@peregrin: Lautsprecher

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Hannes
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@peregrin: Lautsprecher

Beitrag von Hannes » Di Dez 27, 2005 5:12 pm

Sodala,
Ich glaub zu wissen, dass du ja auch Lautsprecher selbst baust und so will ich gleich diese multimediale Gelegenheit packen und dich fragen, ob du vielleicht Buchtipps für einen absoluten N00b hast.
Ok, ich bin zwar im Prinzip Tontechniker ( :) ) und weiss natürlich vom Prinzip her, wie Schallwandler arbeiten, aber es is doch was anderes, ob ma Speaker verwendet, oder sie selber baut.
Zudem bin ich physikalisch, wie elektrotechnisch ned sehr fit, deshalb bräucht ich halt echt Basicliteratur.
Vor allem würde mich ein Flachlautsprecher interessieren, wie sie einmal Jamo (glaub ich) verkauft hat.
Da gabs irgendwann mal bei Klang und Ton oder so eine Bauanleitung, aber ich find im Netz so gut wie nix.
Mich würd da vor allem interessieren, wie ma einen akustischen Kurzschluß vermeiden kann, wenn die Box ja enorm dünn ist (die war glaub ich sogar nach hinten hin offen). Bei tieferen Frequenzen müssten sich die Schallwellen ja um die Box biegen können.....aber wie gsagt, dass sind jetzt meine Mutmaßungen.

Ok, Dank im Vorraus,

Hannes

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Brett
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Beitrag von Brett » Mi Dez 28, 2005 12:57 pm

Bumm, du willst aber ganz schön viel auf einmal wissen. Drum schlag ich dir vorerst (muß jetzt vom PC weg) die mMn besten Ressources für einschlägiges Fachwissen vor:

3 Bücher, mit denen man für klassische Boxenkonzepte vorerst das Auslangen finden sollte:

Friedrich Hausdorf - Handbuch der Lautsprechertechnik
Berndt Stark - Lautsprecher Handbuch
Vance Dickason - Lautsprecherbau

Die behandeln ungefähr alle die selben Themen, die Reihenfolge entspricht der zunehmenden Detailtiefe. Die ersten beiden sind recht leicht verständlich und bleiben auch mathematisch absolut am Boden, das dritte werd ich lesen, wenn ich mit dem Stark fertig bin, der mir momentan sehr taugt, weil er recht verständlich geschrieben ist, aber trotzdem präzise bei den Erklärungen bleibt.

Wenn du noch nicht weißt, was die einzelnen Thiele-Small-Parameter bedeuten, dann kannst dus in einem der drei Bücher lesen. Auf jeden Fall ist das hilfreich, bevor man sich konkrete Baupläne anschaut.

Eins noch vorweg: Ich hab selber noch nie Boxen gebaut, stells mir aber nicht sonderlich schwer vor, vor allem, wenn man sich an einen getesteten Bauvorschlag hält und mit Holz oder dem jeweiligen Gehäusematerial umgehen kann. Auszahlen im Sinne von Effort2Value tut sichs aber auf jeden Fall, weil am Markt befindliche Consumerboxen im Heim-Equ.-Segment fast immer ein Scheiß sind (im Vergleich der Materialpreise und den Qualitäten beim Selbstbau).
Ich hab zum Beispiel nach langem Herumsuchen jetzt endlich einen Baßreflex-Bauvorschlag gefunden, der erstens vom Konzept her vernünftig ausschaut und noch dazu ziemlich gute Chassis verwendet. Von den Meßwerten und der von der Redaktion proklamierten Verarbeitungsqualität her sollen die den Scan Speak-Vorbildern relativ ebenbürtig sein, kosten aber ein Fünftel oder was.

So, und wenn man jetzt auch noch eine Box fertig kauft, wo solche Chassis eingebaut sind, dann wird der Preis nochmals um etliches erhöht, weil die sogen. Highender meistens nur aus purer Geilheit für den "Will ich haben, weil könnt ja sein, daß das was bringt"-Effekt bezahlen und erst viel später erst für den nachgewiesenen, wirklich verbesserten Klang. Dieses Kaufverhalten wird marktwirtschaftlich voll ausgenutzt, siehe auch ebay. Der Flo hat da letztens irgendwo einen geilen Artikel im Standard zu dem Thema ausgegraben, dessen Link ich da jetzt nicht hab, weil meine Harddisk ja ex gegangen ist.

