Morbus [OATZ]

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elfride
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Beitrag von elfride » Mi Feb 23, 2005 8:56 pm

Cannibal hat geschrieben:Weißt du, ob es "echte" multiforme Patienten waren oder auch Astrozytom IV Patienten dabei waren? Das Glioblastom kann nämlich "von selbst" entstehen oder ein Astrozytom im sozusagen IV Stadium sein. Das "echte" ist nicht so häufig glaube ich, aber so gut kenne ich mich da auch nicht aus.
weiß ich leider nicht, es war immer nur von glioblastom die rede

wegen chemo
hängt dann wahrscheinlich auch vom behandelnden arzt ab ob er eine chemo empfiehlt oder nicht
oder ob die betroffenen eine fordern

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Mi Feb 23, 2005 9:20 pm

Die Inzidenz liegt bei 2-3 Fällen pro 100'000 Einwohner pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 53 Jahre. Männer sind 1.5 mal häufiger betroffen als Frauen.
Wenn man annimmt, dass man diese Krankheit meist zwischen 40 und 70 Jahren bekommt, wäre dann die Wahrscheinlichkeit etwa 1:1300, dass es einen im Laufe des Lebens auch erwischt. Das ist dann also etwa 4mal so wahrscheinlich, als im Vergleichszeitraum einen Lotto6er zu bekommen, wenn man jede Woche spielt.
Wieder ein Grund mehr, besser nicht Lotto zu spielen.

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Mi Feb 23, 2005 9:24 pm

ja, und die Chance, selbst an irgendeiner Krebserkrankung zu sterben liegt bei 25%...
@Chemotherapie: Ich weiß ja nicht, in welchem Zustand diese Patienten waren, aber da sie schon stationär aufenommen waren, nehme ich an, dass sie eher am Lebensende waren. Da ist dann wahrscheinlich eben nur noch eine primäre (starke) Schmerztherapie angezeigt, ist ja nicht so, dass Zytostatika keine Nebenwirkungen haben...

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Mi Feb 23, 2005 9:37 pm

3) Filoviren

Filoviren (Ebola- und Marburgvirus)

Definition:
Sowohl das Marburgvirus, als auch das Ebolavirus verursacht eine akute hoch fieberhafte Erkrankung, die mit einer hohen Mortalität einhergeht. Erste Symptome sind plötzlich einsetzender Kopfschmerz, Myalgien, Abgeschlagenheit und Fieber. In der Folge kommt es zur Entwicklung eines ausgeprägten Schocks mit hämorrhagischen Manifestationen. Im Endstadium kommt es zu einer Beteiligung multipler Organsysteme. Epidemien beginnen gewöhnlich mit einem einzelnen Fall. Die Ansteckungsquelle liegt in bis heute unbekannten Reservoir in der Natur. Die weitere Verbreitung geschieht im Wesentlichen durch engen Kontakt mit erkrankten Personen oder deren Körperflüssigkeiten.


Erreger:
Die Familie der Filoviridae beinhaltet zwei serologisch und genetisch unterscheidbare Erreger: Das Marburgvirus und das Ebolavirus. Beim Ebolavirus unterscheidet man vier Subtypen, die nach den Orten ihres ersten Auftretens benannt sind (Zaire, Sudan, Cote d´Ivoire, Reston). Mit Ausnahme des Subtyps Reston stammen alle Viren aus Afrika und verursachen beim Menschen eine schwere und oftmals tödlich verlaufende Erkrankung. Der von den Philippinen stammende Subtyp Reston verursacht eine bei Affen tödlich verlaufende Erkrankung, jedoch nur subklinisch Infektionen beim Menschen. Die in gewundenen und gestreckten Formen vorkommenden Viruspartikel werden durch gewöhnlich hydrophobe Detergenzien zerstört. Thermische (60°C für 30 Minuten) und Säurebehandlung inaktivieren das Virus ebenfalls zuverlässig. Im Blut bleibt es jedoch, bei Raumtemperatur gelagert, über Wochen infektiös. Sowohl Marburg- als auch Ebolaviren werden wegen ihrer hohen Mortalität und ihrer Fähigkeit durch Aerosole übertragen zu werden, in die Risikoklasse IV der biologischen Erreger eingruppiert.

Epidemiologie:
Das Marburgvirus wurde erstmals 1967 in Marburg (Hessen) isoliert. Damals über-trugen aus Uganda importierte Grüne Afrikanische Meerkatzten (Cercopithecus aethiops) das Virus auf Arbeiter eines impfstoffproduzierenden Labors. Sieben von 25 durch direkten Kontakt zu den Affen infizierten Arbeitern verstarben. Sechs se-kundäre Fälle waren durch engen körperlichen Kontakt zu infizierten Personen verur-sacht. Die sekundäre Infektion einer Ehefrau erfolgte nachweislich auf venerischem Weg, obwohl bei dem Ehemann schon neutralisierende Antikörper nachgewiesen worden waren. In der Folgezeit wurden immer wieder räumlich begrenzte Ausbrüche des Marburgvirus im westlichen und südlichen Afrika beobachtet.
Im Jahr 1999 kam es zu wiederholten Ausbrüchen von Marburgvirus bei Minenarbei-tern in Goldminen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Die Rate der se-kundären Infektionen bei Familienmitgliedern war diesmal wesentlich höher und ent-sprachen eher der zuvor beobachteter Ebolavirusepidemien. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von Isolierungs- und Hygienemaßnahmen im Rahmen von Filovirusepi-demien.

