Rassismus

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Fr Aug 31, 2007 1:32 am

Ich glaub, Rassismus keimt vor allem durch persönliche Erlebnisse, die man macht. Wenn man zB der letzte Österreicher in einem Gemeindebau ist, jeden Tag orientalische Musik und Kebapdämpfe aus dem Innenhof in die Wohnung dringen, wenn man dabei zusieht, wie draußen auf der Straße gerade zufällig ein Schwarzafrikaner Drogen verkauft, wenn man alle paar Wochen ein Scheißtrümmerl vor der Eingangstür wegräumen muss, weil dich einer deiner Nachbarn aus der Wohnung rausekeln will, damit er seine eigene vergrößern kann, wenn man im Finanzamt arbeitet und sich jedesmal vor einem Schreianfall einiger Gastarbeiter fürchten muss, weil diese bestimmte Beihilfen nicht mehr gewährt bekommen, wählt man halt irgendwann FPÖ, auch wenn diese Eindrücke natürlich subjektiv sind und der durchschnittliche Ausländer in Wirklichkeit eh nett ist.

Rassist ist imho jemand, der fremde Menschen und Kulturen schlechter findet. Darum seh ich mich auch nicht als Rassist, auch wenn ich der Überzeugung bin, dass Georgier wesentlich besser Schach spielen als Jamaikaner, Jamaikaner wiederum wesentlich besser tanzen als Georgier. [spoiler]@peregrin: Ich bin auch der Überzeugung, dass N3ger besonders gut trommeln und mit Bananen jonglieren können! ;) [/spoiler]
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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Fr Aug 31, 2007 1:42 am

@peregrin: zum einen sollte das mit der Intelligenz ja bewusst eine Provokation darstellen, zum anderen habe ich das mit dem Reisen ja nur als einen Aspekt beleuchtet, in dem finanziell Privilegiertere meiner Meinung eher Toleranz gegenüber anderen Ethhnien oder Religionen entwickeln/entwickeln sollten.

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wiesl
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Beitrag von wiesl » Fr Aug 31, 2007 7:56 am

Auf der anderen Seite hat eine finanziell gut positionierte Person in der Regel auch weniger bzw. ganz anderen Kontakt mit Ausländern im Inland als jemand, der selbst nicht mehr Geld hat, als ein Einwanderer.

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zobi
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Beitrag von zobi » Fr Aug 31, 2007 10:11 am

Ich sehe zwar schon einen Zusammenhang zwischen finanzieller Situation und Rassismus, ich würde ihn jedoch genau um gekehrt einstufen. Ein (klischee) Gemeindebauprolo aus Wien mag zwar in der Türkei die Leute als "Muftis" bezeichnen und vielleicht ein bissl über das Kebab lästern und die Einheimischen wie Idioten behandeln (d.h. alle "ausländer" sind mal sowieso per DU anzureden etc.), in Wahrheit ist derjenige jedoch viel weniger rassist als der gebildete, reiche Luxusurlauber im Lodenanzug der zwar zu allen Ausländer korrekt und freundlich, im Hintergrund aber viel abgründiger und "niveauloser" rassistisch ist.

Der Str4ch€ is da so ein Mittelding, der W€st| is nur Prolo (und zugleich die Ausnahme, der is auch noch gefährlich). Damit ist die Regel bestätigt :cat:

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Brett
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Beitrag von Brett » Fr Aug 31, 2007 12:17 pm

Cannibal hat geschrieben:... sollte das mit der Intelligenz ja bewusst eine Provokation darstellen ...
Das ist ja okay, die Objektivität leidet halt drunter. Ich für meinen Teil möcht mit meinen Ansichten zum Rassismus nicht missverstanden werden.
florianklachl hat geschrieben:Ich glaub, Rassismus keimt vor allem durch persönliche Erlebnisse, die man macht.
Du hast einen Härtefall skizziert. Natürlich ist es für solche Leute besonders schwierig, ein Auge zu bewahren, das über das eigene Umfeld hinausschaut. Ich bezeichne sie als schwach, wenn sie als erste Konsequenz für ihre persönliche Misere eine rechte Partei wählen. So ein Wählerverhalten finde ich genauso traurig wie die althergebrachte Ansicht, dass jeder Beamte rot und jeder Unternehmer schwarz zu wählen hat.
In der Politik wirkt kein TUS. De facto dürfte jemand, der sich als gewissenhaft und seriös bezeichnet, nicht Blau wählen. Ich verweise auf den Westi-Thread und die darin abgebildete Graz-Kampagne.
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Hannes
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Beitrag von Hannes » Fr Aug 31, 2007 2:56 pm

Für mich ist der Strache ein klassischer Chauvinist. "DER Österreicher" muss "Herr im eigenen Haus bleiben", "Daham statt Islam" etc.
Bei all der Niveaulosigkeit trau ich ihm aber zu, dass er all das auch wirklich ernst meint.
Der Westenthaler ist eher ein rückgradloser Opportunist (= in gewissem Maße für das politische Dasein auch erforderlich) und dümmlicher Populist. Der hat (zumindest glaube ich das) keine Ideologie oder Visionen, sondern sucht nur nach Themen die die Wähler emotional mitreissen. Und für sowas ist halt die Ausländerdebatte perfekt geeignet.
Rassistisch ist man in meinen Augen dann, wenn man zB die kaukasische Bevölkerungsgruppe als die "beste" bezeichnet und sich somit auch über andere Bevölkerungsgruppen stellt.
Im Alltag gibts in Wahrheit eher nur Vorurteile und Klischees die jeder Mensch in irgendeiner Form mit sich mitschleppt. Der eine mehr, der andere weniger. Die Spanier sind faul, die Polen fladern, die Deutschen sind fleissig, die Amerikaner laut, die Japaner höflich....

