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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Mi Dez 08, 2004 3:54 pm

Passend zur Weihnachtszeit hier Ausschnitte aus netten Kurzgeschichten von Andreas Kampa:


Good Santa

Kurz vor drei, gleich muss ich los, nur noch eine Zigarette, dann aufs Fahrrad und ab gehts. Ich radle an ein paar Passanten vorbei, sie winken mir zu, ich winke zurück, ein vorbeifahrendes Auto hupt, ich winke noch mal, es weihnachtet. Meine erste Station. Ich bin etwas früher da als verabredet und klingele am Gartentor. Eine Frau kommt heraus. "Sie kommen ja früh." - "Ja, ich habe noch viel vor heute." Der Opa ist noch nicht da, er holt noch schnell das teure Geschenk, ein Fahrrad. Ich lege inzwischen die anderen Geschenke in meinen Sack. Wo bleibt denn der Opa? Es wird langsam Zeit, ich habe einen engen Terminplan. "Was macht der denn so lange? Der sollte sich doch beeilen, das gibts ja nicht."

Der Opa kommt nicht. Ich gehe jetzt einfach rein. "Frohe Weihnachten! Der Weihnachtsmann ist da. Wohnen hier die artigen Kinder?" Die Sündenkartei wird kurz abgearbeitet, jetzt noch ein Gedicht, Bescherung. Wo bleibt der Opa? Egal. Ich muss los. Ab aufs Fahrrad und weiter. Unterwegs noch mal winken, ein kleines Kind bekommt einen Bonbon. Ein junges Mädchen lacht mich an. Ich lache zurück. Ach so, der Bart, sie kann nicht sehen, dass ich lächle. War sie denn auch schön artig? Ja, sie war. Na gut, sie bekommt einen Bonbon. Sie lacht, ich lache, ach so der Bart. Scheißbart.

Zweite Station. Vor der Tür zwei Säcke, einen über die Schulter, den anderen in die Hand. Jetzt klopfen, geht nicht, zweiter Sack wieder hingestellt, klopf, klopf, klopf, Sack wieder in die Hand. Ein kleines Kind öffnet die Tür, hinter ihr der Onkel mit der neuen Videokamera, ich lächle. Hinein durch den Flur, der Onkel im Rückwärtsgang - Vorsicht, Onkel! - und ab ins Zimmer. Gedicht des Kindes: "Draußen vom Walde komme ich her!"
Das Mädchen stockt, der Onkel hat alles auf Video. Bescherung. Der Onkel wirft sich auf den Boden, um den Weihnachtsmann von unten zu filmen. "Will der Weihnachtsmann was trinken, einen Schaps?" - "Nein, ich hab noch viel zu tun."- "Oder lieber Sekt?" - "Nein, dann doch Schnaps, ja, den braunen."
Wie jetzt trinken mit dem Bart im Gesicht? Ich wende mich ab, damit das Kind nichts sieht, Bart schnell runter, auf ex, Bart wieder hoch, das Kind hat nichts gesehen, der Onkel alles auf Video. Scheiße. Jetzt noch mal das Kind in den Arm - hat der Onkel das? - und lächeln, na ja, der Bart. "Wiedersehn Weihnachtsmann." - "Wiedersehn, bis nächstes Jahr, und immer schön artig sein." Der Onkel filmt mich bis zur Tür. Jetzt könnte er langsam verschwinden, ich muss noch kassieren. Der Vater gibt mir 15 DM Trinkgeld. Das hat sich gelohnt.

