Linguistik
- florianklachl
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Re: Linguistik
Man fragt sich manchmal, ob nicht die Worte gratis und Carotis deswegen aehnlich klingen, weil sie die gleiche Wurzel haben. Leider ist dem nicht so:
gratis->lat. gratus->altgr. χαίρω, khaírô (χάρμα, kharma)->proto-hellenisch kʰə́řřō->proto-indogermanisch ǵʰer = etwas verlangen, herbeisehnen
gratis ist verwandt mit Caritas (von altgr. χάρις, kháris, aehnlich zu χαίρω, khaírô) und grâce (franz. Gnade).
Obwohl sich gratis von χαίρω, khaírô bzw. χάρμα, kharma ableiten laesst, hat es nichts mit Karma zu tun. Karma laesst sich naemlich vom sanskritischen Wort कर्मन् ableiten, das sich wiederum ueber proto-indoarische und proto-indoiranische Wurzeln auf eine andere proto-indogermanische Wortwurzel kʷer- = machen, bauen zurueckfuehren laesst.
Das Wort Carotis hingegen ist zwar auch ueber die lateinische und altgriechische Sprache zu uns gelangt, allerdings stammt es vom altgriechischen Wort καρόω = in tiefen Schlaf fallen*** ab. Das laesst sich angeblich dadurch erklaeren, dass die Carotis das Hirn mit Blut versorgt und eine Unterbrechung des Blutflusses ueber die Carotis zur Bewusstlosigkeit fuehrt. καρόω ist ein Denominativum zu κάρα (Kopf), es bedeutet quasi "einen schweren Kopf zu haben", was zutrifft, wenn man schon sehr muede und dem Einschlafen nahe ist. κάρα entstammt der indogermanischen Wortwurzel ker- fuer Kopf oder Haupt.
In Conclusio sind zwar nicht nur die Woerter gratis und Carotis einander aehnlich, sondern auch deren indogermanische Wurzeln ǵʰer und ker- *, letztere haben aber eine grundverschiedene Bedeutung.
Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass die Anfangssilbe des Wortes Zerebrum (Hirn) praktisch unveraendert direkt auf proto-indogermanisch ker- zurueckzufuehren ist, waehrend bei Carotis das e in ker- zu einem a geworden ist. Dagegen haben Zerealien (Muesliflocken, Cornflakes etc.) gar nichts mit ker- zu tun (obwohl sie zumeist ueber den Kopf zugefuehrt werden und nach dem Aufwachen fuer einen hellen Kopf sorgen koennen). Zerealien sind naemlich nach der roemischen Goettin des Ackerbaus namens Ceres (also einem lateinischen Eigennamen) benannt**.
*Man beachte, dass sich ǵʰer und ker- auch auf kʷer, den Ursprung des Karmas, reimen, was einen ob der Verschiedenheit der Herkunft der Worte gratis, Carotis und Karma wieder versoehnt. Steile These: Vielleicht ist das gar kein Zufall und die Indogermanen beliebten in Reimform zu kommunizieren, sodass sich das Vokabular allmaehlich dem Reimbeduerfnis angepasst haben koennte.
**Auch die Cervisia von Asterix und Obelix ist nach Ceres benannt.
***Die Wortherkunft des Wortes Karussell is angeblich noch nicht ganz geklaert. Meine These: Karussell stammt - ob der Eintoenigkeit des Karussellspiels, zumindest fuer Erwachsene - auch vom altgr. Wort καρόω (káros) = in tiefen Schlaf fallen ab.
gratis->lat. gratus->altgr. χαίρω, khaírô (χάρμα, kharma)->proto-hellenisch kʰə́řřō->proto-indogermanisch ǵʰer = etwas verlangen, herbeisehnen
gratis ist verwandt mit Caritas (von altgr. χάρις, kháris, aehnlich zu χαίρω, khaírô) und grâce (franz. Gnade).
Obwohl sich gratis von χαίρω, khaírô bzw. χάρμα, kharma ableiten laesst, hat es nichts mit Karma zu tun. Karma laesst sich naemlich vom sanskritischen Wort कर्मन् ableiten, das sich wiederum ueber proto-indoarische und proto-indoiranische Wurzeln auf eine andere proto-indogermanische Wortwurzel kʷer- = machen, bauen zurueckfuehren laesst.
