Öffentliches Rauchverbot

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Sa Nov 10, 2007 9:51 pm

@Brett:
Ich hoffe, dass ich in den vorigen Postings nicht zu aggressiv formuliert habe, aber ich war mir nicht sicher, ob die Diskussion sonst nicht gleich wieder einschläft.
Willst du damit unserer verstorbenen Volksschullehrerin anmaßen, sie wäre sich nicht über die potentielle Gefahr, die sie durch das Rauchen auf sich genommen hat, im Klaren gewesen?
Willst du ihr anmaßen, sie wäre so blöd gewesen, freiwillig so viel zu rauchen?
Mir persönlich ist übrigens ein kürzeres Leben, das ich genießen kann, lieber, als ein langes schnödes.
Also ich geh nur selten ins Stoll und genieß trotzdem mein Leben in vollen Zügen. Unsere Welt hat soviel zu bieten, da braucht es find ich keine Suchtmittel-Exzesse, um glücklich zu sein (zumindest in unserer Situation).
Der 3din, oder wie der heißt, warum soll der nicht die Wahl haben?
Ja was hat er denn für eine Alternative? Du sagst ja selber, es gibt zum Stoll nix Vergleichbares in Klosterneuburg.
Du tust ja gerade so, als müßte man die Raucher Österreichs vom Denken befreien.
Wenn, dann muss man die Raucher Österreichs vom Nicht-Denken befreien. Das ist auch generell der Grund, warum ich gegen überzogenen Liberalismus bin, nicht nur im Wirtschafts- sondern auch im Sozialbereich.


@Cannibal:
Also ich gehe hier jetzt einmal primär auf die sachlichen Aspekte ein, sonst wird die Diskussion zu emotional
Ich bitte darum, sämtliche Kommentare meinerseits als ausschließlich sachliche und konstruktive Kritik aufzufassen! Ich habe wirklich nicht die Absicht, zu emotionalisieren, und schon gar nicht, dein medizinisches Können und Wissen in Frage zu stellen! Dass du ein hervorragender Mediziner mit hohem wissenschaftlichem Anspruch bist, ist hier im Forum glaube ich unbestritten. Eben darum hoffe ich aber, dass es möglich ist, eine Diskussion mit der notwendigen Härte in der Sache zu führen, ohne die Dinge dabei persönlich zu nehmen.
Bitte nicht Daten aus einem Buch von 1993 heranziehen, wo doch allgemein bekannt ist, dass gerade med. Wissen schnell veraltet, und das Inhalte aus Büchern sich auf Wissen stützen, welches 5-10 Jahre alt ist.
Warum sollte eine statistische Analyse, wenn sie 10 oder 20 Jahre alt ist, nicht mehr stimmen? Die Diagnose von Lungenkrebs ist relativ eindeutig, würde ich annehmen. Die empirischen Erhebungsmethoden werden sich in der Zwischenzeit doch nicht geändert haben?
Momentan geht man für den durchschnittlichen Raucher davon aus, dass er gegenüber einem Nichtraucher ein Relative Risiko (RR) von ca. 5 (gg.über 1 für Nichtraucher) hat, an Lungenkrebs zu erkranken. Ein starker Raucher, heute definiert als jemand der 30+ Zigaretten am Tag raucht, hat somit ein RR von ca. 22. Das gilt für das aktive Rauchen!
Könntest du mir zu diesen Angaben bitte auch die Quelle nennen? Besonders interessieren würde mich, wie du das 22fache RR für starke Raucher aus dem 5fachen ableitest.

Ich glaube aber, die unterschiedlichen Zahlenwerte lassen sich folgendermaßen erklären: Du beziehst dich mit dem RR auf das Verhältnis der Inzidenzraten für Lungenkrebs zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Diese Zahl ist aber nicht identisch mit der Wahrscheinlichkeit für ein Individuum, an Lungenkrebs zu sterben, die ich angegeben habe.

Kleine Überschlagsrechnung zur Bestätigung der von mir zitierten Zahlenwerte:

Geg.:
Lungenkrebsfälle, die auf Rauchen zurückzuführen sind, in D: 90%
Raucheranteil in D: 27%
Todesfälle pro Jahr in D: ~840.000
Lungenkrebstote pro Jahr in D: ~40.000

Daraus lassen sich folgende Werte ableiten:
Lungenkrebstote pro Jahr in D bei Rauchern: 40.000*0.9 + 40.000*0.1*0.27 = 37.080
Todesfälle pro Jahr in D bei Rauchern: 840.000*0.27 = 226.800
Wahrscheinlichkeit für deutsche Raucher, an Lungenkrebs zu sterben: 37.080/226.800 = 16.3%
Dieser Wert gilt für einen Durchschnittsraucher, für Starkraucher sind die 38% also plausibel.