Bart, Sack, Schnaps
Auf zur nächsten Familie. Schon 10 Minuten zu spät, das wird eng, ich muss mich beeilen. Vor der Tür drei Plastiksäcke. Ach du liebe Zeit! Über einen stülpe ich meinen Sack, das sieht besser aus, die anderen müssen so gehen. Ich klopfe. Ein Sack kommt über die Schulter, ein Sack in die linke Hand, den dritten trete ich vor mich her. Die Geschenke verteilen sich gleichmäßig auf dem Flur. Das Sündenregister, zwei Gedichte, Bescherung. Ein Geschenk für die Oma. "Kann die Oma auch ein Gedicht?" - "Naja. Lieber guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an." Ich schau nicht böse, ich lächle doch, blöder Bart. Ein Geschenk für den Papa. War er auch artig? Na ja, meistens. Kann er ein Gedicht? "Lieber, guter Weihnachtsmann …" Und die Mutter? Nein, nicht schon wieder! "Lieber, guter Weihnachtsmann …" - "Will der Weihnachtsmann noch was trinken? Einen Kirsch oder Whiskey?" Dann lieber Whiskey.

Nächste Familie. Drei Kinder: ein Junge, 4, ein Mädchen, 8, ein Junge, 14. Zwei Gedichte. Kann der Große auch eins? Nein, er kann nicht. Kann er doch, meint die Mutter. Kann er nicht, meint der Junge. Zick nicht rum, meint die Mutter. Du verdirbst uns das ganze Fest, meint noch mal die Mutter. Er kann aber kein Gedicht - doch - nee - lieber guter Weihnachtsmann - nee - mach jetzt - nee - dann das, was de inne Schule gelernt hast - welches? - John Scheer und Genossen - nee, ich will nicht - los, John Scheer und Genossen. Der Junge stottert die erste Strophe von "John Scheer und Genossen". Bescherung. Miese Stimmung hier. Bloß schnell weg. Zu trinken gibt es auch nichts. Scheißfamilie. Schon 15 Minuten Verspätung.

Weiter gehts. Langsam wird es dunkel. Ich treffe einen Weihnachtsmannkollegen, wir grüßen uns. Nächste Station: drei Kinder. Zwei Gedichte, ein Lied: "Leise rieselt der Schnee." Der soll mal etwas schneller rieseln! Nicht noch mal von vorn! Zwei Strophen reichen. Verdammt, ich habs eilig. Bescherung. "Will der Weihnachtsmann was trinken? Ein Bier vielleicht?" Na ja, nach der letzen Familie ist ein bisschen Alkohol nicht verkehrt. So viel Zeit muss sein. Der Junge fragt mich, wo der Weihnachtsmann herkommt. Woher soll ich das wissen? Ach so, ich bin der Weihnachtsmann. Nordpol? Ich muss weg. Nächste Familie, ein Baby. "Kann es auch ein Gedicht? Hahaha." Der Weihnachtsmann ist lustig. Ich hole Zeit auf. Drei weitere Familien, zehn Gedichte, ein Chantré, ein Klarer, ein Pfeffi, die Stimmung ist prima.

Wer macht ins Bett?
Nächste Familie. O Gott, schon wieder drei Plastiksäcke. Ich nehme zwei, Papa bringt den dritten. Zwei Gedichte, Bescherung. Na nu, an der Pralinenschachtel ist ja kein Namensschild. "Ach, der Weihnachtsmann hat den Müll mit reingebracht!" Mist. Und wieder weiter. Das Fahrrad macht lustige Schlängelbewegungen. Treppe hoch, ich klingle. "Hallo, hier ist der Weihnachtsmann!" - "Soll das ein Scherz sein?" - "Tschuldigung, falsche Tür." Ich klingle beim Nachbarn. "Hallo, hier ist der Weihnachtsmann!" - "Sie kommen ja spät!" - "Soll das ein Scherz sein?" - "Haben Sie getrunken?" - "Nö, wieso?" Ich hohoho mich durch den Flur. Drei Kinder. Mal schauen, was in meinem goldenen Buch steht. "Du bist also der Arne." - "Nein, ich bin der Christopher." - "Dann bist du der Arne." - "Nein, ich bin die Jennifer." - "Wo ist Arne?" - "Ich bin Arne." - "Du machst also ins Bett?" - "Nein, der Christopher macht ins Bett." - "Stimmt gar nicht!" - "Na einer muss es ja sein. Jennifer." - "Nein! Ich bin schon zwölf." - "Dann solltest du langsam damit aufhören!" - "Ich mach aber nicht ins Bett, sondern Christopher!" - "Könnt ihr euch mal einigen, der Weihnachtsmann hat nicht ewig Zeit!" - "Mama! Der Weihnachtsmann stinkt!" - "Stimmt gar nicht, du stinkst!" - "Jetzt machen Sie mal die Bescherung." Die Kinder bekommen ihre Geschenke, und ich wanke wieder zur Tür. Kein Trinkgeld? Egal, habe ja schon genug verdient heute.

