Verdrehung und Falschauslegung wissenschaftlicher Tatsachen auf science.orf.at

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Intruder
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Verdrehung und Falschauslegung wissenschaftlicher Tatsachen auf science.orf.at

Beitrag von Intruder » Mo Jun 23, 2008 1:26 pm

Atomare Struktur von Glas: Ordnung im Chaos
http://science.orf.at/science/news/151843
[size=-1]Obwohl Glas zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit gehört, wusste man bisher nur Rätselhaftes über das Innenleben von Glas zu berichten.[/size]
[size=-1] Da fängt das ganze schon an. Über Glas als einen der ältesten Werkstoffe mag man streiten können (z.B. natürliche Gläser vulkanischen Ursprungs) - aber "nur Rätselhaftes"? So ein Blödsinn.

Wirklich interessant ist folgende "Zwischeninformation":[/size]
[size=-1]Simple Metalle
Im Unterschied zu Glas ist die Struktur von Metallen simpel: Beim Abkühlen bilden sie klar abgegrenzte Kristalle. Der vergleichsweise einfache Aufbau ist aber auch dafür verantwortlich, dass Metalle über Sollbruchstellen verfügen, wenn Druck ausgeübt wird, erklärt Paddy Royall gegenüber science.ORF.at: Die Verbindungen zwischen den Kristallen geben nach, das Material bricht auseinander.
[/size]
[size=-1] Mich als Materialwissenschafter macht sowas krank. Wie man als Journalist so einen Scheiß zusammenschreiben kann, ohne jegliche Ahnung zu haben - das ist mir ein Rätsel.[/size]
Bis sich die ersten Passagiere in ein Flugzeug aus Glas wagen, werden aber noch viele Jahre vergehen: Noch arbeitet die Wissenschaft an den Grundlagen
[size=-1]Die Wissenschaft? Danke für diesen pathetischen Abschluss, Elke Z1egler. Nicht genügend, setzen.
[/size]

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zobi
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Beitrag von zobi » Mo Jun 23, 2008 1:58 pm

Wer weiß wieviel ihr Interviewpartner (Paddy Royall) zu diesen Informationen beigetragen hat, ich denke nicht das die Dame absichtlich etwas falsches schreiben wollte.

War vielleicht ein Missverständnis (oder auch Unverständnis aufgrund von Blödheit), aber ich glaub da eine beabsichtigte "Verdrehung" oder "Falschauslegung" zu unterstellen ist auch übertrieben.

Ich stimme natürlich zu, es ist natürlich eine Bringschuld des Reporters die Fakten richtig aufzuarbeiten und damit klar ihre Verantwortung.

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florianklachl
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Beitrag von florianklachl » Mo Jun 23, 2008 2:31 pm

Auf science.orf.at hab ich letztens auch diesen Bericht über Tortilla-Werbung für Außerirdische gefunden: http://science.orf.at/science/news/151778

leider hat sich, wie es aussieht, in der Wissenschaftsberichterstattung im orf seit den Modern-Times Zeiten (wo Josef Broukal einmal den Startbutton in Windows 95 als wissenschaftliche Sensation auf seinem IBM-Notebook vorgeführt hat) nicht viel gebessert. Vermutlich hängt das aber auch mit dem besonderen Desinteresse an der Wissenschaft und der altbekannten Technikfeindlichkeit der Österreicher zusammen.
Die einzig seriösen Wissenschaftssendungen, die ich kenne, sind derzeit Wissen aktuell auf Ö1 von 13:55-14:00 und Dimensionen.
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Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!

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Intruder
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Beitrag von Intruder » Mo Jun 23, 2008 3:43 pm

zobi hat geschrieben: War vielleicht ein Missverständnis (oder auch Unverständnis aufgrund von Blödheit), aber ich glaub da eine beabsichtigte "Verdrehung" oder "Falschauslegung" zu unterstellen ist auch übertrieben.
Von Absicht hab ich ja eh nicht gesprochen, Blödheit alleine reicht mir schon...

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Brett
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Beitrag von Brett » Mo Jun 23, 2008 4:48 pm

Wie man als Journalist so einen Scheiß zusammenschreiben kann, ohne jegliche Ahnung zu haben - das ist mir ein Rätsel.
Warum?

Ich glaub, da läuft sogar regelrechte Anstrengung dahin, "Halbwissen" zu präsentieren. Allerdings mit dem Gegenwert, dass auch wirklich ein ausreichend großer Anteil der orf.at-Leser auf das Thema aufspringt, damit sich die redaktionelle Aufarbeitung überhaupt rechtfertigt. Wenn der ORF keine Breitenwirkung erreicht kann er komplett einpacken.

Ich glaub, das lässt sich generell für die ganze journalistische Medienlandschaft sagen: Je schwammiger und reißerischer ein Artikel, desto mehr Leute lesen ihn. Man könnte ja sonst sofort ganz unreflektiert behaupten, ein Herbert F3llner hätte mit seinen Produkten keine Chance --> ist nicht so, wenn man sich umschaut, wie lange "Österreich" schon durchhält (*).

