Bürgermeister fühlen sich unterbezahlt / Politikergehälter

Politische Diskussionen finden hier statt.
Benutzeravatar
zobi
Beiträge: 3688
Registriert: Mo Nov 15, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von zobi » Mi Nov 11, 2009 3:48 pm

Cannibal hat geschrieben:Streng dich an! Mit ein paar Berfusgruppen kannst du es dir noch verscherzen! :D ;)
Das war völlig ernstgemeint. Sollte auch nicht negativ gegenüber einer Berufsgruppe sein. Ich hab einen Freund aus Südtirol, der dort in einem relativ kleinen Dorf aufgewachsen ist (ich schätz mal so 3000 EW) und mir immer von diesem Dorfpolizisten erzählt hat. Der hat relativ wenig verdient, dafür aber über der Wachstube eine Wohnung gehabt und einen Dienst Fiat Panda :-) Für alle gröberen Belange is da eh die Carabinieri dann eingeschritten, er war also nur so für Schulschwänzer, Strafzettel etc. zuständig. Stell ich mir extrem gmiatlich vor.

Benutzeravatar
mastastefant
Schnapsbar
Beiträge: 3856
Registriert: Sa Dez 04, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von mastastefant » Mi Nov 11, 2009 6:22 pm

Budgetverantwortung > 1 Mrd. €
Viel Erfolg!
Harhar, einmal eine Umfahrung und ein paar Kreisverkehre baun, und die halbe Verantwortung ist auch schon wieder abgegeben ;)

Und Verantwortung, wem genau gegenüber? Wer sagt, das etwas eine Fehlentscheidung ist (das Volk etwa? Das wird nicht gefragt; und bis sich die Auswirkungen zeigen, sind die Politiker nicht mehr im Amt, das is ja der Grund für diese ganze kurzfristige Politik), oder gibts irgendwelche persönlichen Konsequenzen für den Entscheidungsträger? (ist jemals irgendwann irgendein Politiker schon mal vor Gericht gestanden, wenn er ein paar Mrd.€ trotz Kritiken per Gesetz in ein komplett sinnloses Projekt pumpt?).
Abgesehn ists auch sicher nicht so, dass man als Politiker den ganzen Schmafu sich selbst ausdenkt, durchrechnet, bis ins Detail allein durchdenkt und entscheidet, das machen dann irgendwelche WU-Abgänger.
Wenn man als Techniker da z.b. die Korrektheit von Bremssystemen für Autos durchrechnet ist das auch eine gewisse Verantwortung, trotzdem kann man sich schon glücklich schätzen, da auch nur ein Drittel zu verdienen.

Benutzeravatar
Chicken
Beiträge: 3258
Registriert: Mo Dez 06, 2004 1:00 pm

Beitrag von Chicken » Mi Nov 11, 2009 7:23 pm

masta_stefant hat geschrieben:...und bis sich die Auswirkungen zeigen, sind die Politiker nicht mehr im Amt, das is ja der Grund für diese ganze kurzfristige Politik...
Also grad Bürgermeister sind recht lang im Amt. Oft deutlich über 10 Jahre und in diesem Fall sollten die meisten Auswirkungen schon deutlich sein.

Aber du hast schon Recht, Politik sinnvoll zu betreiben wird immer schwieriger. Aus diesem Grund ist auch das Prinzip in der Schweiz eine interessante Variante: hier wird von allen Parteien ein Grundkonzept aufgestellt, an das sich die Parteien, die dann gerade regieren, auch halten müssen. So können auch unpopuläre Maßnahmen umgesetzt werden, ohne dass eine Partei daraus Verluste für die nächste Wahl fürchten muss.
:banana:

Benutzeravatar
sAik0
Beiträge: 1505
Registriert: Mo Nov 29, 2004 1:14 am
Wohnort: Klosterneuburg
Kontaktdaten:

Beitrag von sAik0 » Do Nov 12, 2009 1:20 am

masta_stefant hat geschrieben:Harhar, einmal eine Umfahrung und ein paar Kreisverkehre baun, und die halbe Verantwortung ist auch schon wieder abgegeben ;)

