Österr. Qualitätsjournalismus

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florianklachl
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Österr. Qualitätsjournalismus

Beitrag von florianklachl » Do Apr 20, 2006 2:37 pm

In diesem Thread sollen die schönsten Schmankerln aus Standard, Presse und anderen österr. Qualitätsblättern verewigt werden:


Diesmal
Dossier Tschernobyl - Tschernobyl forderte 1.700 Tote in Österreich

Die Behauptung:
"Eine Studie im Auftrag der europäischen Grünen kommt zu dem Ergebnis, dass Österreich jene Region in Westeuropa war, die nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl am stärksten verstrahlt wurde. Der Tod von rund 1700 Österreichern sei darauf zurückzuführen."

Die Milchmädchenrechnung:
"Nach Messdaten der OECD wurden in Österreich in den ersten drei Jahren nach dem Unglück 16.600 Menschen mit einem Sievert (ein Messwert für biologische Verseuchung mit radioaktiven Strahlen) belastet.
Im Durchschnitt könne man aber davon ausgehen, dass etwa zehn Prozent dieser Kennziffer in den Folgejahren als Todesopfer zu beklagen seien, meint der Experte, der so auf die Zahl von rund 1700 Menschen kommt."
Anm.: Lt. NÖ Zivilschutzverband betrug die gesamte zusätzliche Strahlenbelastung durch Tschernobyl pro Person ~1 Millisievert. Zum Vergleich: Die letale Dosis (50% Todesfälle innerhalb von 30 Tagen) liegt bereits bei 4-5 Sievert. Wie kommt es also zu diesen Zahlenwerten?
  • Möglichkeit 1: Schlussrechnung: 1 Person kommt auf ~1 Millisievert, also kommen ~1000 Personen auf ~1 Sievert. Bei so einer hohen Dosis kriegen sicher alle irgendwann einmal Krebs.
  • Möglichkeit 2: Der Autor hat in einer Studie gelesen, dass die Strahlenbelastung wenige Tage nach dem Unfall wegen des kurzlebigen I-131 an manchen Orten mehrere hundert Millisievert pro Jahr betragen hat, und diesen Wert gleich auf mehrere Jahre hochgerechnet. So kommt man auch auf eine Dosis von 1 Sievert gesamt.
  • Möglichkeit 3: Der Autor hat sich bewusst verrechnet und geht davon aus, dass keiner eine Ahnung hat, wieviel ein Sievert ist, und auch nicht weiter nachfrägt, wenn man dazuschreibt, dass der Wert von der OECD ist.
Das folgende Zitat legt nahe, dass Möglichkeit 3 am ehesten in Betracht zu ziehen ist:
"Fiarlie und die deutsche Europaabgeordnete Rebecca Harms kritisierten die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien scharf, wonach nur von 4000 zusätzlichen Krebsfällen auszugehen sei. Es sei ist mit etwa 30.000 bis 60.000 zusätzlichen Todesfällen durch Krebs zu rechnen, sieben bis 15-mal mehr als die Schätzung von 4000 durch die IAEO. 'Wir haben diesen Bericht als Gegen-Expertise zu den verharmlosenden Behauptungen in Auftrag gegeben, mit denen die IAEO sowohl die tödlichen Konsequenzen des Atomunfalls in Tschernobyl als auch die weit reichenden Auswirkungen auf Europa und die Welt herunterspielte', sagte Harms."
ganz nach dem Motto: dürfens für Propagandazwecke nicht noch ein bisserl mehr Tote sein?

Zum Glück gibt es auch seriöse Grüne:
"Grünen-Landesrat Rudi Anschober stellte am Mittwoch eine Studie vor, die sich mit den Auswirkungen des Reaktorunglücks auf Oberösterreich beschäftigt. Demnach können direkte fruchtschädigende oder krebsfördernde Folgeschäden in den besonders belasteten Gebieten 'nicht signifikant bewiesen werden'. Einzelfälle direkter Schädigungen als Folge 'sind nicht auszuschließen, aber derzeit statistisch nicht nachweisbar', zitierte Anschober aus der Studie."
Komisch, dass gerade Oberösterreich am meisten vom Tschernobyl-Regen abbekommen hat.
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florianklachl
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ohne Worte

Beitrag von florianklachl » Mi Apr 26, 2006 11:04 am

Gugg-i-Ging-Theater von Hubsi Kramar

http://derstandard.at/?id=2425624

Das 3raum-Anatomie*theater hat eröffnet:
Die Staatsgroteske "Gugging goes Ballhaus*platz" erblüht auf dem Frühjahrskompost der österreichischen Bildungspolitik

[..]

"Gugging goes Ballhausplatz" erblüht auf dem Frühjahrskompost der österreichischen Bildungspolitik zu einer trashigen Opera buffa mit Bontempi-Begleitband (GO FAAST).
[..]