Nicht eingerechnet sind hier alle möglichen weiteren Todesursachen, die direkt auf das Rauchen zurückzuführen sind.

Beispielsweise ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, unter Rauchern 7,4-mal so hoch wie unter Nichtrauchern. 98% aller Infarktpatienten unter 40 Jahren sind übrigens Raucher. Frauen, die die Pille nehmen, sind besonders gefährdet.
Das RR für Lungenkrebs durch Passivrauchen wird in der Literatur zwischen 1.1 und 1.3 angegeben und ist ein extrem umstrittenes Thema.
Diese Werte habe ich auch gefunden, im angehängten pdf, Abbildung 1, ist zu erkennen, dass fast alle Studien von einem RR dieser Größenordnung ausgehen. Wenn das Sterberisiko bei aktiven Rauchern etwa 3x größer ist als das RR, kann man für Passivraucher von einem etwa doppelt so hohen Sterberisiko ausgehen. Zu bemerken ist, dass in diesen Studien für einen durchschnittlichen Passivraucher Feinstaubkonzentrationen, wie sie etwa in einem Starbucks-Lokal auftreten, herangezogen werden. Der Stoll spielt da in einer völlig anderen Liga!
Auch die Weltgesundheitsorganisation hat in mehreren Stellungnahmen eindringlich auf die Gefahren des Passivrauchens hingewiesen (siehe zB WHO: Passive smoking kills ).
Wenn du hier also behauptest, die Folgen des Passivrauchens wären umstritten, und dazu zwei offensichtlich nicht repräsentative Studien zitierst, muss ich dir den Vorwurf der Verharmlosung des Passivrauchens machen.
The fact that the mutation spectrum of the p53 tumor suppressor gene in lung tumors of ETS-exposed nonsmokers generally differs from that found in tumors of active smokers lends additional support to the notion that the majority of tumors found in ETS-exposed nonsmokers have nothing to do with tobacco smoke.
Wenn das RR zwischen 1.1 und 1.3 liegt, muss es zwangsläufig so sein, dass die Mehrzahl der Krebsfälle nicht durchs Rauchen verursacht ist. Es wird hier nur plausibel gemacht, dass das RR nicht noch viel größer sein kann.

-> Lesenswerte Infobroschüre der WHO zum Thema Tabakkonsum
Dateianhänge
Anhang 1.pdf
(147.96 KiB) 144-mal heruntergeladen
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Chicken
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Beitrag von Chicken » So Nov 11, 2007 2:00 am

Brett hat geschrieben:Willst du damit unserer verstorbenen Volksschullehrerin anmaßen, sie wäre sich nicht über die potentielle Gefahr, die sie durch das Rauchen auf sich genommen hat, im Klaren gewesen?
Du tust ja gerade so, als müßte man die Raucher Österreichs vom Denken befreien.

In meiner Verwandtschaft ist vor einigen Jahren eine Raucherin an Lungenkrebs gestorben. Hat zur Folge gehabt, dass fast alle Verwandten sofort aufgehört haben zu rauchen. Ich schließe daraus, dass sich viele Raucher nicht wirklich bewusst sind, wie gefährlich Rauchen wirklich ist und brauchen erst einen "Wink mit dem Zaunpfahl" um das zu begreifen.
florianklachl hat geschrieben:Zu bemerken ist, dass in diesen Studien für einen durchschnittlichen Passivraucher Feinstaubkonzentrationen, wie sie etwa in einem Starbucks-Lokal auftreten, herangezogen werden. Der Stoll spielt da in einer völlig anderen Liga!

Starbucks ist ein Nichtraucherlokal. :confused: Meistens bummvoll. Und die "normalen" Wiener Kaffeehäuser sagen immer sie würden zusperren können, wenn ein allgemeines Nichtrauchergesetz kommt. Schwachsinn...
:banana:

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Brett
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Beitrag von Brett » So Nov 11, 2007 9:45 am

Starbucks hat andere Kundschaft als ein "normales" Wr. Kaffeehaus. Ich finds nicht okay, dass hier immer wieder versucht wird, die Diskussion völlig kulturfrei zu führen.
Forma, Eier Gnodn.

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Brett
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Beitrag von Brett » So Nov 11, 2007 10:52 am

florianklachl hat geschrieben:Willst du ihr anmaßen, sie wäre so blöd gewesen, freiwillig so viel zu rauchen?
Nein, das hat nix mit Blödheit zu tun, eher mit Selbstverantwortung. Ich wollte sagen, dass nicht anzunehmen ist, starke Raucher wüßten nicht von ihrem Gesundheitsrisiko. Ich denk mir daher, eine "Missionierung" ist überflüssig.
Unsere Welt hat soviel zu bieten, da braucht es find ich keine Suchtmittel-Exzesse, um glücklich zu sein (zumindest in unserer Situation).
:thumbsu: Passivrauchen im Stoll hat eh nix mit Suchtmittelexzessen zu tun. Zumindest nicht nach meiner Auffassung davon.
Ja was hat er denn für eine Alternative?
Den gesamten Arbeitsmarkt, je nach Flexibilität.
Frauen, die die Pille nehmen, sind besonders gefährdet.
Amen. :hail: Wie gefährdet sind Moslems im Vergleich zu Christen?
Forma, Eier Gnodn.

