmerische Köpfe sind, die "wertschöpfend" unterwegs sind.

M:8.) Es stimmt nicht, dass immer alles ausprobiert werden muss! Der evolutionäre Entwicklungsprozess nach der Methode
Versuch / Irrtum gilt seit der Entstehung des Menschenaffen als überholt; das Rad muss nicht ständig
neu erfunden werden; intelligente Technologien scheitern nicht; ein Scheitern soll man nicht bedauern,
das ist aber keine Rechtfertigung für ein Scheitern.
cc: Das wär jetzt eine längere Debatte, bin aber nicht ganz Ihrer Meinung:Ich glaube, dass sehr vieles ausprobiert werden muss (an Produkten, Ideen, Initiativen) und oft nicht sicher ist, ob "es" gelingt. Vieles muss scheitern, das ist unvermeindlich. Keine Fehler macht nur der, der nichts ausprobiert. In diesem Sinn können wir viel von den US- Amerikanern lernen.

M:11.) nicht StudentInnen, sondern AbsolventInnen sollten angelockt werden (siehe Bsp. USA).
cc: Die USA haben (früher) beides gemacht.Wir sollten auch beides versuchen.

M:13.) Phrasenalarm!!
cc: Wieso Alarm?

M:14.) "sinnloser Tunnel durch die Lobau", "Garagen-Subventionen": klingt nach Polemik.
cc:Wieso Polemik?
Die Lobauautobahn soll gebaut werden, ist verkehrlich sinnlos, städtebaulich kontraprodultiv (verstärkt Zersiedelung-schaut Euch den Süden Wiens an) und kostet Unsummen, die woanders fehlen.
Ähnlich geförderte "Volksgaragen".Diese mögen da oder dort sinnvoll sein, aber warum aus kommunalen Finanzen subventionieren.
Wer den technischen Zustand vieler Kindergärten oder Volksschulen kennt. Die zu sanieren wäre weitaus wichtiger!

m:16.) sinnvoller als planlose "Diversität" wäre zielgerichtete Konzentration auf wenige Nischenbereiche.
cc: Ich halte Diversität in der Tat für einen Schlüsselbegiff lebendiger Urbanität:
Vielfalt von Menschen, Anschauungen, Moden, Sprachen, Vielfalt von Nutzungen in einem Stadtteil (statt NUR Büro oder Wohnen) all das macht Stadt.
Und nicht planlose Diversität, sondern "linked diversity": dort wo unterschiedliches aufeinandertrifft, entsteht Neues.
halte das für sehr wichtig.
Wenn Zeit ist, möchte ich in den nächsten Tagen ausführlich drüber schreiben.

M:17.) Wertschätzung/Förderung von Musik ökonomisch wichtiger als jede Autobahn - eine gewagte These, mit Verlaub!
cc: Gewagt vielleicht, aber ich glaube, es stimmt. Schau Dir z.B. das auch kulturell boomende Dublin an, oder Rotterdam oder Barcelona.. Interessante Köpfe lieben Städte mit einer vitalen Musikszene.

M:19.) völlige Ausrichtung auf solare Energie ist, was Wien betrifft, leider eine Illusion
cc. Solar heisst auch z.b. Biomasse: Warum mittelfristig in Wien nicht alle kalorischen Kraftwerke auf Holz umstellen, oder Passivhäuser bauen, die mit Solar am Dach Energie erzeugen, statt sie zu verbrauchen?

M20.) da sind aber zig Millionen Inder/Chinesen vom Land eingerechnet, denen es hundsmiserabel geht!
cc. Ja, aber fast alle von ihnen wollen "unseren"c Wohlstand: Einen Eiskasten, Licht, Heizung im Winter, Transport.
Und recht haben sie.
Ausserdem ist speziell China erfolgreich dabei; der Energiuebedarf dieser 1,2 Mrd Menschen wächst jährlich um mehr als 10%.
Das istz wahrscheinlich DIE Herausforderung einer umweltorientierten Stadt, ein technologisches Wohlstandsmodedll zu entwickeln, das mit der Hälfte des derzeitigen Energiebedarfs auskommt und diesen erneuerbar-solar deckt.
soweit "in Kürze"
c.c.
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version4x
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Beitrag von version4x » Mi Aug 31, 2005 5:06 pm

florianklachl hat geschrieben:Antwortschreiben:



M:8.) Es stimmt nicht, dass immer alles ausprobiert werden muss! Der evolutionäre Entwicklungsprozess nach der Methode
Versuch / Irrtum gilt seit der Entstehung des Menschenaffen als überholt]Ihrer[/b] Meinung:Ich glaube, dass sehr vieles ausprobiert werden muss (an Produkten, Ideen, Initiativen) und oft nicht sicher ist, ob "es" gelingt. Vieles muss scheitern, das ist unvermeindlich. Keine Fehler macht nur der, der nichts ausprobiert. In diesem Sinn können wir viel von den US- Amerikanern lernen.