Krankgepuderte und in Pumphosen oder Zwangsjacken gesteckte Höflingsgestalten richten vor den steilen Rängen des alten Hörsaals eine Hofnarren-Posse als Blockveranstaltung aus: [..]

eine chinesische Gastprofessorin hält Nonsensvorträge ("Ich wiederhole mich und betone mich") mit Federboa. Die Institutsleiterin Blockflötenliesl ("Liesl von uns Zugacking") mit rosa getönter Brille trägt Raverhörnchen und schiebt auf der Kanzel den Mozartologen (Stefan Weber als Vier-Oktaven-Furzer!) vor ihre eigene Gemütsverfassung.

[..]

http://derstandard.at/?id=2425624
Dateianhänge
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bei der SPOe gibts am Krampustag Gratis-Buffet mit Huren

Beitrag von florianklachl » Sa Nov 11, 2006 1:46 am

nix dagegen, wenn der standard manchmal im auftrag der spoe zu schreiben scheint, das erwartet man ja auch von ihm.
gar so direkt wie hier haetts allerdings auch wieder nicht sein brauchen:


http://diestandard.at/?id=2648781

Sexarbeit - Dienstleistung besonderer Art?
SPÖ lädt zur Diskussion, die Betroffene wie auch verschiedene feministische Positionen inkludieren soll
Wien - Ein Urteil des OGH (28.6.1989) in Österreich bezeichnet Sexarbeit als sittenwidrig. Dadurch ist es Frauen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, nicht möglich rechtsgültige Vereinbarungen zu schließen. In Deutschland hingegen bildet ein bundesweites Prostitutionsgesetz (2002 in Kraft getreten) die Grundlage für unselbstständige Arbeitsverhältnisse und der damit verbundenen sozialen Absicherung.
[..]
Der Frage nach einer sprachsensiblen Herangehensweise zu dieser Thematik wird in einer Diskussionsveranstaltung nachgegangen, zu der die Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ, Gabriele Heinisch-Hosek, einlädt:
"Sexarbeit – Dienstleistungen besonderer Art? Frauen zwischen Sittenwidrigkeit und sexueller Selbstbestimmung".
Im Rahmen von "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" referieren und diskutieren folgende ExpertInnen:

Begrüßung und Einleitung Gabriele Heinisch-Hosek, AbgzNR, Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ Statements
Anonym „Sexarbeit in Österreich, Bericht aus der Praxis“
Astrid Gruber (Touch and Sense) „Mein rechter, rechter Platz ist leer…“
Mag.a Eva van Rahden (Projektleiterin SOPHIE – BildungsRaum für Prostituierte) „Zwangsprostitution gibt es nicht“
Dr.in Lilian Hofmeister (Verfassungsrichterin) „Sexarbeit – Existenzsicherung für Frauen im Rahmen der Rechtsordnung?“
Mag.a Marie-Theres Prantner (Juristin) „Schweden, Deutschland, Österreich – ein Ländervergleich in Recht und Praxis“
Anschließend Diskussion
Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Gespräch bei einem kleinen Imbiss.
Ende der Veranstaltung 14:00 Uhr Der Vorweis der Einladung gilt in Verbindung mit einem amtlichen Lichtbildausweis als Zutritts-berechtigung für das Parlamentsgebäude (BesucherInneneingang). (red)

--------------------------------------------------------------------------------
Dienstag, 5. Dezember 2006,
11:00 bis 14:00 Uhr
Abgeordneten-Sprechzimmer (Parlament, Dr. Karl-Renner-Ring 1-3, 1017 Wien
Anmeldung bei Frau Bartes-Stummvoll unter Tel: 01/40110/3943, Fax: 01/40130/ 3575 oder E-Mail bis spätestens 28.11.2006
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zobi
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Beitrag von zobi » Mo Feb 19, 2007 9:16 pm

Nachdem im Standard gerade ausführlich über die Naziverbindung "Olympia" in Zusammenhang mit irgendeinem "Folkloreabend" berichtet wird (http://derstandard.at/?id=2774662) habe ich mich ein bissl auf der (übrigens optisch zum speiben verlockenden) Heimatseite der Olympia umgesehen (http://olympia.burschenschaft.at/).

