Produkt-Diskussionen

Wissenschaftliche Diskussion auf Gerstensaftbasis. Alle öffentlichen Themen, die sonst nirgends dazu passen, kommen hier rein.
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sAik0
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Beitrag von sAik0 » Do Jun 24, 2010 10:42 pm

Ja, wir haben lokale Experten, die Teil eines DACH-Teams sind. (~6-8 Leute)

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Jun 25, 2010 12:48 pm

Falls jemand einen schnellen Überblick haben will, was da alles kommen soll/wird:

http://www.e-energy.de/de/animation/

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mastastefant
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Beitrag von mastastefant » Fr Jun 25, 2010 3:48 pm

Sehr hübsch .. Allerdings ändert sich da irgendwie nicht viel, wenn ich da auf den Knöpfen rumdrück, außer dass mehr Fehlerquellen und Kostenstellen dazukommen..

Dezentrales Netz ist (fast) immer gut. Beim Stromnetz selbst, mit verteilten Speichern sowie Erzeugern, wetter-abhängig oder nicht, langsam oder schnell zum hochfahren, da macht Smart-* wohl schon Sinn.

Trotzdem hab ich zumindest immer noch den Eindruck, dass das, was die meisten heut unter Smart-Grid und Co. verstehen nichts mit dem zu tun hat, was ich drunter versteh :)

- Das meiste was ich so dazu mitbekomm, sind Geräte um im Haus Lampen und andere Geräte 'remote' über irgendein Protokoll zu schalten bzw. Strom zu messen. Das ist aber nix Smart-Grid/Meter,.., das ist ganz einfach Gebäudeautomatisation wie es sie schon ewig gibt, mit den ganzen Scherzen wie Klima-Kontrolle über div. Sensoren und Aktuatoren (was lt. Prof. meistens nur funktioniert, wenn die Fenster zu sind :) ), Lampen per Protokoll statt Kabel schalten, ..
Ist ne nette Sache, hat aber nix mit Stromnetz und -verbrauch zu tun, eher nur insofern, als das Zeugs alles Strom frisst. Sicher kann man da Schnittstellen zu einem Smart-Grid schaffen, und über div. Systeme im Haus Strom sparen, ist aber eher ein Nebeneffekt als Hauptziel würd ich sagen.

- Wieso hab ich bloß den Eindruck, das das ganze irrwitzig komplex wird, noch bevor es überhaupt da ist?
Zum Vergleich, beim Internet gibts genau einen Grund für den Erfolg: IPv4. Das ist *das* zentrale Protokoll, und durch aufbohren reichts bis heut für so ziemlich alles. Unterhalb von IP gibts massig verschiedene Übertragungstechniken, drüber gibts irre viele Protokolle (wie TCP, UDP, und was drauf aufbaut), aber in der Mitte steht nur IPv4. Selbst nur der Nachfolger IPv6 kommt seit 12 Jahren noch immer nicht wirklich zum Einsatz.
Solang da jeder Hersteller und jedes Gremium sein eigenes Süppchen kocht, wird das zach werden.

- Irgendwie bin ich nicht von dieser Grundidee beim Haushalt überzeugt, dass Verbraucher durch Angebot im Netz geschalten werden. Licht, PC, Kühlschrank, Föhn, Klimaanlage, .. braucht man genau *jetzt*, und nicht wanns dem Stromzähler grad Freude macht. Das geht vllt. grad noch beim Paradebeispiel Trockner, aber sonst fällt mir da kaum ein anderer Verbraucher ein, bei dem das funktioniert. Auch das Auto will man, wenn mans am Vormittag ansteckt, nach dem Mittagessen wieder einsatzfähig haben, und da es nicht in 10min aufgeladen ist, gibts da auch wenig Spielraum fürs Starten vom Ladevorgang.

- Und warum haben diese Kastln eigentlich immer mehr Rechenpower drin als mein alter Rechner? Grad wenns um Effizienz geht, nehm ich doch da lieber einen ganz einfachen Zähler um Strom vom Netz ins Haus, in der Luxusvariante auch vom Haus ins Netz, ein Minimalprotokoll und einen 4bit-Controller mit Stromverbrauch im µW Bereich..

Sinn/Smart machen diese Smart-Meter zuhaus ja erst, wenn sie was auch aktiv in einer Regelstrecke regeln. Wenns aber im Haus kaum was gibt, was man (abhängig vom Stromnetz!) regeln kann, ist das ganze irgendwie witzlos. (Im Versorgungsnetz selbst machts natürlich schon weit mehr Sinn).

Oder bekomm ich da einfach nur das Marketing-Gebrabbel für den Enduser mit und die wahre Entwicklung geht an mir vorbei? (ich geh mal davon aus)

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Jun 25, 2010 4:01 pm

masta_stefant hat geschrieben:Das meiste was ich so dazu mitbekomm, sind Geräte um im Haus Lampen und andere Geräte 'remote' über irgendein Protokoll zu schalten
Das hat einen einfachen Grund: Dies sind die einzigen Lebensbereiche, mit denen das breite Volk in Berührung kommt. Alles andere ist nicht medienfähig und gegenüber dem Endverbrauch nicht marketingfähig.

Und selbst bei dieser Reduktion des Themas: 95% aller Deutschen wissen heute nicht, was Smart Metering bedeutet.

Mit Energie versorgt zu sein, ist ein niederes Grundbedürfnis, dessen Priorität sich daran ausrichtet, wieviel Energie man gewohnt ist. Aus Sicht des Otto-Durchschnitts-Endverbrauchers:
  • Niemanden interessiert, wo Strom herkommt.
  • Strom stört, wenn er fehlt.
  • Strom hat keine Qualitätsmerkmale. Für Dinge wie Blindleistungskompensation, Signalqualität usw. interessiert sich keine Sau. Strom ist da oder nicht. Der Fön bläst Luft oder die Frisur sieht scheußlich aus. Fertig.

