Dirndl und Lederhosn - Kommerz

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Grent
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Dirndl und Lederhosn - Kommerz

Beitrag von Grent » Fr Sep 28, 2012 12:45 pm

Auf Facebook lese ich gerade von einem Journalisten, er sei
gegen die verdirndlisierung und vertrachtisierung der gesellschaft. das muss aufhören. jetzt.
Auf den Kommentar, es habe Tradition und sei Kultur, meint er
das ist kommerz, nicht kultur

Abgesehen davon, dass ich "Kommerz-Diskussionen" für vollkommen entbehrlich halte, muss ich sagen: ja, natürlich - wenn ein 16 jähriges Pärchen aus Wien Favoriten mit Dirndl und Lederhosn zum Wiener Oktoberfest geht, dann hat das keine Tradition.

Aber bitte, was ist Mode? Was sind Strömungen? Was ist Kunst, was Kultur?
Was unterscheided die Beatle'schen Schwammerlfisuren von den Bieber'schen Headflippers?

Anzug und Krawatte ... Kommerz ? Oder Tradition? Oder darf es etwa sogar beides sein?


Was hat der 14 jährige aus Wien Währing mit Unterarschhose und Basketball-Trikot mit einem "Ghetto" in der Bronx zu tun? Nix. Was hat ein bierbäuchiger, gröhlender Fußball-Fan mit Sport zu tun? Wenig. Ist es peinlich? Irgendwie schon. Ist irgendjemand, und sei er noch so obergscheit, davor gefeit? Ganz und garnicht. Er fängt dann eben an, an Wein zu schnüffeln und zu zutzeln, obwohl er noch nie eine Weinbeere im Weingarten geerntet hat.


Ich halte diese Kommerz-Diskussion für *räusper* völligen Schwachsinn. Kaum einer ist davor gefeit, von einer Welle mitgetragen zu werden. Die Auslöser der Welle sind anfangs stolz, dann vielleicht peinlich berührt und distanzieren sich ... aber irgendwann sind auch solche undergroundigen Auslöser irgendwo anders Mitschwimmer. Es kann eben nicht jeder ein einzigartiger Individualist sein.


Apple ... blickt auf eine lange Tradition zurück. Ist ein Kulturphänomen. Ist absoluter Kommerz. Ja, was fang ich denn nun mit meiner Schwarz-Weiß-Brille an?

Warst du Fan eines Acts, bevor er zum "Kommerz" wurde? Dann sei stolz. Aber Kommerz an sich ist nicht böse. Es mag ein wenig hirnloser und damit massenkompatibler Sein. Aber auch das ist oftmals eine 'Kunst'. Der eine schimpft über McDonalds aber kauft bei IKEA.


Zurück zur Lederhosn: ja klar, ich komm mir auch oft deppat vor mit den Hawaii-Hemden ... das muss man halt in L.A. sein, das ist lustig und bunt. Aber wenn's den Leuten Freude macht? Wenn jemand, der sich ganz dem Kommerz verwehrt, dann im Anzug im Biergarten sitzt ... ja, soll er. Einer sieht das und denkt sich - leiwand, ich kauf mir auch einen Anzug - selbst, wenn er Fliesenleger ist. Ein anderer sieht eine Lederhosn (oder von mir aus ein Dirndl) und denkt sich das gleiche, auch wenn er vielleicht aus Asien kommt.


Was passiert, wenn Kommerz verteufeln plötzlich zu kommerzig wird? :cat:
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Grent
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Beitrag von Grent » Fr Sep 28, 2012 12:57 pm

Ich seh den Ursprung darin im Rudelbedürfnis des Menschen.

Wenn in der Arbeit alle Anzug und Krawatte tragen ... dann werd ich das auch tun (selbst, wenn es nicht verpflichtend ist).
Dazu kommt dann bei manchen vielleicht noch ein antiquiertes "das gehört sich so".

Naja, auf der Wiesn zum Beispiel "gehört sich" eben eine Lederhose.

Der eine trägt dann einen Anzug im Restaurant, weil's dazu passt - der nächste trägt eine Lederhose beim Saufen im Lokal, weil's dazu passt.