Bis heute ist es nicht gelungen, den Primärwirt der Viren in der Natur zu identi-fizieren. Alle Erkenntnisse sprechen jedoch dafür, dass es sich bei diesem nicht um Primaten handelt. In den letzten Jahre konzentrierten sich die Spekulationen auf Fle-dermäuse als mögliche Überträger des Virus. Diese Hypothese beruhte im wesentli-chen auf zwei Punkten. Zum einen dem ubiquitären Vorkommen von Fledermäusen in den Gebieten, in denen es zu Ebolavirusepidemien kam, zum anderen auf der Frustration von Wissenschaftlern trotz intensiver Suche den Primärwirt nicht identifi-zieren zu können.


Pathogenese:
Sowohl im Menschen als auch im Tiermodell vermehren sich Filoviren in nahezu al-len Zelltypen. Besonders betroffen sind Endothelzellen der Blutgefäße, sowie die Le-ber. Ein Austreten von Viren durch Schweißdrüsen und kleine Hautläsionen ist nicht ausgeschlossen. Sollte dies der Fall sein, würde das ein Infektionsrisiko beim Berüh-ren von Patienten oder Verstorbenen darstellen. In der akuten Phase der Infektion lassen sich im Blut große Mengen zirkulierender Viren nachweisen. Eine klinische Verbesserung des Patienten geht einher mit dem Beginn einer spezifisch gegen das Virus gerichteten Immunreaktion. Diese kann durch enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA) oder Fluoreszenz Antikörper Test (FAT) nachgewiesen werden. Im Rahmen von tödlich verlaufenden Infektionen gibt es für gewöhnlich keinen Anhalt für eine Antikörperreaktion.

Die klinische Symptomatik:
Nach einer Inkubationszeit von rund sieben bis zehn Tagen (Spannbreite drei bis 16 Tage) entwickeln die Patienten ein plötzlich auftretendes Fieber, schwere Kopf-schmerzen, Myalgien, Übelkeit und Erbrechen. Zum anhaltend hohen Fieber entwi-ckeln sich (häufig schwere) Diarrhöen, Brustschmerzen (begleitet von Hustenanfällen und Schluckauf), Erschöpfung und zunehmender Vigilanzstörungen. Bei hellhäutigen Patienten beobachtet man häufiger als bei dunkelhäutigen zwischen Tag fünf und sieben die Entwicklung eines makulopapulösen Exanthems, welchem eine Desqua-mation der oberen Hautschichten folgt. Zu diesem Zeitpunkt kommt es häufig zu ausgedehnten Haut- und Schleimhauteinblutungen. Diese Blutungen wurden im Rahmen einiger Epidemien bei weniger als der Hälfte der Patienten beobachtet und traten selbst bei tödlich verlaufenden Infektionen nicht zwingend auf. Zusätzliche Symptome können das Auftreten von Ödemen im Gesichts-, Nacken- und Skrotalbe-reich, Hepatosplenomegalie, und Pharyngitis sein. Im Falle einer nicht letalen Infekti-on kommt es nach zehn bis zwölf Tagen zu einem Rückgang des Fieber mit an-schließender Verbesserung der klinischen Symptomatik und einer individuell unter-schiedlich langen Rekonvaleszenzzeit. Das Wiederauftreten von Fieber ist in den meisten Fällen durch bakterielle Superinfektionen zu erklären, kann aber auch Aus-druck einer lokalen Viruspersistenz sein. Später auftretende Hepatitiden, Uveitiden und Orchitiden sind beschrieben worden. In diese Fälle kann für mehrere Wochen die Isolierung des Virus oder der Nachweis viraler RNA mit Hilfe der RT-PCR aus Vaginalsekret oder Sperma gelingen.

Diagnostik:
Bei den meisten Patienten, die an einer akuten Marburg- oder Ebolavirusinfektion leiden, ist eine hohe Konzentration von Virus im Blut nachweisbar. Der Antigennach-weis durch ELISA stellt eine verlässliche und sensitive diagnostische Methode dar. Virusisolation und RT-PCR sind sehr effektiv und bieten eine zusätzliche Sicherheit bei der Diagnosestellung. Im Rahmen von nicht letalen Infektionen entwickeln die Patienten eine spezifische IgG- und IgM-Antwort, die am Besten durch ELISA, aber auch mit dem weniger spezifischen FAT nachgewiesen werden kann. Der Antigen-nachweis aus formalinfixierten Hautbiopsien stellt eine zusätzliche sehr nützliche Me-thode im Rahmen der post-mortem Diagnostik von Ebolavirusinfektionen, und in ge-ringerem Ausmaß auch von Marburgvirusinfektionen, dar. Diese Methode bietet zwei wesentliche Vorteile, ersten ist die Gewinnung der Probe sehr sicher, zweitens muss nicht auf eine, unter den klimatischen Bedingungen der betroffenen Gebiete schwie-rige Aufrechterhaltung der Kühlkette geachtet werden.