Noch eine Familie. Ich glaube, mir ist schlecht. Hoffentlich muss ich nicht kotzen. Wo ist mein Fahrrad? Ach da. Hoppla, ich geh besser zu Fuß. Dingdong. "Hallihallo, hier ist der Dings!" Und ab durch die Mitte. "Warum singen wir nicht alle ,O Tannenbaum' ?" Die Familie singt "O Tannenbaum", ich singe am lautesten. Mir wird warm ums Herz und flau in der Magengrube.
Das Sündenregister. Ich kann eh nichts mehr lesen und improvisiere. "Na, wer ist denn der Kleine?" - "Micha." - "Der Micha, mal schauen, was hier steht. Du machst ins Bett?" - "Nein." - "Aber der Christopher zwei Häuser weiter macht ins Bett." - "Mama, der Weihnachtsmann ist lustig!" - "Und der Lange hier, wer ist das?" - "Das ist mein Bruder Stefan." - "Mal gucken, Stefan, was hier steht. Oh, du onanierst hinterm Schuppen? Nanananana!" Der kleine Micha: "Mama, was ist onanieren?" - "Das ist nichts Schlimmes", erkläre ich, "der Weihnachtsmann macht das auch manchmal, und der Papa auch, wenn ihn die Mama mal nicht ranlässt. Und wenn du groß bist, dann machst du das auch, genau wie der Stefan." Die Oma mischt sich ein: "Was macht der Stefan?" - "Der onaniert, Oma!" -"So, jetzt nehmt euch die Geschenke aus dem Sack, der Weihnachtsmann muss mal aufs Klo." Ich schaffe es nur bis zum Flur. "Das muss mal einer hier wegmachen, das stinkt, auf Wiedersehn!" - "Wiedersehn, Weihnachtsmann!" Geschafft.

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Mi Dez 08, 2004 4:06 pm

Winterdienst

Jedes Mal wenn es schneit, muss ich an meinen einstigen Studentenjob beim Winterdienst denken. Seitdem weiß ich auch, dass es immer nachts anfängt zu schneien, denn es war stets nach Mitternacht, wenn mich der Anruf meines Chefs aus dem Tiefschlaf riss.
"Herr Kampa, es schneit!"
"Nein, es schneit nicht."
"Doch Herr Kampa, es schneit."
"Ich bin nicht Herr Kampa."
"Doch, Sie sind Herr Kampa."
"Nein, bin ich nicht."
"Sind Sie doch."


Eine halbe Stunde später fuhr ich mit meinen Schneefahrzeug durch Neukölln. Vorne hatte es eine große Bürste, mit der man den Gehweg freibürsten konnte. Auf der Ladefläche lag der Streusand, der automatisch abgelassen wurde, wenn man vorne bürstete. Einmal war ich so müde, dass ich beim Bürsten Schlängellinien fuhr. Das widersprach jeder Vorschrift und konnte meine Entlassung zur Folge haben. Und tatsächlich rief mich am nächsten Tag mein Chef an.
"Herr Kampa, es hat Beschwerden gegeben. Ein Kunde hat angerufen, dass sie einen Gehweg in Schlängellinien gefegt hätten."
"'Tschuldigung, Chef! Soll nicht wieder vorkommen."
"Doch Herr Kampa. Soll vorkommen. Der Nachbar will das jetzt auch haben. Ab sofort fegen Sie die ganze Braunschweiger in Schlängellinien, oder Sie sind entlassen!"
"Alles klar, Chef. Ich komme."
"Wieso wollen Sie kommen, Herr Kampa? Es schneit doch gar nicht."
"Was? Es schneit nicht? Und warum rufen Sie dann nachts um drei bei mir an?"
"Reine Gewohnheit, Herr Kampa."


