Wenn du das so siehst, zobi, kann ich wohl annehmen, dass du mich dann auch fuer einen Satanismusexperten haeltst, nachdem ich mich gerade auf Wikipedia schlau gemacht habe!zobi hat geschrieben:Ist aber auch nicht nett dem Auslöser der ganzen Debatte (Doku über Exorzismus) die Detailkenntnis des Themas abzusprechen...
mein Senf zu Hannes' 4 Punkten:
Punkt 1: einen ärgeren Warcraftmonster-Verschnitt mit Orschloch-Charakter und ohne jede Manieren wie den Teufel als höhere Macht zu bezeichnen, finde ich schon grotesk!
Punkt 2-4 bezieht sich wieder darauf, dass Gläubige nach Prinzipien leben. Die Kirche ist aber nicht ein totalitäres Regime, wie du dir das anscheinend vorstellst, sie oktroyiert den Gläubigen nichts auf, sondern gibt nur Ratschläge, wie man ein möglichst erfüllendes Leben in Verbundenheit mit Gott und den Mitmenschen leben kann. Die Entscheidung, was richtig oder falsch ist, ist ausschließlich und ausdrücklich dem Gewissen und der Vernunft des Gläubigen überlassen, und das ist zB schon ein ganz wesentlicher Unterschied zu den Satanisten und anderen Sekten. Die persönliche Freiheit des Menschen ist für die Kirche eines der schützenswertesten Güter überhaupt. Diese ist auch nach wie vor bedroht, etwa durch den inneren Schweinehund, den Konsumdruck und die Laissez-faire-Mentalität der heutigen Zeit, die einem die Freiheit rauben, zu tun, was man für richtig hält bzw. sich überhaupt erst dessen zu besinnen.
Hier noch ein paar weitere Unterschiedene, die imho ganz grundlegend sind:
- Für einen Satanisten ist das Wichtigste im Leben die eigene Person]Für einen Christen ist eine egozentrierte Welt, in der jeder nur an sein eigenes Glück denkt, eine trostlose Welt, in der in Wahrheit niemand glücklich werden kann. In der idealen Welt des Christen ist jeder für den anderen da. Das Prinzip der Nächstenliebe wird in keiner der großen Weltreligionen so sehr betont wie im Christentum. Ein Christ ist anderen gegenüber tolerant, aber niemals ignorant.
- Für den Satanisten ist die Welt eine gottlose Welt (bzw. eine Welt, in der es besser ist, zu dem, was er für Gott hält, in Distanz zu leben). Ähnlich wie für den Existentialisten fühlt er sich alleingestellt ins Dasein "hineingeworfen" (was dieser Begriff metaphysisch eigentlich zu bedeuten hat, darüber reden die Existentialisten weniger gerne).
- Ein Christ kann sich damit trösten, zu wissen, dass er nie alleingelassen ist, weil Gott immer da ist. Für ihn ist es evident, dass es neben der materiellen Welt eine darüber hinausführende Wirklichkeit gibt, die freilich von ihrer Natur her nicht so leicht fassbar ist. Wenn es schwer fällt, zwischen den Zeilen zu lesen, heißt das aber noch lange nicht, dass zwischen den Zeilen nichts ist. Man könnte das vergleichen mit der Geschichte vom Fuchs und den sauren Trauben.
- Der Satanist ist Relativist. Wer weiß schon, was wahr oder falsch ist, jeder sagt was anderes. Darum gibt es im Endeffekt auch kein Gut oder Böse. Darum ist auch alles im Leben irgendwie sinnlos. Darum lässt sich der Satanist gehen, weil es ist ja letzten Endes eh alles wurscht, nachdem es keine Gewissheit gibt.
- Für den Christen gibt es sehr wohl einige ganz selbstverständliche fundamentale Grundwahrheiten, zB "Ich kann kausal denken." oder "Ich nehme etwas wahr." Ebenso, wie man in der Mathematik gewisse Axiome akzeptieren muss, um vernünftig rechnen zu können, muss man in der Philosophie gewisse Wahrheiten für absolut nehmen, um vernünftig denken zu können. Anders formuliert muss es auch gestattet sein, wie Kardinal König gemeint hat, im Fall des Falles den Zweifel in Zweifel zu ziehen, um sich nicht in lauter Widersprüchen zu verlieren. Der banalste Widerspruch des Relativismus ist, das Dogma aufzustellen, es gäbe keine Dogmen.