Morbus [OATZ]

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Cannibal
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Morbus [OATZ]

Beitrag von Cannibal » Do Feb 17, 2005 10:55 pm

Ich werde diesen Thread dazu benutzen, um medizinisch Interessierte sowie Hypochonder steckbriefartig über besonders spektakuläre oder exotische Erkrankungen zu informieren, die mir so unterkommen.

Heute:
1)Glioblastoma multiforme

Histogenese:
Das Glioblastoma multiforme (WHO Grad IV) ist der bösartigste und mit 50-60% auch der häufigste astrozytäre Tumor.[Astrozyten= Ein Zelltyp im Gehirn]

Prognose:
Die Patienten überleben im Mittel weniger als ein Jahr. Nur gerade 1.8% der behandelten Patienten leben noch nach 3 Jahren.[Andere Quellen geben zusätzlich an, dass die Hälfte der Patienten nach 6 Monaten versterben]


Lokalisation:
Bevorzugte Lokalisationen sind das Marklager des Frontal- und Temporallappens. Glioblastome des Hirnstammes sind selten und betreffen meist Kinder. Von dort breiten sie sich oft über den Balken schmetterlingsförmig auf die Gegenseite aus. Weniger als 5% der Tumoren wachsen multizentrisch. Eine Aussaat in den Subarachnoidalraum mit Metastasierung über den Liquor findet sich selten. Noch rarer sind hämatogene Metastasen in extraneurale Organe.

Vorkommen:
Die Inzidenz liegt bei 2-3 Fällen pro 100'000 Einwohner pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 53 Jahre. Männer sind 1.5 mal häufiger betroffen als Frauen.

Symptomatik:
Ausser bei sekundären Glioblastomen, die sich aus einer höher differenzierten Vorstufe entwickelt haben, dauert die Symptomatik bei mehr als 50% der Patienten weniger als 3 Monate. Epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, unspezifische neurologische Symptome wie zunehmende motorische Schwäche oder Persönlichkeitsveränderungen und vor allem rasch zunehmende Hirndruckzeichen sind typische Manifestationen. Schon kleine Tumoren können ein beträchtliches perifokales Ödem mit Hirndrucksymptomatik verursachen.

Therapie:
Die Therapie ist palliativ und umfasst Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie.

Quelle:http://alf3.urz.unibas.ch/hipaku/idx/144.htm

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Do Feb 17, 2005 10:58 pm

2) Narkolepsie
ist eine neurologische Erkrankung,
die genetisch festgelegt ist.
In über 90% der Fälle findet man das Humane - Leukozyten - Antigen HLADR 2 positiv.
Die Patienten neigen zu plötzlichem Einschlafen, das einige Minuten dauern kann.
Ferner leiden sie an falschen Wahrnehmungen (Halluzinationen)
und unkontrolliertem Muskeltonusverlust (Kataplexien),
besonders in emotionalen Situationen wie Freude oder Leid.
Schlafstörungen kommen in allen Fällen vor.
Es kommt zu Störungen des Tagesablaufes.

Die Krankheit ist nicht heilbar.
Durch Medikamente können die Symptome soweit gelindert werden,
so daß der Tagesablauf einigermaßen organisiert werden kann.

Quelle:http://www.schlaflabor-wirth.de/Narkole ... epsie.html

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Grent
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Beitrag von Grent » Do Feb 17, 2005 10:59 pm

Cannibal hat geschrieben:Die Patienten neigen zu plötzlichem Einschlafen, das einige Minuten dauern kann.
Davon hab ich schon mal Videos gesehen. Sieht extrem krank aus. :D :snore:
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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Do Feb 17, 2005 11:03 pm

Ja, ich glaub das war in Pschologie, obwohl ich mir rückbickend nicht ganz vorstellen kann, wieso gerade in Psycho, andererseits haben wir da auch die Schlafphasen gemacht...

@Grent: Aber denk mal über das Glioblastom nach, es gibt fast keine Erkrankung, die mich mehr beeindruckt...

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Beitrag von Grent » Do Feb 17, 2005 11:14 pm

Cannibal hat geschrieben:@Grent: Aber denk mal über das Glioblastom nach, es gibt fast keine Erkrankung, die mich mehr beeindruckt...
Auf Grund der Geschwindigkeit, oder weswegen?
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Beitrag von Cannibal » Do Feb 17, 2005 11:23 pm

http://www.glio.de/mrtbild.htm
die bilder zeigen den schädelquerschnitt von unten. das sind aber nur rezidive, also neuerliches auftreten, nach einer operation, bei der der primäre tumor entfernt wurde. das ding kann aber einfach nicht restlos rausschneiden, weil es immer wieder nachwächst.

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Beitrag von Cannibal » Do Feb 17, 2005 11:34 pm

http://www.glio.de/
eine sehr berührende seite

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Beitrag von elfride » Mi Feb 23, 2005 8:25 pm

Cannibal hat geschrieben: 1)Glioblastoma multiforme

Vorkommen:
Die Inzidenz liegt bei 2-3 Fällen pro 100'000 Einwohner pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 53 Jahre. Männer sind 1.5 mal häufiger betroffen als Frauen.
weißt du zufällig wie alt die statistik ist?
ich glaub das dürft mittlerweile schon ein bissi höher sein
ich weiß dass es allein im dezember03 6 glioblastom patienten auf der neuro in st.pölten lagen
Cannibal hat geschrieben: Therapie:
Die Therapie ist palliativ und umfasst Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie.
bei dieser art des tumors wird angeblich keine chemotherapie begonnen weil es das leiden der patienten nur unnötig verlängert
es ist leider ein unheilbare krankheit

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Beitrag von Cannibal » Mi Feb 23, 2005 8:43 pm

Hmm, die absolute Inzidenz lässt sich schwierig feststellen, aber ich glaub nicht, dass sich da viel ändert. Weißt du, ob es "echte" multiforme Patienten waren oder auch Astrozytom IV Patienten dabei waren? Das Glioblastom kann nämlich "von selbst" entstehen oder ein Astrozytom im sozusagen IV Stadium sein. Das "echte" ist nicht so häufig glaube ich, aber so gut kenne ich mich da auch nicht aus.
Chemo wird sehr wohl angewandt, nicht mit kurativem Ziel, eher palliativ, also sozusagen "sterbebegleitend und schmerzlindernd". Es ist einfach eine ganz, ganz schreckliche Erkrankung. Die Zytostatika-Therapie hat aber auch das Ziel, Rezidive ein wenig zu verzögern. Unbehandelt kann das Glioblastom in kürzester Zeit (Wochen bis Monate) zum Tod führen. Eine Studie, die ich für ein Seminar behandeln musste, hat sich vergleichend mit Therapie-Regimen befasst, also Operation, Bestrahlung und eben auch Chemotherapie. Das längste Survival das erreicht werden konnte waren über zwei Jahre(!). Die Präparate, falls es dich interessiert, waren Topoisomerase-Inhibitoren,
z.B.: Podophyllotoxinderivate

Etoposid - Vepesid/VP-16 ® RX-Med

Teniposid - Vumon/VM-26 ® Bristol-Myers

oder:Camptothecinderivate


Topotecan – Hycamtin®


Irinotecan – Campto®

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Cannibal
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Beitrag von Cannibal » Mi Feb 23, 2005 8:50 pm

Andererseits: bei einer Inzidenz von 2-3 erkranken jedes Jahr ungefähr 200 Österreicher an einem Glioblastom, in meinem Patho-Buch steht, dass es etwa 25% aller Hirntumoren ausmacht. Also ist es nicht so selten.

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