Das Wort Carotis hingegen ist zwar auch ueber die lateinische und altgriechische Sprache zu uns gelangt, allerdings stammt es vom altgriechischen Wort καρόω = in tiefen Schlaf fallen*** ab. Das laesst sich angeblich dadurch erklaeren, dass die Carotis das Hirn mit Blut versorgt und eine Unterbrechung des Blutflusses ueber die Carotis zur Bewusstlosigkeit fuehrt. καρόω ist ein Denominativum zu κάρα (Kopf), es bedeutet quasi "einen schweren Kopf zu haben", was zutrifft, wenn man schon sehr muede und dem Einschlafen nahe ist. κάρα entstammt der indogermanischen Wortwurzel ker- fuer Kopf oder Haupt.
In Conclusio sind zwar nicht nur die Woerter gratis und Carotis einander aehnlich, sondern auch deren indogermanische Wurzeln ǵʰer und ker- *, letztere haben aber eine grundverschiedene Bedeutung.
Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass die Anfangssilbe des Wortes Zerebrum (Hirn) praktisch unveraendert direkt auf proto-indogermanisch ker- zurueckzufuehren ist, waehrend bei Carotis das e in ker- zu einem a geworden ist. Dagegen haben Zerealien (Muesliflocken, Cornflakes etc.) gar nichts mit ker- zu tun (obwohl sie zumeist ueber den Kopf zugefuehrt werden und nach dem Aufwachen fuer einen hellen Kopf sorgen koennen). Zerealien sind naemlich nach der roemischen Goettin des Ackerbaus namens Ceres (also einem lateinischen Eigennamen) benannt**.
*Man beachte, dass sich ǵʰer und ker- auch auf kʷer, den Ursprung des Karmas, reimen, was einen ob der Verschiedenheit der Herkunft der Worte gratis, Carotis und Karma wieder versoehnt. Steile These: Vielleicht ist das gar kein Zufall und die Indogermanen beliebten in Reimform zu kommunizieren, sodass sich das Vokabular allmaehlich dem Reimbeduerfnis angepasst haben koennte.
**Auch die Cervisia von Asterix und Obelix ist nach Ceres benannt.
***Die Wortherkunft des Wortes Karussell is angeblich noch nicht ganz geklaert. Meine These: Karussell stammt - ob der Eintoenigkeit des Karussellspiels, zumindest fuer Erwachsene - auch vom altgr. Wort καρόω (káros) = in tiefen Schlaf fallen ab.
Re: Linguistik
Ich kann hier leider die Schweinerei nicht humoristisch isolieren.
Zugleich kann ich sie nicht ausschließen, da ich den Autor gut genug kenne.
Kann mir wer helfen?
Re: Linguistik
Eh, ich glaub, der Flo ist mehr so der Magic Dreamland Typ.
- florianklachl
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Re: Linguistik
Ich glaub, ich bin, was allfaellige Schweinereien anbelangt, eindeutig eher der καρόω-Typ. Fuer alles andere bin ich mit Leopoldi schon gut versorgt.
Re: Linguistik
Dann verstehe ich den Witz leider doch nicht.
- florianklachl
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Re: Linguistik
Schon gewusst?:
Der Wiener Prater ist etymologisch mit dem Prado in Madrid verwandt, beides abgeleitet von lateinisch Pratum fuer Wiesn. Schade, dass die Bayern nicht so lateinaffin waren, sonst gaebe es auch in Muenchen zumindest jeden Oktober ein groszes Fest im Prater.
Wenn die Bezeichnung fuer den Wiener Prater durch die ersturkundliche Erwaehnung (dank einer Schenkungsurkunde von Friedrich Barbarossa persoenlich! ) erst groeszere Verbreitung gefunden hat, waere es allerdings auch denkbar, dass diese nicht auf den vorherrschenden Vegetationsbestand dieses Ortes, sondern auf den Namen des in der Schenkungsurkunde erwaehnten Beschenkten, einem gewissen Herrn von Prato, der sich spaeter sogar auf Herrn von Pratter umbenennen liesz, zurueckzufuehren ist (man beachte, dass die Schreibweise Pratter mit Doppel-t fuer den Prater frueher ueblich war).
Der Beamte, der fuer Barbarossa die Urkundenerstellung und -ausstellung vorgenommen hat, duerfte wohl ob der Verzueckung ueber die aehnlich klingenden Worte Pratum, Prato und patruus (Onkel) dieselben bewusst in einem Aufwasch in nur einem Satz erwaehnt haben, um sich einen kleinen Wortwitz zu erlauben:
Der Wiener Prater ist etymologisch mit dem Prado in Madrid verwandt, beides abgeleitet von lateinisch Pratum fuer Wiesn. Schade, dass die Bayern nicht so lateinaffin waren, sonst gaebe es auch in Muenchen zumindest jeden Oktober ein groszes Fest im Prater.
