Nationalratswahl 2006

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Do Okt 05, 2006 10:06 am

@elfride: wenn deine freundin von ihren eltern kein taschengeld und auch sonst nichts kriegt, obwohl sie nicht sozial beduerftig sind und daher auch rechtlich auf unterhalt verpflichtet, dann sind dafuer die eltern verantwortlich zu machen, und nicht der staat! und wenn sie aufgrund dessen tatsaechlich zum leben zu wenig und zum sterben zuviel hat, dann faende ich es in dieser situation schon gerechtfertigt, zumindest eine klagsdrohung in den raum zu stellen, um angemessene studienbedingungen sicherzustellen, weil das waeren dann ja rabeneltern.

gerade fuer alleinerziehende studierende muetter gibt es neben der normalen studienbeihilfe die sog. studienunterstuetzung, die extra dafuer eingerichtet worden ist, um haertefaelle zusaetzlich abzufedern, und um jenen studierenden, die gerade nicht mehr als sozial beduerftig eingestuft werden, auch einen finanziellen zuschuss zukommen zu lassen.

du machst hier den einwand, dass es betteln gleichkaeme, wenn man um beihilfe ansuchen muss, ein mindestmasz an buerokratie ist aber unvermeidbar, wenn man missbrauch verhindern will. auszerdem frage ich mich dann schon, was man eigtl. will: wenn man sich zu gut dafuer ist, sich vom staat unter die arme greifen zu lassen, dann soll man es bleiben lassen.



@intruder:
Außerdem find ich es eine Frechheit, dass das Geld im Voraus einzuzahlen ist, obwohl Bedürftigkeit bescheinigt wurde. Nicht jeder kann einfach einmal für ein paar Monate 400 Euro vorstrecken.
da stimm ich dir zu, dass das system hier verbesserungswuerdig ist. ich glaube aber nicht, dass das als absichtliche schikane einer boeswilligen regierung gedacht war, sondern auf verwaltungstechnischen schwierigkeiten beruht. wenn ich richtig informiert bin, werden die studiengebuehren naemlich von den unis eingehoben, die studienbeihilfen aber von staatlicher stelle aus (studienbeihilfenbehoerde) ausbezahlt.
Das Problem dabei ist die professionelle Aushungerung der Unis, die die rechte Regierung in den letzten Jahren durchgezogen hat. Bei bestimmten Studienrichtungen sind die Unis einfach nicht mehr in der Lage, die erhöhte Nachfrage zu befriedigen.
die unis waren auch schon '99 ziemlich mies beinander, die hauptuni vielerorts ueberlaufen mit ewig langen warteschlangen bei den inskriptionsstellen, nur haben halt die professoren von der anglizistik, germanistik und publizistik damals noch nicht so ein tamtam gemacht. ich geb dir aber recht, dass sich die situation erst jetzt zu verbessern beginnt (+20% mehr budget fuer die unis naechstes jahr + 500mio. fuer bau und sanierung als externer sonderposten!)
Genauso wie es sein sollte: Erhöhung der Akademikerrate.
das darf dann aber imho kein selbstzweck werden. ich hab immer den eindruck, dass sich die gruenen mit dieser forderung speziell auf die "orchideenfaecher" beziehen. 1000 neograetzisten und numismatiker mehr pro jahr (ueberspitzt formuliert) fuehren aber hoechstwahrscheinlich nur zu einer erhoehung der quote arbeitssuchender akademiker. wobei ich prinzipiell nichts gegen geisteswissenschaftliche studienrichtungen mit geringem wirtschaftlichem nutzen habe, ich halte sie im gegenteil fuer absoult unerlaesslich! allerdings sollten das nur leute wie zb der grent studieren, die sich 1) absolut dafuer begeistern koennen und 2) auch schon ungefaehr wissen, was sie dann spaeter damit machen wollen, und nicht diejenigen, die nur deshalb studieren, "weil ich mir halt dacht hab, dass psychologie oder so vlt ganz nett sein koennt". und pensionisten, die als hobby geschichte und philosophie studieren, sollen imho dafuer ein bisschen etwas zahlen.



zu den studiengebuehren im allgemeinen: ich halte sie vor allem deswegen fuer sinnvoll, weil man effizienter studiert, wenn man unter leichtem finanziellem druck steht. wenn ich anschau, wie der jesuz auf einmal anzahrt hat, nur damit er weiter familienbeihilfe bekommt, ist er fuer mich das beste bsp dafuer.
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zobi
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Beitrag von zobi » Do Okt 05, 2006 10:45 am

Zahlen bei jenen, die die Studiengebühren eh nicht soo schlimm finden, die Eltern den Beitrag oder ihr selbst

ich zahl selbst und ich finds eigtl. sehr gut, nicht nur "eh nicht soo schlimm".