Und Verantwortung, wem genau gegenüber? Wer sagt, das etwas eine Fehlentscheidung ist (das Volk etwa? Das wird nicht gefragt; und bis sich die Auswirkungen zeigen, sind die Politiker nicht mehr im Amt, das is ja der Grund für diese ganze kurzfristige Politik), oder gibts irgendwelche persönlichen Konsequenzen für den Entscheidungsträger? (ist jemals irgendwann irgendein Politiker schon mal vor Gericht gestanden, wenn er ein paar Mrd.€ trotz Kritiken per Gesetz in ein komplett sinnloses Projekt pumpt?).
Abgesehn ists auch sicher nicht so, dass man als Politiker den ganzen Schmafu sich selbst ausdenkt, durchrechnet, bis ins Detail allein durchdenkt und entscheidet, das machen dann irgendwelche WU-Abgänger.
Wenn man als Techniker da z.b. die Korrektheit von Bremssystemen für Autos durchrechnet ist das auch eine gewisse Verantwortung, trotzdem kann man sich schon glücklich schätzen, da auch nur ein Drittel zu verdienen.

Ad Umfahrung/Kreisverkehr: zahlt das Land
Ad vor Gericht: Weiß nicht. Aber es gibt eine Amtshaftung. Die Staatsanwaltschaft geht etwaigen Anzeigen mit Sicherheit genauso nach.
Ad WU Absolvent: Leider machen die das nicht. Sondern irgendwelche "Angelernten" die bescheidene Methodische Kenntnisse vorzuweisen haben. Der WU Absolvent sucht sich einen Job bei dem er wirklich was verdienen kann.

Ad Techniker: Traurig, aber was soll man machen? --> WU vielleicht?
Ich glaub Juristen verdienen auch ganz ordentlich. Wär doch was...

Nicht bös sein, erinnert mich aber ein wenig an eine Lehrerin die mittlerweile einen Job als solche hat: "Der Staat hat mich ausgebildet [Mag.phil Geschichte, Anm.], jetzt soll er mich gefälligst auch beschäftigen".

Soll keine Geringschätzung des fachlichen Anspruchs sein! Leider wirds anscheinend nicht honoriert.

@Brett:
Was man macht ist leider meistens wirklich wurscht.
Trotzdem trägt man rechtlich und auch politisch die Verantwortung für die Disposition des Budgets. Dass ein Bürgermeister gar nix macht, stimmt leider auch nicht. Die Geschäftsordnung und der übliche Instanzenzug etlicher Themen impliziert eine Fülle an Entscheidungen die täglich zu treffen sind. Diese sind in einer kleinen Gemeinde naturgemäß weniger - daher der Einwohnerabhängige Salär.

To do is to be (Karl Marx)
To be is to do (Jean Paul Sartre)
Do be do be do (Frank Sinatra)

Benutzeravatar
sAik0
Beiträge: 1505
Registriert: Mo Nov 29, 2004 1:14 am
Wohnort: Klosterneuburg
Kontaktdaten:

Beitrag von sAik0 » Do Nov 12, 2009 1:21 am

Chicken hat geschrieben:Also grad Bürgermeister sind recht lang im Amt. Oft deutlich über 10 Jahre und in diesem Fall sollten die meisten Auswirkungen schon deutlich sein.

Aber du hast schon Recht, Politik sinnvoll zu betreiben wird immer schwieriger. Aus diesem Grund ist auch das Prinzip in der Schweiz eine interessante Variante: hier wird von allen Parteien ein Grundkonzept aufgestellt, an das sich die Parteien, die dann gerade regieren, auch halten müssen. So können auch unpopuläre Maßnahmen umgesetzt werden, ohne dass eine Partei daraus Verluste für die nächste Wahl fürchten muss.

:thumbsu: find ich spannend! Muss ich mir mal näher ansehen.

To do is to be (Karl Marx)
To be is to do (Jean Paul Sartre)
Do be do be do (Frank Sinatra)

Benutzeravatar
mastastefant
Schnapsbar
Beiträge: 3856
Registriert: Sa Dez 04, 2004 1:00 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von mastastefant » Fr Nov 13, 2009 12:17 am

Naja, die Frage bleibt halt, wer entscheidet, was jetzt eine Fehlentscheidung war.. Wenn ein Politiker da Steuergelder in die eigene Tasche abzweigt oder sonst irgendwelche schrägen Geschäfte macht, schon klar dass der dann eingesackt wird / werden sollte. Aber wenn man da einfach 'ein gutes Gefühl' bei einem Projekt hat, was sich später als kompletter Quatsch herausstellt (wobei man dazusagen muss, meistens ists ja so, das das 'gemeine Volk' von solchen Projekten aus dem Bauch heraus anfänglich auch immer begeistert ist, was nicht zuletzt daran liegt, das oft wichtige Informationen gar nicht in die Medien kommen, bzw. die Berichterstattung bereits stark filtert und Infos 'neu kompliliert', je nachdem was sich halt besser verkauft und besser liest)?

