Nochmals: es ist einfach blödsinnig, die Kirche mit einer Parlamentspartei zu vergleichen. Wenn man die Kirche das tägliche Leben mitbestimmen lassen will, dann aus dem Grund, dass man sich dafür entscheidet. Stichwort Abtreibungen: sind unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in Ö problemlos möglich. Wenn es nach der Kirche ginge, ganz und gar nicht. Dass die Kirche aufgrund der Geschichte Europas einen Einfluss auf unsere Kultur hat, ist ein komplett anderes Kapitel, der folgt aber auch keinen demokratischen Spielregeln. Wenn man die Kirche überhaupt mit einer politischen Gruppierung gleichsetzen mag, dann am ehesten mit einem Regime.
Zu der Debatte über eine Partei nicht wählen: ein Austritt aus der Kirche ohne dem Eintritt in eine andere (siehe Luther) wäre in der Analogie nicht mit dem bloßen Nichtwählen einer Partei sondern mit dem Fernbleiben von der Wahl gleichzusetzen. Aber die meisten Leute die Austreten, treten ja keiner neun Religionsausrichtung bei.Ich möchte aber das mit diesem Beispiel nicht weiterführen, das ist einfach nicht gleichzusetzen und um ein paar Ebenen komplexer.
Die rezente Kondomdiskussion ist ein denkbar schlechtes Beispiel um Fehlverhalten der Kirche zu illustrieren:
1. Die epidemische Ausbreitung von HIV wird NICHT durch Kondome eingedämmt, wie die Allgemeinheit glauben möchte. Dazu ist das Kondom nicht sicher genug und ruft beim Benutzer Unbedenklichkeit hinsichtlich des Sexualverhaltens hervor und fördert promiskuitives Verhalten. ("Nach dem Motto: Was soll mir schon passieren, ich verwende schließlich ein Kondom")
Wer mehr dazu lesen will:
Shelton JD (2006) Confessions of a condom lover; The Lancet 368:1947-49
Shelton JD (2007) Ten myths and one truth about generalised HIV epidemics, The Lancet 370:1809-11
2. Als Argument für populistisches Verhalten der Kirche verstehe ich das nicht, denn die naive Forderung nach Enthaltsamkeit, kann man doch wohl nicht als einfache Lösung für ein Problem ansehen. Außerdem läuft es dem Zweck des Populismus komplett entgegen, da sie sich damit ja offensichtlich wenig Freunde gemacht haben.
3. zeigt das vielmehr den antikatholischen Bissreflex auf und wie unreflektiert sogar gegen sachlich richtige Aussagen vonseiten der Kirche vorgegangen wird, nur weil es en vogue ist
Abschließend verstehe ich nicht, was daran so schwer zu begreifen ist, dass ich hier eigentlich überhaupt nicht inhaltlich über Pro und Kontra der Kirche diskutieren möchte, sondern mich nur für einen respektvollen Umgang gegenüber Anhängern einer Religion ausspreche. Für manche mag Religion ein bloßes Statement sein. Ich bezweifle aber ob das die 100 Millionen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit verfolgten Christen weltweit auch so locker sehen. Und zu den Leuten die nicht austreten: Duckmäuser gibt's immer und überall, aber bitte, selbst das sei ihnen zugestanden. Und das sind doch wohl die, die einen am allerwenigsten tangieren.
oder (wie es auch hier ein bisschen anmutet) so reagieren: mir wurscht, na und, trotzdem...
Ist das jetzt die Unterstellung ich sei einer von
tausenden Gelegenheitschristen die nie austreten aber auch nie eine Kirche von Innen gesehen haben, die Kirche verfluchen und belächeln aber keine Taten folgen lassen weil der Nachbar ja was sagen könnte.....
oder wen genau meinst du?