Soviel zur (meinen) Motivation.

www.hifi-forum.de hat auch eine Lautsprecher-DIY-Abteilung, da kriegst du sicher auf die meisten Fragen eine brauchbare Antwort. Dort sind auch zu einzelnen Boxen-Projekten endlose (mehr oder weniger brauchbare) Diskussionen zu finden.

www.speakerbuilding.com ist eine US-Seite mit ein paar publ. Bauvorschlägen, typ. amerik. aber schlecht dokumentiert. Cool aber, daß da auch ein paar skurille Sachen dabei sind, für die den preußischen Konstrukteuren wiederum die Gehirnwindungen zu gerade gewachsen sind (ich erinner mich da an einen röhrenförmigen Subwoofer, der stehend bis an die Decke reicht und in Bodennähe das Chassis trägt, die Amis nennen das "downfire-principle" :D ).

Neben der Klang und Ton gibts noch die Hobby-Hifi, die mir eher zusagt. Schaut zwar auf den ersten Blick im Vgl. mit der K+T etwas bieder geschrieben aus, die Leute (also im Prinzip Bernd Timmermanns, der selbst bei K+T früher geschrieben hat) nehmen aber Meßwerte ernster und arbeiten nach meinem Empfinden überhaupt exakter. Daß du im Netz nix findest, was aus diesen Zeitschriften kommt, ist kein Wunder, die wollen das Zeug ja verkaufen. Und für Wege des Untergrunds ist die Klientel zu klein. Man kann jedenfalls diese Zeitschriften auch nachkaufen, wenn man einzelne Artikel braucht. Ich hab mir von beiden insg. ~10 Heftln gekauft, irgendwann kommt man drauf, daß sich die Dinge wiederholen...

Wegen der "Flachlautsprecher": Ich weiß recht wenig dazu, man kann aus dem Prinzip jedenfalls viel herauskitzeln. Schau jedenfalls unter Dipol-Lautsprecher

Pros:

-) fetzeneinfach aufzubauen, minimale Tischlereien am Korpus, der ja nur aus einer Schallwand oder aus einem offenen Profil besteht.

-) beonders geringe Verzerrungen (sofern Abstimmung der Weiche und Raumaktustik, Aufstellung passen), nur bei der Schallwand muß man einigermaßen aufpassen.

Kontras:

-) Wie bei keinem anderen Boxenprinzip ist es sehr wichtig, wo die Boxen stehen, der Wand-Abstand ist überhaupt das A u. O. Das hat nix mit der Ortung der Schallquellen zu tun (also tw. sicher auch, bei längeren Wellen aber bekanntl. eher wurscht, so wie beim Sub) sondern mit dem Funktionsprinzip an sich. Für den Baßbereich sollten die Boxen auf einem Drittel der Raumlänge stehen, aus dem Grund ist das Konzept für mich uninteressant.

-) Hohe Anforderungen ans Chassis (keine Federwirkung, weil kein Gehäuse mit Luftvolumen vorhanden; normalerweise setzt das komprimierte Luftvolumen einen Widerstand, was die Membranauslenkungen in Grenzen hält), also man kann nicht irgendwas nehmen. Vor allem in dem Punkt tät ich mich genau an erprobte Vorschläge halten, sonst gehts wahrscheinlich in die Hose. Für den Tiefbaß muß sich die Membran weit auslenken dürfen (nike-Werbung) wobei Sicke und Zentrierspinne möglichst linear wirken müssen (also die Bauteile, die den Membrankonus führen).

-) Es kommt zu einem Anstieg von 6 dB/Oktave im Schalldruck-Frequenzgang (Ursache im Boxenprinzip), dem sollte man per Weiche entgegenwirken.

Noch mein pers. Senf zu der Sache: Würde ich mich für einen Dipol entscheiden, tät ich mich auf den (Tief-)Baßbereich beschränken. Dort brauchts am meisten Leistung und da zahlt sich womöglich die Spielerei mit dem richtigen Standort am meisten aus. Kleinere Monitore (Satelliten-Boxen) für den Mittel-Hochtonbereich, das spart Querelen beim Aufstellen und ich will nicht immer am selben Fleck sitzen, wenn ich Musik hör. Kickbaß (also der rund um 200-300 Hz oder was) klingt angeblich aus geschl. Boxen besser (kerniger; Klang beschreiben ist so abenteuerlich wie Weingeschmacksnoten verbal zu differenzieren), dazu gab es in letzter Zeit in beiden Zeitschriften gute Vorschläge.