Wenn die Bezeichnung fuer den Wiener Prater durch die ersturkundliche Erwaehnung (dank einer Schenkungsurkunde von Friedrich Barbarossa persoenlich! ) erst groeszere Verbreitung gefunden hat, waere es allerdings auch denkbar, dass diese nicht auf den vorherrschenden Vegetationsbestand dieses Ortes, sondern auf den Namen des in der Schenkungsurkunde erwaehnten Beschenkten, einem gewissen Herrn von Prato, der sich spaeter sogar auf Herrn von Pratter umbenennen liesz, zurueckzufuehren ist (man beachte, dass die Schreibweise Pratter mit Doppel-t fuer den Prater frueher ueblich war).
Der Beamte, der fuer Barbarossa die Urkundenerstellung und -ausstellung vorgenommen hat, duerfte wohl ob der Verzueckung ueber die aehnlich klingenden Worte Pratum, Prato und patruus (Onkel) dieselben bewusst in einem Aufwasch in nur einem Satz erwaehnt haben, um sich einen kleinen Wortwitz zu erlauben:
-> https://www.dmgh.de/mgh_dd_f_i_2/index. ... 6/mode/1upFriedrich Barbarossa hat geschrieben:Eapropter cognoscant universi fideles imperii presentes et futuri, qualem gratiam huic nostro fideli Conrado, qui dicitur de Prato, pro suo fideli servitio indulsimus et contulimus, videlicet quod nos ex nostra largitione allodium illud, quod vulgo dicitur Pratum, quod etiam dilectus patruus noster Henricus dux Austrie in feodum ab imperio habuit et nobis libere resignavit, predicto Conrado proprietario iure dedimus et cum omni honore et pertinentiis atque cum plena utilitate libere et proprie donavimus.
Re: Linguistik
Wie geht das zusammen, dass die Mehrzahl von “Schema“ “Schemata“ ist, und gleichzeitig das Wort “schemenhaft“ existiert?
- florianklachl
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Re: Linguistik
Anscheinend wurde hier die Mehrzahlbildungsform aus dem Altgriechischen uebernommen: https://de.wiktionary.org/wiki/%CF%83%C ... E%BC%CE%B1
Der Duden wuerde aber auch Schemen und sogar Schemas als Mehrzahlform durchgehen lassen (er sollte sich dafuer sch-a-emen).
Wahrscheinlich hat sich beim Eigenschaftswort schemenhaft durchgesetzt wegen der Aehnlichkeit zum ebenfalls in Verwendung stehenden Wort schelmenhaft. Imho waere schematahaft aber aus Gruenden der Stringenz grundsaetzlich zu bevorzugen.
Btw. schon gewusst, dass der Rasen im Garten etymologisch mit dem Rasierapparat zu tun haben koennte? Beide Worte scheinen auf die gemeinsame lateinische Wurzel fuer "stutzen" etc. zurueckzugehen. Das Wort "rasen" fuer schnell fahren scheint dagegen erst im Indoeuropaeischen mit der Wurzel von rasieren zusammenzugehen, obwohl bei unkontrolliertem Rasen abseits vom Rasen durchaus die Gefahr besteht, die Gegend zu rasieren.
Der Duden wuerde aber auch Schemen und sogar Schemas als Mehrzahlform durchgehen lassen (er sollte sich dafuer sch-a-emen).
Wahrscheinlich hat sich beim Eigenschaftswort schemenhaft durchgesetzt wegen der Aehnlichkeit zum ebenfalls in Verwendung stehenden Wort schelmenhaft. Imho waere schematahaft aber aus Gruenden der Stringenz grundsaetzlich zu bevorzugen.
Btw. schon gewusst, dass der Rasen im Garten etymologisch mit dem Rasierapparat zu tun haben koennte? Beide Worte scheinen auf die gemeinsame lateinische Wurzel fuer "stutzen" etc. zurueckzugehen. Das Wort "rasen" fuer schnell fahren scheint dagegen erst im Indoeuropaeischen mit der Wurzel von rasieren zusammenzugehen, obwohl bei unkontrolliertem Rasen abseits vom Rasen durchaus die Gefahr besteht, die Gegend zu rasieren.