In der Technik ist so was relativ einfach zu beantworten, oft hat man da konkrete Zahlen oder "Experimente", an denen man quasi Qualität quantitativ und objektiv beurteilen kann (wenn ein Bremssystem 2sec braucht zum reagieren, ist das ein ziemlich gutes Indiz für Fehlkonstruktion; in der Praxis ists aber auch oft nicht so eindeutig, liegt aber oft einfach an ungenauen Vorgaben).
Allerdings wie misst man, ob ein Budget sinnvoll eingesetzt wurde, außer höchstens daran, wieviel Schulden am End vom Jahr übrig sind? Damit man da wirklich noch unter der Amtszeit seinen Hut nehmen muss, muss man sich schon ziemlich anstellen und jedes einzelne Gutachten etc. ignorieren.

Bez. "Der Staat hat mich ausgebildet": Passt zwar nicht ganz hierher, dafür aber als Antwort drauf: Bez. der ganzen Uni-Streikerei hat ein Prof unlängst gemeint, das Problem ist, dass unsere Politiker zwar groß sagen, sie wollen mehr Akademiker, aber leider nicht sagen (bei den Unis), wieviele Studenten sie bezahlen wollen/können, bzw. wieviel Geld überhaupt zur Verfügung stehn soll. Und das perverse daran ist, dass wir zwar dann irgendwie die Bildung finanzieren, aber es einfach keine Stellen für die ausgebildeten Akademiker gibt, weils auf den Unis bei uns in Zukunft nur mehr befristete Doktoranten- und Ass.Prof. Stellen gibt (das war ja mit ein grund für die ganzen Demos da)).
Man sagt, man sollte nach dem Studium ins Ausland gehn um Erfahrungen zu sammeln, nur, wenn man wieder zurückkommt, gibts halt keinen Job, deswegen bleiben die Leut dann gleich im Ausland.
Und die guten Leut gehn sowieso, die Profs, die was drauf haben, weil es bei uns keine Forschungsgelder und v.a. keine guten Mitarbeiter gibt, und die Studenten, die lieber beim Doktorat an eigenen Projekten arbeiten statt Konferenzen organisieren und Kaffee kochen gleich hinterher.

Deswegen wird bei uns zwar die Ausbildung bezahlt (die allerdings komplett überlaufen ist und daher entsprechend die Qualität notwendigerweise sinken muss), aber die Leute gehn dann alle ins Ausland. Und dann werden irgendwelche teuren Rückholaktionen gestartet, wie beim IST z.b.

Ich weiß nicht wie das bei einer Lehrer-Ausbildung aussieht, und ich bin auch kein Freund von Zugangsbeschränkungen, aber wenn man schon kein Geld für Arbeitsplätze und Ausbildung hergibt, dann sollte man auch dazu stehn und gleich die Studienplätze von Anfang an auf (etwa) die Größenordnung beschränken, für die es Jobs gibt, statt die Leute in der Luft hängen zu lassen oder ins Ausland zu treiben.

Benutzeravatar
sAik0
Beiträge: 1505
Registriert: Mo Nov 29, 2004 1:14 am
Wohnort: Klosterneuburg
Kontaktdaten:

Beitrag von sAik0 » Fr Nov 13, 2009 10:06 am

Die Entscheidungsfindung wird nach Maßgabe des in Relation vertretbaren Aufwands bestmöglich durch Information (das können selbstverständlich auch Prognose- bzw. Planrechnungen sein) unterstützt.
In der Politik wird dafür verständlicherweise oft ein weit höherer Aufwand zur Absicherung bzw. Aufbereitung von Entscheidungen betrieben als in der Privatwirtschaft.
(Vgl zB Aussschuss-Arbeit bevor eine Empfehlung für einen Bescheid oder gar eine Verordnung bzw. ein Gesetz entsteht)

Trotzdem gilt: Management ist das Treffen von Entscheidungen unter Unsicherheit.