Diese betonen ihre Nähe zum deutschen Volke etc. Unter anderem stößt man im Teil "Olympen Chronik" auf folgende Passage:
Entstehung der »Akademischen Tafelrunde Laetitia«
Am 8.4. 1936 gründeten ehemalige Mitglieder der Klosterneuburger Mittelschulverbindung »Arminia« eine Pennalie »Trimalchiona« als Gegengewicht gegen die damals in Klosterneuburg zahlreich bestehenden katholischen Mittelschulkorporationen.
... und weiter.....
Die zunächst in alle Winde zerstreuten und aus den Kriegsgefangenenlagern heimgekehrten alten Olympen trafen sich über Initiative einzelner Bundesbrüder bald in kleinen Gruppen im familiären Kreis, meist beim Heurigen in der Umgebung Wiens.
Zahlreiche Bundesbrüder mußten sich den sogenannten »Entnazifizierungsverfahren« unterziehen und manch einer verbrachte eine oft mehrmonatige Haftzeit in den alliierten Anhaltelagern Wolfsberg und Glasenbach sowie in der berühmt-berüchtigten »Elisabethpromenade« (»Liesl«) in Wien. Die meisten wurden trotz vorübergehendem Berufsverbot als »Minderbelastete« eingestuft.

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Personalrochade in der SPÖ

Beitrag von florianklachl » Do Mär 01, 2007 11:54 pm

Samo Kobenter wechselt von der unabhängigen Tageszeitung "Der Standard" ins unabhängige Bundeskanzleramt:
wienerzeitung hat geschrieben:Samo Kobenter, Innenpolitik-Redakteur und Betriebsrat der Tageszeitung "Der Standard", wechselt die Seiten und arbeitet ab April im Bundeskanzleramt. Er werde künftig auf Werkvertragsbasis im Bundeskanzleramt für "Medienarbeit und Medienbetreuung im weitesten Sinn" zuständig sein.

Nach APA-Informationen steht der Bundespressedienst vor einer Neuordnung und könnte wieder zu einer eigenen Sektion werden. Kobenter sei demnach als Sektionsleiter vorgesehen, war zu hören. Kobenter selbst will davon aber noch nichts gehört haben.
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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Fr Mär 02, 2007 2:10 pm

Ha, fällt mir ja jetzt erst auf:
Möglichkeit 1: Schlussrechnung: 1 Person kommt auf ~1 Millisievert, also kommen ~1000 Personen auf ~1 Sievert. Bei so einer hohen Dosis kriegen sicher alle irgendwann einmal Krebs.
Strahleninduzierte Krebserkrankungen sind stochastische Strahlenschäden und für diese besteht per definitionem keine untere Schwellendosis. (Im Gegensatz zu deterministischen Strahlenschäden wie der akuten Strahlenkrankehit, Exanthem, Stahlendermatitis, Katarakt, Diarrhoe, etc.)

Aber das Risiko der Entstehung irgendeiner durch Strahlen ausgelösten Krebserkrankung beträgt überschlagsmäßig 5%/Sievert (nota bene: Sievert, nicht Millisievert!). Und: Die natürliche Strahlenbelastung beträgt in Mitteleuropa 2.4 Millisievert/Jahr. (In die ist aber die tschernobyl'sche Belastung bereits miteinberechnet.) In Indien sind es 10 mSv, und dort ist nach wie vor kein höheres Krebsrisiko nachgewiesen.

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Beitrag von florianklachl » Fr Mär 02, 2007 9:21 pm

Die natürliche Strahlenbelastung beträgt in Mitteleuropa 2.4 Millisievert/pro Jahr. (In die ist aber die tschernobyl'sche Belastung bereits miteinberechnet.)
ohne Tschernobyl wären es in etwa 0.015 Millisievert pro Jahr weniger, ohne Atombombentests noch einmal die Hälfte davon weniger. Die gesetzlich festgelegte Obergrenze an künstlicher Strahlenbelastung beträgt für Zivilpersonen übrigens 1 mSv/Jahr (wer also zuviel raucht, begeht eine Gesetzesübertretung ;) ), für Personen, die aufgrund ihres Berufes eine höhere Strahlung vertragen müssen (AKW-Arbeiter, Radiologen, Stewardessen etc.), 20 mSv/Jahr.
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Beitrag von florianklachl » So Nov 25, 2007 4:22 am

Die Presse-Journalisten beherrschen auch nicht mehr die deutsche Grammatik:
Die Presse hat geschrieben:Im kommenden Jahr sind jedoch mit Nebeneinkünften von Pilz zu rechnen.
http://www.diepresse.at/home/politik/in ... nk=&popup=
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Brett
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Beitrag von Brett » So Nov 25, 2007 4:45 pm

Ich glaub, das ist aber ein Flüchtigkeitsfehler.

EDIT: Was mich mehr schockiert sind:
  • die Farblosigkeit der Fotos, schaut aus wie im Leichenschauhaus aufgenommen. Und:
  • Ruperta Lichtenecker (wie kann man das seinem Kind antun??)
Forma, Eier Gnodn.

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Beitrag von florianklachl » So Dez 02, 2007 11:01 pm

wenn es ein Flüchtigkeitsfehler ist, wär das fast noch schlimmer, das würd dann nämlich bedeuten, dass die Presse-Journalisten nicht einmal mehr durchlesen, was sie schreiben.
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