Dass man mehr auf Härtefälle schauen soll und Förderungen bzw. Erlässe gerechter und meinetwegen häufiger verteilen sollte ist eine andere Diskussion. Aber gleich wieder ganz abschaffen, weils an manchen Ecken drückt is ein absoluter Blödsinn.

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Brett
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Beitrag von Brett » Do Okt 05, 2006 10:48 am

d'accord. 100%

EDITH: Hat dem Klachl gegolten, aber auch zobi is gut.
Forma, Eier Gnodn.

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elfride
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Beitrag von elfride » Do Okt 05, 2006 11:53 am

irgendwie wird da jetzt alles durchgemischt

Familienbeihilfe hat nix mit Studiengebühren zu tun
von ~ 200€ im Monat kann man nicht leben

ich hab nicht gesagt einen Antrag zu stellen käme betteln gleich
ich hab nur erzählt dass ich mal eine junge Mutter bei der Studien und Prüfungsabteilung um einen Aufschub betteln hab sehen, weil sie eben nicht die 400€ aus der Tasche schüttelt.

@flo
wenn mir einer erzählt ich soll meinen Vater und meine Mutter verklagen, obwohl ich genau weis , dass sie mich wegen gewissen Lebensumständen nicht ausreichend unterstützen können, muss ich annehemen , dass er mir 1. nicht helfen mag und 2. mich verarscht.
versetzt dich mal in die Situation
Asti hat geschrieben:und, dass die österreichischen unis bereits überrannt werden, ist wohl auch tatsache! wie wird das erst sein ohne studiengebühren???
also alle die sichs nicht leisten können sollen draußen bleiben??
Proleten bleibts deppert?

was mich besonders belustigt hat war die Behauptung der Gusi kann nicht rechnen

Der Grasser hat mal einfach ein paar Millionen im Budget "verloren". ich glaub das war 2005 oder 2004. Zur Errinnnerung des is kein Roter.

Freundschaft

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Brett
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Beitrag von Brett » Do Okt 05, 2006 2:03 pm

elfride hat geschrieben:Familienbeihilfe hat nix mit Studiengebühren zu tun
von ~ 200€ im Monat kann man nicht leben
Hmm, ob deine Freundin im Elternhaus lebt, hast du mir nicht beantwortet.

Ich war die letzten zwei Jahre im Elternhaus und konnte von den € 200,- im Monat schon leben (dank global vernetzter Marktsituation geht das ja mit billigem Gewand und Nahrung und so :D ). Vllt. hie und da eher bescheiden, aber es ging sich aus. Sich in Bescheidenheit zu üben ist aber - so seh ich das - nun mal der Preis, wenn man keinem Nebenjob nachgeht. Ich ging die Sache so an, um beim Studium möglichst viel weiterzubringen (was mir einigermaßen gelungen ist) und so meine Beihilfen nicht zu verlieren. Hätte ich sie verloren, wäre mein erster Weg der zu einem (richtigen) Nebenjob gewesen, klar.

Familienbeihilfe und Studienbeihilfe haben zwar nix miteinander zu tun, die Anforderungen sind aber ähnlich.

Aber ja, es nutzt eh nix. Wenn du nicht verraten willst (is ja legitim), warum deiner Freundins Eltern keinen Unterhalt leisten wollen/können, kann man auf das individuelle Problem auch nicht eingehen.

Apropos junge Mutter: Das sollte kein Problem sein, wenn man Mutter ist, hat man automatisch zwei Toleranzsemester (das gälte sogar für mich als Vater mit Sorgerecht bzw. ansonsten Ehe), die über das ohnehin verfügbare Toleranzsemester noch hinausgehen. Betteln sollte also auch hier nicht erforderlich sein.