Nach dem nächsten Schneefall hatte die ganze Braunschweiger Straße einen geschlängelten Fußweg. Das sprach sich in Neukölln herum, und als es wieder schneite, waren auch Sonnenallee und Karl-Marx-Straße geschlängelt. Nun gab es plötzlich Sonderwünsche. Ein kleiner Junge hatte sich zu Weihnachten Adidas-Streifen im Schnee gewünscht. Gegen einen Aufpreis erfüllte ich den Wunsch. Ein anderer Junge wollte das Nikesymbol. Das war schon komplizierter, aber auch diesem Anliegen konnte ich schließlich mit einigem Geschick nachkommen. Als aber eine türkische Familie einen Halbmond verlangte, musste ich passen. Das gab Ärger. Beim nächsten Schneefall lauerten sie mir auf.
"Ey, bist Du Nazi, oder was?"
"Nein. Wieso denn?"
"Warum machst du keinen Halbmond? Hast du was gegen Türken?"
"Nein. Aber wie soll ich denn einen Halbmond bürsten? Das ist doch viel zu kompliziert."
"Aber in Marzahn hast du Hakenkreuze gemacht."
"Hab ich nicht."
"Mehmet sagt, in Marzahn sind Hakenkreuze."
"Keine Ahnung, ich fege nicht in Marzahn."


Da die Türken nicht locker ließen, fegte ich ihnen schließlich einen Halbmond in den Schnee. Danach kündigte ich bei der Firma. Mein Nachfolger setzte meine Schlängeltechnik fort und entpuppte sich als wahrer Meister. Er schrieb sogar, wenn es verlangt wurde, ganze Firmennamen in den Schnee. In diesem Winter war es unmöglich, in Neukölln geradeaus zu gehen. Es dauerte Stunden, um zum Beispiel am Drehbänke- und Schleifmaschinenverleih Schustermann & Söhne vorbeizukommen. Wer sich aber vor Dürüm Döner aus Versehen in den Ü-Punkten verfing, musste bis zur Schneeschmelze warten, um seinen Nachhauseweg fortsetzen zu können. Selbst im Frühjahr, als der Schnee schon längst geschmolzen war, gingen die Neuköllner aus Gewohnheit die unsichtbaren Muster entlang, die dort zuvor im Schnee gewesen waren.


Obwohl schon Jahre vergangen sind, seitdem ich beim Winterdienst war, kann man auch heute noch, wenn man nachts durch Neukölln geht, Menschen sehen, die in den alten Schlängellinien die Straße entlang gehen. Und das alles nur, weil ich einmal zu müde war, als es nachts zu schneien begann.

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Beitrag von florianklachl » Di Jan 11, 2005 8:36 pm

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Beitrag von florianklachl » Fr Aug 05, 2005 3:02 pm

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Beitrag von florianklachl » Sa Aug 20, 2005 1:47 am

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Beitrag von JesuZ » Mo Aug 22, 2005 6:09 pm

gibts fein viele
so mit kafka im bus aufwachen :D hat was
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Beitrag von JesuZ » Mo Aug 22, 2005 6:11 pm

florianklachl hat geschrieben:
Herbert Prohaska - Mein Leben
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ja wie isses denn? hastas schon glesen? wenn sein schreibstil so aufregend is wie sein erzählstil wirds ned DER renner :D
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Beitrag von florianklachl » Mo Aug 22, 2005 6:27 pm

ich wart noch ab bis es billiger wird. beim donauland kriegt mans immerhin schon um 17€
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"Schneckolito" als Buchautor