Natürlich sind die unscharfe Betrachtung und auftretende Mängel was das Fachliche angeht, störend. Aber ich hab da auch schon viel schlimmere Sachen gesehn.

(*)Ein Arbeitskollege hat "Österreich" einmal sehr treffend beurteilt: "Ich denk mir immer, wenn ich da reinschau, das ist so ein Satiremagazin, sozusagen die Persiflage einer Zeitung."
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Intruder
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Beitrag von Intruder » Mo Jun 23, 2008 8:48 pm

Ich weiß eh, dass ich von meiner Fachposition aus den obigen Artikel anders sehe als 99% der Österreicher.

Klar ist auch, dass man in einem Medium wie orf.at möglichst viele Menschen erreichen möchte. Dass dabei die Dinge vereinfacht werden, ist verständlich. Aber warum man dann einfach irgendwas schreibt, versteh ich nicht (wieder aus meiner in der Studienzeit angeeigneten Position der möglichst präzisen Ausdrucksweise heraus).

Ich reg mich einfach zu leicht auf über so einen Blödsinn, vermutlich nehm ich's auch persönlich, was weiß ich.

Aber wenn dann irgendein Trottel wieder einmal was von einer "Stickstoffvergiftung" schreibt, und zwar nicht in Zusammenhang mit Tauchen (http://wien.orf.at/stories/279364), dann steigen mir die Grausbirnen auf. :base:

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Beitrag von Grent » Mo Jun 23, 2008 8:56 pm

Mir ist aufgefallen, dass man, sobald man von etwas Ahnung hat, sehr viele Zeitungsartikel zerreißen kann. Allein der Link von orf.at auf "The Sun", der zu "Sun Microsystems" führt, zeigt, dass die Leute unfassbar schlampig sind.
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Beitrag von biergermeister » Mo Jun 23, 2008 11:35 pm

Intruder hat geschrieben:
Aber wenn dann irgendein Trottel wieder einmal was von einer "Stickstoffvergiftung" schreibt, und zwar nicht in Zusammenhang mit Tauchen (http://wien.orf.at/stories/279364), dann steigen mir die Grausbirnen auf. :base:
ich geb zu, dass ich mich jetzt nicht erkundigt hab, aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass stickstoff hochkonzentriert nicht unbedingt leiwand ist. ich bin mir dessen schon bewusst, dass es in der atmosphäre auch relativ hochkonzentriert vorkommt, aber ich behaupte, dass man sich immer mit allem irgendwie vergiften kann. ich glaub sogar mal was von einer stickstoffnarkose gehört zu haben, allerdings beim tauchen, aber wenn das zeug aus der gasleitung kommt müsst der partialdruck zumindest irgendwann auch ein bisserl ansteigen. man weiss ja auch nicht was für ein raum und was für eine leitung das war, obwohl mit stickstoffleitungen kenn ich mich dann wirklich nimmer aus.
ich würd den pauschalen "trottel" weglassen, weils irgendwie dann doch immer mehr als nur eine erklärung für irgendwas gibt. vor allem bei medizinischen themen wo sich meiner meinung nach sowieso kaum jemand so gut auskennt um andere als sonstwas bezeichnen zu können.

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Beitrag von Intruder » Di Jun 24, 2008 12:55 am

Ich hab nicht pauschal Leute als "Trottel" bezeichnet, sondern ganz spezifisch den "Autor" des Artikels (der das ganze wahrscheinlich eh nur von der APA übernommen hat). Dass ich da etwas radikal bin, stimmt schon.

Ich seh das ganze halt wahrscheinlich grundsätzlich etwas anders. Jeder kann seine Theorien aufstellen über Stickstoffdruckaufbau in Räumen und Partialdruckerhöhungen durch spezielle Stickstoffleitungen, für mich klingts eher nach einer einfacheren Erklärung: schlechte Recherche und Unverständnis. Ich glaube, dass einfach "Ersticken" mit "Vergiftung" (Gas! Oh mein Gott!) verwechselt wurde.
Man kann mich natürlich eines Besseren belehren und von der Toxizität von N2 überzeugen. Dann mag ich aber nimmer freiwillig im Labor arbeiten.

Ganz interessant ist übrigens folgender Wikipedia-Artikel zum Thema Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft, falls es wen interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser

Wikipedia hilft außerdem auch beim Thema Stickstoff und Tauchen weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoffnarkose

Ja, ich bin Wikipedia-Fan.

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Beitrag von florianklachl » Di Jun 24, 2008 1:09 am

Ich hätt den Intruder so verstanden, dass er meint, man kann in reinem Stickstoff unter Normalbedingungen eher ersticken (daher der Name) als sich damit vergiften.
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