Toleranzsemester gibts bei:
-) Besonders aufwendiger Diplomarbeit/Diss.
-) Auslandssemester /-jahr
-) außergewöhnlicher Studienbelastung (solche Fälle werden separat behandelt, etwa bei Doppelstudium ...)
-) unvorhergesehenes oder unabwendbares Ereignis
-) Behinderung
-) eingeschobenen Zivil-/Präsenzdienst
-) Schwangerschaft
-) und wie gesagt Pflege und Erziehung eines Kindes (höchstens 2 Sem. je Kind)

Die Lösung könnte sein, daß du mit deiner Freundin ein Kind zeugst (wenn nix anderes hilft). Du bekommst dann:
-) Das Kindergeld vom Ha1der
-) lustige Babysachen von der Stadtgemeinde Kloburg (oder noch mehr in Wien, etwa einen gelben Ostblock-Pyjama mit Bärli drauf: Ich muß jedesmal lachen, wenn ich dieses häßliche Ding seh)
-) Familienbeihilfe für dein Kind zusätzlich
-) Eine Versicherung für dein Kind, sofern du selbst versichert bist (oder, wenn deine Freundin die Bezieherin des Ha1dergeldes ist, sie)
-) überaus wohlwollende Blicke runzliger Damen in öffentlichen Verkehrsmitteln zugeworfen, sofern du dein Kind dabeihast; wenn nicht, müßtest du dir Sorgen machen

EDIT: Vielleicht solltma an Extra-Thread anlegen, damit der Nationalrat sauber bleibt.
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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Do Okt 05, 2006 2:18 pm

ad Intruder: (Achtung zynische Überspitzung!): Also wer nach dem rot-grünen Experiment in Deutschland solche Zustände in Österreich herbeisehnt ist meiner Meinung entweder masochistisch veranlagt oder sehr blauäugig.

Was versprichst du dir (ausser mehr sozialer Wärme sowie Förderung alternativer Energiequellen...) von einer rot-grünen Regierung?

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Brett
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Beitrag von Brett » Do Okt 05, 2006 2:35 pm

florianklachl hat geschrieben:Bild ich mir das nur ein,
Hehe, hast recht, schaut aus, als hätte man den W1ndisch unter die Trockenhaube gesteckt. Ist aber nur auf dem Foto so auffallend, bei der Fernseh-Debatte hätt ichs nicht gemerkt. Der Messner schaut in echt viel trübsinniger drein als auf dem Foto.
Forma, Eier Gnodn.

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Do Okt 05, 2006 2:51 pm

Von wegen Akademikerrate erhöhen:
das darf dann aber imho kein selbstzweck werden.
Das sehe ich genau so, wenn vielleicht auch aus einem anderen Blickwinkel: Was bringen einem dreimal so viele, dafür aber schlechter qualifiziertere Akademiker?

Da empfinde ich das FH-System geradezu genial (wenn ich es nicht falsch verstanden habe): Die Wirtschaft fördert Ausbildungsstätten an denen, am Bedarf angepasst, maßgeschneidertes Personal ausgebildet wird. Durch die Praxissemester bekommt man einen guten Einstieg in die Berufswelt, und für Leute, die möglichst schnell Geld verdienen möchten ohne sich zu sehr in Theorie vertiefen zu müssen ist dieses System geradezu geschaffen. Davon profitert der Fachhochschüler genauso wie die Wirtschaft.

Aber was bringt es, wenn jetzt jedes Jahr 6000 Psychologen fertig werden würden, die dann ohnedies erst einmal als Taxifahrer oder Kellner über die Runden kommen müssen?
Proleten bleibts deppert?
Das ist ein nur vermeintliches Totschlagargument. Es gibt genug Proleten mit Geld und genug Gebildete die am Hungertuch nagen.

Es muss bei Studien einfach Restriktionen geben, um ein Qualitätsniveau zu erhalten. Alles anderer führt zu einer weiteren Entwertung der Universitäten. Ich bin heilfroh, mich nicht (mehr, war im ersten Jahr meines Jahrganges auch teilweise der Fall) um sitzplätze streiten zu müssen oder dann am Boden zu sitzen, die Leinwand nicht zu sehen etc..

Im Übrigen hat sich die Rektorenkonferenz in einer Stellungnahme an die SPÖ besorgt gezeigt, über die künftigen finanziellen Einbußen, welche durch den Entgang der Studiengebühren zu erwarten sind.