Beitrag von florianklachl » So Aug 28, 2005 3:57 pm

aus einem Kommentarder Wienerzeitung:
Die Erinnerungen des kürzlich 50 Jahre alt gewordenen österreichischen "Jahrhundert-Fußballers" sind nicht nur eine vergnügliche Sammlung von Anekdoten (vom ewigen Ungemach mit seinen Schneckerln über Simmeringer Jugendsünden, Austria-Klatschgeschichten bis zum "Spitz von Izmir", welches Tor Österreich das Tor zur WM 1978 öffnete), sondern auch eine kundige Analyse des internationalen und heimischen Fußballs (mit kräftigen Seitenhieben auf Frank Stronach).
Mittlerweile ist der Sportler, dessen verbale (Fall-)Fehler ihn einst zu einem beliebten Opfer von Kabarettisten machten, sogar zu einer Art Bildungsbürger avanciert, seit er in der ORF-Sendung "Was gibt es Neues?" nach der Herkunft von klassischen Redewendungen fragen darf.
Im Gegensatz zum (nicht nur als Teamchef) polarisierenden Hans Krankl verkörpert Prohaska eine Art nationalen Konsens. Er vermittelt einem, wie der Schriftsteller Thomas Glavinic kürzlich formulierte, "das Gefühl, dass alles in Ordnung ist".
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sowas gelingt nur einem Anton Zeilinger!!!

Beitrag von florianklachl » Sa Sep 10, 2005 3:30 pm

Elfriede Jelinek interessiert sich neuerdings für Quantenphysik!! :eek:



Ausschnitte aus ihrer Kurzgeschichte "Ich lasse es tuschen" aus der heutigen Presse-Beilage:
Der Gegenstand wird gegenstehen gelassen, und so steht er also in der Gegend herum und traut sich nichts. Keine Bewegung! Er hat keinen Gegner, in mir schon gar nicht. Das würde er nicht wagen, gegen mich anzutreten. Da würde er sich doch glatt auflösen oder teleportiert werden. In der Quantenwelt verschwinden ja die Kausalitäten, und, schauen Sie, dieses Lichtteilchen war vorhin dort, und jetzt ist es drüben, ein paar Meter weiter! Wir machen also eine Photonenaufnahme, und da hat das eine Photon das andre schon aufgenommen, und so ist unter Umständen, die mir schleierhaft sind, eine geisterhafte Fernwirkung zwischen diesen Teilchen entstanden, und was in der Folge dem Geringsten dieser Teilchen geschieht, das geschieht auch dem anderen. Einmal hier, einmal dort sein, diese Wahl lasse ich persönlich niemandem. So, da hätten wir also den Horizont, und jetzt: schieben! Kraftanstrengung, nur damit man seinen Horizont nicht zu erweitern braucht.
Ich übertreibe, und ich überschreibe. Oder ist es ein Mitreißen? Der Spuk des Mitreißens, und man sieht ohnedies keines der beteiligten Partikel: die Verkopplung, die Verschränkung der Teilchen zu einem Quantenobjekt, worin ihre Eigenschaften, selbst über Lichtjahre hinweg, im Gleichtakt bleiben. Es gibt keine Informationen zwischen den ineinander verkrallten Teilchen, sie machen sich nichts miteinander aus, sie geben sich keine Impulse. Sie treffen einander, und ein Drittes geschieht, woanders.
Anton Zeilinger hätte das Prinzip der Teilchenverschränkung nicht trefflicher formulieren können. Dieses wird im Anschluss von der Autorin literarisch weiterverarbeitet (man beachte die subtile Einbindung eines Fachterminus aus der Nanotechnologie):
Sehen Sie, was ich bin? Ich bin ein Nichts, das sich gern mit der Welt verschränken würde, wäre es nicht zu faul, seine verschränkten Arme zu lösen. Alles ist also eingefroren, auch meine Arme, und im Ekstatischen des Schreibens, das ich jetzt jede Nanosekunde erwarte, sprengt das Wasser seine Eisesgrenzen und schießt in die Luft.
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