Zum Thema Geld: Ich geb dem zobi da recht. Ein vermeintlich gebildeter und wohlhabender Mensch der gegen andere wettert, ist für mich schlimmer als jemand aus der unteren Bildungsschicht, der aufgrund von vermehrt negativen Erlebnissen mit Ausländern ein Schubladendenken entwickelt.
Dazu kommt, dass es rein statistisch gesehen schon viel mehr Leute aus dieser Gruppe gibt und diese ungleich mehr Kontakt zu Ausländern haben als jemand, der z.B. in Klosterneuburg wohnt.
Würde unser gut situierter Jemand im 15. Wiener Bezirk wohnen müssen, würd ich mir das Ganze noch einmal ansehen. Ich glaub, dass so ein Experiment aufzeigen würde, dass es wirklich nur die Lebensumstände ausmachen :)
Weil welche Ausländer sieht man dort? Nicht die, denen es finanziell gut geht, auch nicht die, die über eine gute Ausbildung verfügen, sondern zu 95% die, die im eigenen Land Probleme hatten und hier ihr Glück versuchen. Man sieht eben kaum die Erfolgreichen, Weltoffenen und Gebildeteten, weil die im eigenen Land ja bestens leben. Daraus entstehen dann leider die Vorurteile, aber es ist meines Erachtens nach leider auch durchaus menschlich, so zu reagieren.
Ich wette, die wenigsten Menschen denken bei der Türkei an ein durchaus westliches Istanbul, türkische Top-Manager oder Banken, sondern an die östliche Region die bekanntermaßen nicht mit dem westlichen Teil der Türkei zu vergleichen ist. Und das ist für mich auch ein wesentlicher Kritikpunkt. In Europa wurde kaum über die Türkei informiert. Ich glaube man kann solchen Tendenzen nur mit medialer Präsenz entgegenwirken. Informationen über das jeweilige Beitrittsland bringen zB (hats kaum gegeben meines Wissens nach) und das nicht nur auf ARTE und ORF 2 um 24.00 Uhr, sondern so, dass man es auch sehen und verstehen kann.....

Gut, ich schweife wieder mal total ab. Wurscht :)

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Fr Aug 31, 2007 4:02 pm

in Wahrheit ist derjenige jedoch viel weniger rassist als der gebildete, reiche Luxusurlauber im Lodenanzug der zwar zu allen Ausländer korrekt und freundlich, im Hintergrund aber viel abgründiger und "niveauloser" rassistisch ist.
Das meinte ich in etwa mit der Ghettoisierung bei Auslandsaufenhalten. Nicht falsch verstehen, dieser Katastrophentourismus, nach dem Motto "schauen wir uns das Elend an und freuen uns, wie gut es uns geht", das finde ich genauso abscheulich.

Was der Wiesl sagt, stimmt auch, aber nur bedingt. NYC hat mich dahingehend in jüngster Zeit sehr beeindruckt, weil es ein wirklich prächtiges Beispiel einer multikulturellen, gut funktionierenden Gesellschaft darstellt. (Wie gesagt, ich habe mich innerhalb weniger Stunden mit Leuten von allen Kontinenten unterhalten.) Kehrseite der Medaille ist, dass die absolute Majorität an schlecht bezahlten Jobs von Leuten mit Migrationshintergrund ausgeübt wird.

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Hannes
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Beitrag von Hannes » Fr Aug 31, 2007 4:42 pm

Ich denk, dass sowas aber auch mit der Geschichte eines Landes zu tun hat und diese Auswirkung auf die Mentalität haben kann, um ein weiteres Klischee zu bedienen. Amerika ist seit jeher ein Einwanderungsland und musste von Anfang an mit den multikulturellen Hintergründen der Bürger klarkommen. In Europa war sowas nie der Fall. Wenn es Einwanderung gab, dann nur von Minderheiten oder durch militärische Gewalt.
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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Fr Aug 31, 2007 7:00 pm

peregrin hat geschrieben:Ich bezeichne sie als schwach, wenn sie als erste Konsequenz für ihre persönliche Misere eine rechte Partei wählt.
Gut, aber was wäre für jemanden aus dieser Personengruppe die Alternative, um seinen Unmut über die Regierung (verfehlte Wohnungs- und Einwanderungspolitik) auszudrücken?
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Brett
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Beitrag von Brett » Sa Sep 01, 2007 10:29 am

Gibt's leider eh nicht. Diese Schwäche der Demokratie geht mit der persönlichen Schwäche Hand in Hand.

Aber ich habs zu barsch ausgedrückt... dieses Blau/Orange Auf und Ab ist ja einfach nur ein kontinuierlicher Regelprozess. Natürlich wird es immer einen gewissen Anteil rechts geben. Die Schwäche würde ich dann als kritisch sehen, wenn besagte Parteien überhand nehmen sollten (jetzt nur einmal angenommen ...). Denn dann haben diese über ihre Funktion als Wählerspiegel-Signal hinausgeschossen.

Es gäbe dann zwei Möglichkeiten:
Die Großparteien sind grottenschlecht bzw. handeln rein eigenmächtig und checken rundherum nix (ÖVP gegen Ende der letzten Legislaturperiode),
oder die politische Intelligenz der Bevölkerung ist unterm Hund (der Fall, den ich vorher meinte).
Forma, Eier Gnodn.

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