Und mit dieser Verantwortung (= auch die Konsequenzen von Fehlentscheidungen) muss ein Entscheidungsträger leben.

Das Risiko das damit einhergeht lässt sich auf das Individuum bezogen nicht versichern und wird daher im Gehalt eingepreist. Besteht ein Mangel zudem noch ein Mangel an qualifizierten und ausreichend erfahrenen potentiellen Entscheidungsträgern, dann steigt der Wettbewerb und damit der Preis.

Kommunen können aufgrund des fixen Gehaltsschemas an diesem Kampf nach Talenten nur mit verbundenen Händen teilnehmen.

Ad Unis: Wirklich eine separate Debatte. Gebe dir jedenfalls Recht, dass der Wunsch nach mehr Akademikern auch zu einem höheren Budget führen muss. Das bedeutet: Ich als Steuerzahler leiste mir einen höheren Bildungsstandard. Für mich ist das in Ordnung. Auch wenn es im Börserl weh tut habe ich dabei das Gefühl es bringt uns als Gesellschaft weiter.

Dass es nicht für jeden Maschinenbauer einen Job in der Konstruktion gibt ist ein Faktum. Wie du richtig bemerkt hast gehen die Schlauen dann ins Ausland. Die Faulen bleiben hier und sind zu schön für andere jobs und belasten den Staatshaushalt. Die letzte handvoll ernsthaft Interessierte geht in die universitäre Forschung (Gottseidank! - sonst gäbe es überhaupt keinen Fortschritt).
In Skandinavien ist es keine Seltenheit, dass ein Holzarbeiter einen BSc hält, oder der Betreiber eines Restaurants einen Abschluss in Kunstgeschichte hat.
Wenn ich eine Vision habe, aber keinen passenden Arbeitgeber dafür, bleibt immer noch die Möglichkeit der Selbsttändigkeit.

To do is to be (Karl Marx)
To be is to do (Jean Paul Sartre)
Do be do be do (Frank Sinatra)

Benutzeravatar
Brett
Beiträge: 11840
Registriert: Mi Dez 29, 2004 1:00 pm

Beitrag von Brett » Fr Nov 13, 2009 11:24 am

sAik0 hat geschrieben:Dass es nicht für jeden Maschinenbauer einen Job in der Konstruktion gibt ist ein Faktum.
Richtig hieße es: Dass es nicht für jeden Job in der Konstruktion einen Maschinenbauer gibt ist ein Faktum. ;)

Unter den Ingenieur-Absolventen gibt es bei MB die größten Rekrutierungsschwierigkeiten (etwa Faktor 5.5 zu den Wirtschaftsingenieuren). Es kommen dzt. ~6 Stück pro Monat auf den Arbeitsmarkt.
http://www.wegweiser.ac.at/studium/karr ... schinenbau
Wie du richtig bemerkt hast gehen die Schlauen dann ins Ausland. Die Faulen bleiben hier und sind zu schön für andere jobs und belasten den Staatshaushalt.
"Die Schlauen" als Komplementärmenge zu "Den Faulen": Das sind also perspektivenlose Amöben, denen außer ihrem persönlichen - nennen wir es - Karriereerfolg absolut nix am Herzen liegt?

"Get a Life!" hätt ich fast gsagt. Habe aber gehört, das sagt man nicht.
Forma, Eier Gnodn.

Benutzeravatar
wiesl
Promillesau
Beiträge: 6609
Registriert: Sa Nov 13, 2004 1:00 pm
Wohnort: Wien

Beitrag von wiesl » Fr Nov 13, 2009 3:16 pm

Zitat aus diesem Thread:
Cannibal hat geschrieben:Streng dich an! Mit ein paar Berufsgruppen kannst du es dir noch verscherzen! :D ;)
:schlumpf:

Benutzeravatar
Brett
Beiträge: 11840
Registriert: Mi Dez 29, 2004 1:00 pm

Beitrag von Brett » Fr Nov 13, 2009 3:49 pm

Gemeinsam krieg mas hin. Irgendwer sollt noch die Mediziner erledigen. Und vor allem die Musikwissenschaftler, diese Schweine ;) :hammer:
Forma, Eier Gnodn.

Antworten