M:17.) Wertschätzung/Förderung von Musik ökonomisch wichtiger als jede Autobahn - eine gewagte These, mit Verlaub!
cc: Gewagt vielleicht, aber ich glaube, es stimmt. Schau Dir z.B. das auch kulturell boomende Dublin an, oder Rotterdam oder Barcelona.. Interessante Köpfe lieben Städte mit einer vitalen Musikszene.
c.c.
geiler übergang in der anrede :)

bin mir nicht ganz sicher ob er den unterschied zwischen "solar" und "nachwachsende rohstoffe" kennt.

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Brett
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Beitrag von Brett » Do Sep 01, 2005 4:17 pm

Naja, wo holt denn der nachwachsende Rohstoff die Energie fürs Wachsen her? Aus der Sonne --> solar. So falsch klingt das für mich gar nicht - auch wenn mit dem Wörtchen immer gleich Photovoltaik-Anlagen assoziiert werden. Oder die schwarzen Röhrln fürn Schwimmingpool.

Was ich nicht schnall ist die Idee, Häuser zu bauen, die dazu da sind, solche Zellen am Dach zu haben... da könnt ma ja erstens bestehende heranziehen (Stromumrichtung, Pufferung braucht ja im kleinen Rahmen nicht so mächtig viel Platz im Haus drin).

Zweitens halt ichs nicht für sinnvoll, alles mit Zellen zuzupfistern. Das hat Gleisdorf bei Graz gemacht - zur permanenten Show.
Mich tät einmal interessieren, wieviel Energie für die Produktion so einer blöden Zelle notwendig ist, damit sich die Sache (und noch dazu das teure Verfahren) rechtfertigen.

Allgemein hab ich schon oft beobachtet, daß Politiker gerne über technisch-ökonomische Ungereimtheiten hinwegsehen, sofern noch nicht so viele Erfahrungswerte vorliegen (z. B. Solarzellen in Wien). Da steigt mir die Krausbirn auf. Nur sobalds um Kohle oder persönliche Verfänglichkeiten geht, passens auf wie die Haftlmacher, als ob das alles wär, was ihren Beruf bestimmt.

Ist ein Grund, warum mir der Van der Bellen diesbezüglich noch recht sympathisch ist, der beruft sich wenigstens nur auf die Studien, von denen er zumindest die Abstracts gelesen hat. Bei der Gehrer kann ich mir das echt nicht vorstellen bspw. Wenn ich da an das Pflanzenöl-Auto denk von unserm Maturaprojekt und wie die Gehrer und der Molterer in Doppelconference zwei Stunden lang nur heiße Luft verzapft haben, ohne auch nur einen Funken von der Sache überzuckert zu haben... peinlich.
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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Do Sep 01, 2005 7:11 pm

stimmt, allerdings wär dann erdöl auch solar. die energie daraus kommt auch von der sonne.
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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Sep 02, 2005 10:44 am

Schon, aber die Periode zur Regeneration eines Erdöl-Vorrates fällt doch etwas länger aus... Das Wort "nachwachsend" bedeutet schon, daß der Wuchs in einem Zeitrahmen passiert, der auch in einem Verhältnis zum Bedarf steht.

Also ich mein, niemand wird einen Erdöl-Vorrat "ansetzen", Pflanzen anbauen ist da schon einfacher und planbar.
Forma, Eier Gnodn.

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Beitrag von version4x » Fr Sep 02, 2005 11:12 am

ich glaub der flo hat eher gemeint, dass man dann im endeffekt fast alles auf die sonne (und in weiterer folge auf die kernkräfte usw.) zurückführen kann.

abgesehen davon lebt keine pflanze nur von sonne, gießen usw. muss man auch ;)

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Sep 02, 2005 12:22 pm

Im Sinne von Energiebilanzen ist das Gießen eher nebensächlich...

Und der Flo hat ja recht! Nur hat er die Anwendbarkeit im Rahmen von nachwachsenden Rohstoffen mißachtet. Es wird, soweit ich weiß, darunter verstanden, daß die Dinger maximal in Perioden von Menschengenerationen nachwachsen und nicht erst nach ein paar Tausend Jahren oder so... es geht ja immer noch um Wirtschaft und nicht um eine "Alles kommt wieder, wenn man nur lang genug wartet" - Philosophie.
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Beitrag von version4x » Fr Sep 02, 2005 1:28 pm

rein wirtschaftlich stimmt das ja auch...
ich kann mich ledigliich mit dieser weitreichenden definition von "solar" nicht anfreunden.

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Sep 02, 2005 1:54 pm

Is ja wurscht, so wichtig is jo ned.

Gleich zwei altern. Energieformen in nur zwei Sätzen behandeln und dann auch noch gleich Lösungsvorschläge mit rein, das kann ja eh nur in die Hose gehen, wies der Hr. Ch0rherr da schreibt. Das ist so, als hätt er drei Bilder gemalt, er zeigt mir jedes für eine halbe Sekunde, wobei er jeweils die Hälfte jedes Bildes abdeckt und fragt mich hinterher obs mir eh gefallen hat.

Ich seh aber auch ein, daß er sich nicht für jede Frage weiß ich wie viel Zeit nimmt.
Forma, Eier Gnodn.

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