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Beitrag von mastastefant » Fr Jun 25, 2010 4:06 pm

Jo, bestätigt meine Annahme im letzten Satz .. Was ich persönlich schad find, dass man lieber was kommuniziert, was gut klingt aber keinen Sinn macht, statt dem was dahinter steht.

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Jun 25, 2010 4:10 pm

Nenn mir ein Produkt, wo das nicht so ist ...

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Beitrag von mastastefant » Fr Jul 30, 2010 7:45 pm

Waaaahnsinn, ich trau meinen Augen nicht:
"EU: Einheitsnetzteil für Handys kommt 2011"
http://futurezone.orf.at/stories/1655491/

Also, da der Standard nur für Handies ist und v.a. einfach Laden über die eh schon bekannte USB-Buchse definiert, hauts micht nicht vom Stockerl, aber trotzdem: ein Nicht-220V-Standard beim Netzteil.. Wow..

Allerdings:
Herkömmliche Handys ohne USB-Datenübertragung können das neue Ladegerät dagegen nicht nutzen. "Es wird davon ausgegangen, dass die meisten Mobiltelefone von 2011 an datenfähig sein werden", sagte der Sprecher.
Was schon mal Quatsch ist, weil ein Gerät kann auch ohne Daten zu übertragen einfach so Strom über USB ziehn. Die Frage ist eher, reicht das, was USB erlaubt zum schnellen Laden aus (bei 500mA bräuchte ja schon 4h um ne 2000mAh Zelle zu laden) d.h. die werden da wohl einfach den Standard 'übertakten'. Und es klingt ein bischen nach 'Alle Handies genügen dem Standard, außer jeden Handies, die keine einheitliche USB-Buchse haben, die haben was eigenes .... '

Oooder aber, sie verwenden das USB-Protokoll, um dem Handy zu sagen, dass auf der anderen Seite ein Host/Ladegerät hängt, der mehr als die 500mA hergibt, und erst dann zieht das Handy was geht. Das wäre dann ja richtig intelligent und könnte man für viel viel mehr als nur bei Handies nutzen und auf Mainboards einbaun sodass die mehr hergeben etc..
Bleibt nur die Frage was man da an Verlust hat, wenn man da 2 Amps über ein 3m Datenkabel schickt..

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Beitrag von mastastefant » Fr Jul 30, 2010 7:59 pm

Ha. Hab Recht gehabt :)
http://en.wikipedia.org/wiki/Universal_Serial_Bus#Power
In Battery Charging Specification, new powering modes are added to the USB specification. A host or hub Charging Downstream Port can supply a maximum of 1.5 A when communicating at low-bandwidth or full-bandwidth, a maximum of 900 mA when communicating at high-bandwidth, and as much current as the connector will safely handle when no communication is taking place; USB 2.0 standard-A connectors are rated at 1500 mA by default. A Dedicated Charging Port can supply a maximum of 1.8 A of current at 5.25 V. A portable device can draw up to 1.8 A from a Dedicated Charging Port. The Dedicated Charging Port shorts the D+ and D- pins with a resistance of at most 200Ω.
D.h. das netzteil braucht auch keinen USB-Host-Chip, nur nen 200Ohm-Widerstand..

Da steht allerdings auch, dass das in China schon seit 2007 so ist. Und dass die Hersteller das ohnehin schon lang vorher beschlossen haben, ohne viel Zutun der EU :)

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Beitrag von Brett » Fr Jul 30, 2010 7:59 pm

Öhh, freust du dich jetzt über diesen Standard oder verteufelst du ihn? Kann die Quintessenz deiner Kritik nicht raushören :rolleyes: .

Oder wolltest du einfach nur verdeutlichen, dass es generell schwierig ist, Standards zu definieren? :thumbsu:

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Beitrag von mastastefant » Fr Jul 30, 2010 8:58 pm

Ich wollt damit zum Ausdruck bringen dass es
- ein bissl lahm ist, USB-Stecker als neuen Standard der EU für Handy-Ladegeräte zu verkaufen
- dass ich (positiv) überrascht bin, dass es da einen Willen gibt, ausschließlich (!) auf USB-Ladegeräte zu setzen und nix eigenes mehr, da der Wunsch nach einem Niedervolt-Power-Standard ja nichts neues ist, und da es ewig außer dem Zigarettenanzünder nicht mal auch nur ansatzweise irgendwas in die Richtung gab (man braucht sich nur den Niedervolt-Buchsen-Wildwuchs anschaun: 5V, 7V, 7.5V, 12V, Plus innen, Plus außen, 2.1mm, 2.5mm, 4.5mm, ... ), und v.a. nachdem man ja durchaus den Eindruck bekommen könnte, so wie Druckerhersteller in Wirklichkeit Tinte verkaufen und Zeitungen und Fernsehsender in Wirklichkeit Werbeslots verkaufen, verkaufen Mobiltelefonhersteller in Wirklichkeit Netzteile und Adapter.. :)

Den Standard an sich find ich gut, ist ne elegante Lösung, auch wenns in der Anwendung vllt. net immer klar sein wird, in welchem Modus das Gerät jetzt dranhängt oder was ein Host jetzt genau hergibt, da werden die Endgeräte hoffentlich irgendeine Form von Anzeige mitbringen. Und bei den Hosts wird wieder ein Pickerl mehr fällig: 'Battery-Charging-Ready'.

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