In Wahrheit könnte dieser Journalist eben ganz genauso sagen, diese Veranzugisierung der Gesellschaft soll aufhören. Oder die Verschleierung. Halt - das würde er als Liberaler womöglich nicht tun. ;) Im Gegensatz dazu ist die Trachtenwelle eben neu, passt ihm nicht in den Kram und deshalb verurteilt er sie. Im Wirtshaus? Von mir aus. Als Journalist auf Facebook ... meh.
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Bergsalz
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Beitrag von Bergsalz » Mo Okt 01, 2012 10:35 pm

Grent hat geschrieben:*räusper* völligen Schwachsinn.
:D :rofl: :D

Schöner Diskurs. Wäre eigentlich viele Antworten wert. Aber das kann ich nicht so gut :cat:
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zobi
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Beitrag von zobi » Di Okt 02, 2012 11:35 am

Die Frage ist eigtl. nur: wie lange muss der erste Post in einem neuen Thread sein um so wenig wie mögliche Antworten zu bekommen :D
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Brett
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Beitrag von Brett » Di Okt 02, 2012 11:41 am

zobi hat geschrieben:Die Frage ist eigtl. nur: wie lange muss der erste Post in einem neuen Thread sein um so wenig wie mögliche Antworten zu bekommen :D

Ich weiß nicht, was du hast, er hat sich mit post #2 doch eh selbst eine gegeben? :cat:

Na, von mir kommt noch was, bin nur noch nicht dazugekommen... ;)
Forma, Eier Gnodn.

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Grent
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Beitrag von Grent » Di Okt 02, 2012 11:47 am

zobi hat geschrieben:Die Frage ist eigtl. nur: wie lange muss der erste Post in einem neuen Thread sein um so wenig wie mögliche Antworten zu bekommen :D

Ich würd meinen, ich hab das Thema einfach absolut komplett ohne Lücken abgehandelt. ;)
Deshalb gibt's einfach nichts mehr zu sagen. :)
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Osterhasi
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Beitrag von Osterhasi » Di Okt 02, 2012 12:16 pm

Grent hat geschrieben:Ich würd meinen, ich hab das Thema einfach absolut komplett ohne Lücken abgehandelt. ;)
Deshalb gibt's einfach nichts mehr zu sagen. :)

Stimmt!

Also auch ich habe die Posts sehr aufmerksam gelesen, fand sie interessant, gebe dir in fast allen Punkten recht.
Ich finde auch, du hast eine Antwort verdient ;)

Ich war am 23.9. in Salzburg, da war der Rupertikirtag und eine UNGLAUBLICHE Trachtendichte. Auch voll Kommerz und Kitsch. Aber je weiter man nach Westösterreich kommt, desto mehr Authentizität hat das Ganze dort doch irgendwie. Die Salzburger tragen die Dinrdl ja auch wirklich im Alltag. Bei uns ist es ja schon eher ein bissl "Verkleidung", obwohl ich Tracht wunderschön finde. Aber grade in Klosterneuburg fällt frau im Dirndl schon auf.
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Beitrag von florianklachl » Di Okt 02, 2012 1:59 pm

Wenn Dirndln nicht von der Stange kommen und auf traditionelle Weise getragen wergen (ohne Unterwaesche), dann ist das imho kein Kitsch, auch nicht in Wien.

In Sachen Kommerz stimme ich mit Grent ueberein, ab einem gewissen Mindestumsatz kann man alles als Kommerz abtun (Ausnahme: Bundesbudget).
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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JesuZ
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Beitrag von JesuZ » Di Okt 02, 2012 2:06 pm

Also Unterwäsche darf schon sein.
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zobi
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Beitrag von zobi » Di Okt 02, 2012 2:19 pm

Wenn Dirndln nicht von der Stange kommen und auf traditionelle Weise getragen wergen (ohne Unterwaesche)
Ich glaub da hast du was verwechselt. Lederhosen trug man (gerüchteweise) ohne Unterwäsche, aber bei Dirndln wär' das schon höchstgradigst fragwürdigst. Es würde natürlich all die Asiaten erklären die fleißig Fotos unter den "Fahrgeschäften" am Oktoberfest machen ;)
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