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zobi
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Beitrag von zobi » So Nov 11, 2007 1:26 pm

Zitat:
Frauen, die die Pille nehmen, sind besonders gefährdet.
Amen. :hail: Wie gefährdet sind Moslems im Vergleich zu Christen?
So eine blöd Reaktion hab ich ja noch nie gesehen! Ich weiß nicht ob du irgendwo ein Beipackzetterl für eine Antibabypille hast, aber ich bin mir sicher du findest dort einen Hinweis darauf dass Rauchen in Kombination mit Pille noch gefährlicher ist.

Jedes seriöse Argument mit einem blöden (unzulässigen) Vergleich ausser Kraft setzen zu wollen ist auch eine Art eine sinnvolle Diskussion zu vermeiden...

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Chicken
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Beitrag von Chicken » So Nov 11, 2007 1:29 pm

Brett hat geschrieben:Starbucks hat andere Kundschaft als ein "normales" Wr. Kaffeehaus. Ich finds nicht okay, dass hier immer wieder versucht wird, die Diskussion völlig kulturfrei zu führen.

Richtig. Starbucks Kunden sind Nichtraucher, Schwangere, Mütter mit Kleinkindern, etc.
Nicht bös sein, aber verrauchte Kaffeehäuser sind für mich keine Kultur.
:banana:

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Brett
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Beitrag von Brett » So Nov 11, 2007 1:29 pm

Im konkreten Fall hab ich den Pilleneinschub Klachls mit anderer Absicht versehen verstanden. Und verglichen hab ich nix, ich wollt nur den Flo ein Bißchen provozieren. Beunruhigt bin ich erst, wenns der Flo nicht durchschaut ... :zurhand:
Nicht bös sein, aber verrauchte Kaffeehäuser sind für mich keine Kultur.
Was soll man da sagen? Für mich eben sehr viel mehr als zB die, die Starbucks innehat.
Forma, Eier Gnodn.

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Chicken
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Beitrag von Chicken » So Nov 11, 2007 1:33 pm

Brett hat geschrieben:Was soll man da sagen? Für mich eben sehr viel mehr als zB die, die Starbucks innehat.

Ich hab nie behauptet, dass Starbucks Kultur hat. Naja, vielleicht genausoviel wie da Mäci... ;)
:banana:

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Brett
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Beitrag von Brett » So Nov 11, 2007 1:41 pm

Soso, dann hast du wohl gerade versucht, ein seriöses Argument mit einem blöden (unzulässigen) Vergleich außer Kraft zu setzen.

@zobi: Nach einem Diphthong kommt scharfes ß
Forma, Eier Gnodn.

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » So Nov 11, 2007 2:56 pm

Die Diagnose von Lungenkrebs ist relativ eindeutig, würde ich annehmen. Die empirischen Erhebungsmethoden werden sich in der Zwischenzeit doch nicht geändert haben?
Ich gehe jetzt einmal auf diesen Punkt ein: Die Diagnose Lungenkrebs ist alles andere als eindeutig, es gibt unglaublich viele verschiedene histologische Typen von malignen Tumoren der Lunge. Das wollte ich unter anderem mit dem p53-Zitat in meinem vorigen posting ausdrücken.

Wieters verwechselst du einige Sachen:
- Zum einen, dass Passivrauchen nicht dieselbe Entität wie aktives Rauchen darstellt, siehe hierzu die Schlagworte Hauptstromrauch und Nebenstromrauch.
Beispiel:
Wenn das Sterberisiko bei aktiven Rauchern etwa 3x größer ist als das RR, kann man für Passivraucher von einem etwa doppelt so hohen Sterberisiko ausgehen.
- Wenn Leute in der Gastronomie so stark gefährdet wären, an Lungenkrebs zu sterben dann wäre es als Berufskrankheit anerkannt.

- Sterberisiko ist nicht gleich Erkrankungsrisiko.

Und ich glaube du siehst ein, dass ich nicht auf dein überschlagsmäßiges Rechenbeispiel eingehe...(auch hier wiederrum der Fehler, der deine ganze Argumentation ad absurdum führt, ein Stoll-Mitarbeiter würde durch das Passivrauchen zu 38% an Lungenkrebs sterben - du setzt Passivrauchen mit starkem aktivem Rauchen gleich.)

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