Ich muss mir die Studiengebühren zwar nicht selber zahlen, aber auch ich denke auch ich wäre in der Lage, das Geld aufzubringen(Ferialjobs, milde Gaben von Omas und Urstrumpftanten etc.).

Dass es solche Schicksale wie bei elfriedes Freundin gibt ist sehr bedauerlich und traurig, aber dennoch halte ich es mit Blick auf den ganzen Bekanntenkreis für ein, hartes, Einzelschicksal(natürlich wird sie nicht die einzige sein, die derartige Probleme hat, aber es ist sicher keine Majorität, die sich in einer so misslichen Lage befindet).

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Brett
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Beitrag von Brett » Do Okt 05, 2006 3:09 pm

Cannibal hat geschrieben:Was versprichst du dir (ausser mehr sozialer Wärme sowie Förderung alternativer Energiequellen...) von einer rot-grünen Regierung?
Dazu muß ich sagen, daß eh zu bezweifeln ist, daß unter rot-grün alternative Energiequellen eher gefördert werden würden als unter etwa schwarz-grün. Die ÖVP wäre mit Sicherheit eher kooperativ gewesen (immerhin hat das der 5chüssel im Wahlkampf ja angekündigt, vom G00si hab ich da wenig vernommen).
Aber ja, in der SPÖ wird aber denk ich immer noch mehr drüber nachgedacht als bei den rechten Kasperln. Daß der W3stenthaler nicht weiß, was es mit Feinstaub und CO2-Bilanz auf sich hat, pack ich ja immer noch nicht (und sich so vorbereitet zu einem Fernsehduell mit dem Van der Bellen traut!).

Von Seiten der Grünen darf man aber mehr erwarten: Ich find ebenso, daß Energieeinsparung gerade im Haushaltsbereich (ist in hohem Maß OHNE Komfortverlust möglich) weitaus sinnvoller und gegenüber der Aufstellung weiß ich wie abstruser alternativer Energien zu favorisieren wäre. Ich mein, Österreich ist ein technisch nicht schlecht entwickeltes Land und hat ein relativ hohes Ökologie-Bewußtsein im Vergleich mit den Nachbarländern, da sollt ma diese Bereitschaft von Seiten der Regierung einfach nur nutzen.
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Intruder
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Beitrag von Intruder » Do Okt 05, 2006 5:12 pm

Cannibal hat geschrieben:ad Intruder: Also wer nach dem rot-grünen Experiment in Deutschland solche Zustände in Österreich herbeisehnt...
Danke für diesen Einwand, auf diesen Vergleich hab ich nur gewartet.

Wie du vielleicht weißt: Deutschland ist nicht gleich Österreich. Erstens einmal sind die Voraussetzungen unterschiedlich (Thema: Deutsche Wiedervereinigung und die sich hieraus ergebenden Probleme)]...ist meiner Meinung entweder masochistisch veranlagt oder sehr blauäugig. [/QUOTE]Diese Aussage find ich überflüssig.
Cannibal hat geschrieben: Was versprichst du dir (ausser mehr sozialer Wärme sowie Förderung alternativer Energiequellen...) von einer rot-grünen Regierung?
Die beiden von dir aufgezählten Gründe sind meiner Ansicht nach auch die beiden für mich ausschlaggebenden. Es kommt halt darauf an, was man mit "mehr soziale Wärme" meint: Ich verstehe darunter zum Beispiel:
- humanere Politik im Bezug auf Ausländer und Minderheiten (Beispiel: Kärnten)
- Verzicht auf unnötiges Kriegsgerät (Betonung auf "unnötig" - Landesverteidigung ja, protzige Kampfflieger nein)
- Erhöhung der Wissenschaftsförderungen und des Bildungsbudgets

Ich hab mich politikmäßig in den vergangenen sechs Jahren einfach oft nicht wohlgefühlt, und sehe in rot-grün eine Chance, einmal die sog. "linke Reichshälfte" arbeiten zu lassen und zu schauen, ob sie es nicht besser können als die anderen. Wenn nicht, werden sie eh flott wieder abgewählt.

Wie es halt jetzt ausschaut, muss ich bis zur nächsten Wahl hoffen - wenn die ÖVP mit ihren aktuellen Aussagen so weitermacht, wirds allerdings wohl nicht lange dauern. Neuwahlen halte ich übrigens trotzdem für keine gute Idee.

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