Ich hab da ein Heft (Hobby HiFi), wo was über Bassdipole drinsteht, schaut auf den ersten Blick recht vernünftig aus, da kann ich dir die paar Seiten kopieren, wenn du magst. Sind auch etliche Literaturhinweise noch dabei, vor allem der Hr. Linkwitz scheint eine große Rolle bei dem Thema zu spielen. Einscannen is dzt. zach, also verpost ichs oder du hast eine andere Idee.

Sonst würd ich einfach da schauen:

http://www.hifi-forum.de/index.php?action=search

und Dipol eingeben oder was.

Es steht da auch einiges über diverse Eck-Dipol-Konzepte drin, die erst recht Wahnsinns-Bässe erzeugen sollen. Die tät ich mir genauer anschauen.

Für weitere Fragen bin ich gern da, vor allem die Realisierung von so einem Ding interessiert mich sehr, hab mich in das Thema aber noch zu wenig eingelesen. Muß jetzt einmal schauen, wie man eine BRB möglichst optimal abstimmt.
Forma, Eier Gnodn.

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Hannes
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Beitrag von Hannes » Mi Dez 28, 2005 5:00 pm

Super, danke. Werds mir gleich mal mim Weihnachtsgeld zulegen :)

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Brett
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Beitrag von Brett » Mi Dez 28, 2005 5:34 pm

Also ich empfehl den Stark, da steht aber nix über Dipole drin, die sozusagen Außenseiter sind. Ich würd da echt nur auf Meinungen aus dem HiFi-Forum vertrauen. Man findet eh schnell raus, welche Leute dort kompetent sind (die mit den langen Antworten ;-) ).
Forma, Eier Gnodn.

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Beitrag von florianklachl » Do Dez 29, 2005 1:36 am

die Amis nennen das "downfire-principle"
geiler name! die amis sind echt die meister in der vermarktung. wahrscheinlich wollen die preußen solche subwoofer nur deshalb nicht bauen, weil sie von klangqualität in wahrheit der ure mist sind.
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Hannes
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Danke

Beitrag von Hannes » Do Dez 29, 2005 4:49 am

@Peregrin:

Danke für die extrem ausführliche Antwort.
Ich weiss jetzt wieder, welche ich ursprünglich gemeint hab. Den Portrait Bausatz von Visaton.
Die war aber eher amal so ein Ästhetik Gag, weil sie eher fürs Schlafzimmer gedacht wär und dort hör ich ja nicht intensiv Musik, schon gar ned im Stereodreieck. Die müsst also nur beschallen und da stört die relative Bassarmut absolut nicht. Ein Sub wär da der Overkill.
Als besonderen Gag könnte man sie mit Seide überziehen (ich nehm an die Hochtöner werden allein aus dem grund aggressiver sein, um das auszugleichen) und das wär halt schon sehr ein.

Fürs Wohnzimmer (20m²) wünsch ich mir schon lang eine gute Anlage. Die müsst aber zwangsläufig nahe an der Wand stehen, neben dem Fernseher. Aber da hätt ich zumindest ein gutes Stereobild. Standboxen schließ ich wegen dem kleinen Raum und der Wandnähe + dem nicht zu unterschätzenden Girlfriendfaktor aus. Ich denk da eher an gute "regalboxen" (blöder Name, aber du weisst sicher was ich mein). Die vertragen auch die Wandnähe (einfach weniger Bass, der dadurch aber wieder ausgeglichen wird denk ich) besser.
Aber ich wart da mit der Planung, da die Einrichtung noch recht spärlich is und ich amal wissen will, wie der Grundklang des Raumes ist, wenn er mal vollgeräumt is. Weil erst dann macht die Entscheidung echt Sinn denk ich.
Ich träum schon ewig von einer guten Anlage. Derweil muss ich über eine ur alte AIWA Anlage hören und das is unter jeder Kritik. Sogar noch eingebaute EQS mit den sinnvollen Bezeichnungen "Pop" und "Rock" sind da zu finden. Grausam.

Aber die Beweggründe für den Boxenbau sind die selben wie deine: Geld. ICh kenn ein paar Leute die Boxen amal selbst gebaut haben und ich war echt geschockt wie geil die klingen können. Vor allem is der Spassfaktor sicher unschlagbar, wenn man die erste eigene Box selbst anschließt *kreisch*

Solltest du amal fertig gebaut haben, stell unbedingt a paar Pics hier rein, ich wär serh interessiert.