Therapie:
Eine spezifische antivirale Therapie ist bis heute nicht erhältlich und in Anbetracht der massiven virusinduzierten Veränderungen im Rahmen von letal verlaufenden Infektionen scheint auch eine supportive Therapie nicht in dem Masse nutzbringend zu sein, wie dies früher angenommen wurde. Bei der forcierten Therapie der Schock-symptomatik sollte die Möglichkeit einer vaskulären Permeabilitätssteigerung im Lungen- und Körperkreislauf, so wie die Möglichkeit einer Herzinsuffizienz berück-sichtigt werden. Rekonvaleszenzphase-Seren haben in vitro nur eine geringe virus-neutralisierenden Potenz und zeigen bei Experimenten zum passiven Immuntransfer im Affen- oder Meerscheinchenmodell keinen Effekt.

Prävention:
Eine Vakzine ist bis heute nicht erhältlich. Verbesserte Hygienestandards und Isola-tionsmaßnahmen können jedoch in afrikanischen Krankenhäusern die Verbreitung von Infektionen, ausgehend von einem Indexfall zu einem hohen Maße verhindern. So lassen sich nicht nur Filovirusepidemien, sondern auch die Verbreitung anderer Krankheitserreger verhindern.

Gesetzliche Regelungen:
Gemäß §6 IfSG sind Krankheitsverdacht, Labordiagnose, Erkrankung und Todesfall im Rahmen eines viralen hämorrhagischen Fiebers unverzüglich (innerhalb von 24h) an die Gesundheitsehörden zu melden.


Quelle: http://www.gesundes-reisen.de/hintergru ... viren.html

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elfride
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Beitrag von elfride » Sa Feb 26, 2005 3:59 pm

ich glaube der name ebola kommt auch aus der geographie. ich denke irgendwann mal gelesen zu haben dass ebola ein fluss in der heutigen demokratischen republik kongo (früher zaire) ist. da bin ich mir aber nicht sicher ob ich mich da richtig erinnere

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Sa Feb 26, 2005 5:09 pm

ja, ebola ist irgendein afrikanischer fluss. muss auch super sein erzählen zu können: "...ja, und dann waren wir noch im ebola baden"... ;)

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Beitrag von elfride » Do Mär 10, 2005 7:08 pm


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Beitrag von Cannibal » Fr Mär 11, 2005 10:04 am

Wahnsinn, nach 2 Jahren lebten "noch" 10% des Patientenkollektivs, und man spricht von einem großen Erfolg...

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Beitrag von Grent » Sa Mär 12, 2005 12:32 pm

Stammzellen können Hirntumore zerstören

http://science.orf.at/science/news/133408
Religion is like a penis.

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Mo Mär 14, 2005 8:50 pm

4) Akromegalie

Eigentlich ein Symptom einer anderen Erkrankung, nämlich eines Tumors des Hypophysenvorderlappens (HVL). Der Tumor ist meist ein Adenom, selten ein bösartiges Karzinom. Die Möglichkeit der Infiltration der Nasennebenhöhlen, des Rachens und des Gehirns besteht bei nicht rechtzeitiger Operation. Der Tumor besteht aus Zellen der Hypophyse, die für die Absonderung des Wachstumshormones verantwortlich sind. Das neoplastische Gewebe sezerniert somit mit steigender Größe immer mehr Wachstumshormon.

Bei der Akromegalie kommt es zu einer Vergrößerung der Akren ("Ecken") des Körpers. Das Kinn, die Stirn und die Nase wachsen, die Lippen werden wulstig, die Augenbrauen dicht und buschig, das Gesicht wirkt grob. Auch das Körperwachstum wird stimuliert, es kann zur Buckelbildung kommen. Innere Organe wachsen auch mit. Durch den Druck des Tumors auf die darüberliegende Sehkreuzung kann es in fortgeschrittenem Stadium auch zu Sehstörungen führen.
Bild
Erste Symptome werden meist von den patienten geschildert: So passt auf einmal der Hut nicht mehr, die Schuhe sind unerträglich eng, Handschuhe können nicht mehr angezogen werden.

Die Therapie besteht in einer operativen Entfernung des Hypophysentumors. Danach müssen meist Hormone medikamentös substituiert werden, da der HVL für sehr viele hormonelle Regelkreise verantwortlich ist.

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