Greetz,

Hannes

P.S.: Ich hatte ursprünglich eine ausführlichere Message, aber dann war ich irgendwie ausgeloggt und sie war weg nachm absenden *argh*

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Beitrag von Hannes » Do Dez 29, 2005 5:31 am

Es is halb 4 und ich "nerde" schon wieder durchs Netz auf der Suche nach Inspirationen.
Was ich mir grad gedacht hab (weil ich aufgrund meiner BA Arbeit auch mit Faltung zu tun hab - ned Origami, sondern DSP): Geil wärs, wenn man mal versuchen würd, die Impulsantwort des Raumes bei der Wiedergabe übers eigene Soundsystem zu messen und diese in Echtzeit mittels DSP Chip in das Signal einzurechnen (mittels Inverse Filtering). Das Ergebnis wäre, wenn mans richtig anstellt, eine perfekte Enthallung des Raumes und somit der ultimative Klang. Aber halt leider nur an einem fixen Punkt :)

Andere Frage, schon mal was von Stereo Dipole Technik gehört? Also in Zusammenhang mit binauraler Technik? EXTREEEEEM geil. Unbedingt ausprobieren sollte es ned zu aufwendig sein.
2 gute Boxen (gute Impuls- und Phasentreue) nah nebeneinander stellen und zwar so, dass die Membranen circa 35 cm von einander entfernt stehen. Dann 2 Meter entfernt hinsetzen und die Boxen anschauen (sind dann circa 10° zwischen Kopf und Boxen, also fast Mono :) )
Dann lad mal folgende Dateien:
http://www.isvr.soton.ac.uk/FDAG/VAP/wave/track4.wav
http://www.isvr.soton.ac.uk/FDAG/VAP/wave/track5.wav
http://www.isvr.soton.ac.uk/FDAG/VAP/wave/track6.wav

MURDER!
Das ganze basiert auf Crosstalk Cancelling und is echt faszinierend. Ich finds beeindruckender als binaurale Aufnahmen über Kopfhörer. Man kann die Boxen ned als Schallquelle orten

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Grent
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Beitrag von Grent » Do Dez 29, 2005 6:03 am

halb 4
Es ist halb 5 mein Lieber. ;)
Ne, jetzt ist schon 5. Shit.
Wer gute Ratschläge zur "Schlafrhythmus-Wiederherstellung" hat, bitte in [OATZ]-Tipp des Tages posten. ;)

"Perfekte Enthallung des Raumes", das ist eigentlich ein unglaublich genialer Gedanke. Frag mich nur, wie gut Inverse Filtering dann klingt, bzw. überhaupt klingen kann?
Religion is like a penis.

RocketLeague:
RLTN | RLStats | ballchasing.com | calculated.gg
:flag:

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Beitrag von florianklachl » Do Dez 29, 2005 6:10 am

naja klingt dann einfach so wie in einem raum mit schallabsorptionswänden oder?
http://www.proreligion.at/

Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Beitrag von Hannes » Do Dez 29, 2005 6:29 am

Ok, jetzt is es halb 6 :)
Mei Biorythmus waas sowieso nimma wie erm gschicht

@flo: Noch wach oder SCHON wach wegen Wetterpanorama? :)

Theoretisch nicht ganz, da ein "schalltoter" Raum eher unangenehm klingt. Der Vorteil bei der Impulsmessung wär nämlich, dass der nicht-lineare Frequenzverlauf der Boxen ebenfalls ausgeglichen werden würde (das heisst theoretisch "perfekt" lineare Boxen). Die Idee ist nicht neu und wird teilweise in der Akustik verwendet, aber da halt nur bei Profifirmen, die das ned als Gag einfach mal so machen. Es is halt in der Realität unpraktisch, weil die Messung ja nur für einen Punkt im Raum gelten kann (da wo das Mikrofon gestanden hat) und selbst ein paar Zentimeter daneben alles schon wieder falsch wär.
Kein Mensch würd sich das ausserdem antun denk ich und die meisten wollen ja sogar eine Klangfärbung. Für mich als Surround Sound Interessent, der Schallfelder gern rekonstruieren würde, wärs halt sicher interessant. Aber -> NERDHACKN!

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