Verdrehung und Falschauslegung wissenschaftlicher Tatsachen auf science.orf.at

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Brett
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Beitrag von Brett » Di Jun 24, 2008 1:09 am

biergermeister hat geschrieben:ich kann mir trotzdem vorstellen, dass stickstoff hochkonzentriert nicht unbedingt leiwand ist.
Lachgas, hingegen, is ur lustig. :joker:

Gibts einen Ehrenkodex für Redakteure? Ein Artikel, selbst ein pseudowissenschaftlicher, ist doch nicht mehr als einfach nur ein Produkt. Da gehts um Auflagen/Quoten --> Kohle.

Entwicklungshilfe leisten (indem man den Autor beschimpft) funktioniert nicht. Was im Gegenteil am besten hilft, falls einem ein Medium (Zeitung, online-News-Portal, Fernsehsender, ...) nicht zusagt, ist wegzuschaun. Eigentlich eh total bequem.

Die eigentliche Frechheit - im Falle des ORF - ist find ich letztendlich, dass da ja verpflichtende Gebühren eingehoben werden. Von mir aus solls die geben, auch wenns nicht grad begrüßenswert ist. Aber dann hätt ich wenigstens gern einen echten Grund, den Fernseher aufzudrehen oder eben auch stichhaltige Erläuterungen zur Unterscheidung amorphe/kristalline Struktur (wenn dieses Thema denn schon Bestandteil des Angebots sein soll, darüber könnte man mitunter auch noch diskutieren).

Aber man ist ja nicht allein, wenn man sich von einem Artikel wie dem gegenständlichen veräppelt fühlt. Und für jene schlanke (intruder rechnet sich zu 1% der Gesamtbevölkerung) Zielgruppe gibts ja wohl hoffentlich echte Alternativen (Fachzeitschriften, ...).
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Intruder
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Beitrag von Intruder » Di Jun 24, 2008 1:13 am

florianklachl hat geschrieben:Ich hätt den Intruder so verstanden, dass er meint, man kann in reinem Stickstoff unter Normalbedingungen eher ersticken (daher der Name) als sich damit vergiften.
Genau so wars gemeint. Ich wage sogar zu behaupten, dass man sich damit unter Normalbedingungen überhaupt nicht vergiften kann.

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Hannes
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Beitrag von Hannes » Di Jun 24, 2008 7:54 am

Wie der Grent schon gesagt hat: Je mehr man sich in gewissen Bereichen "auskennt", desto mehr Fehler fallen einem auf. Bei orf.at häuft sichs teilweise aber extrem. Ich kann mich z.B. noch an die "englische Erfindung" erinnern, die unliebsame Jugendliche mit Ultraschall aus Kaufhäusern vertreiben soll. Konkret gings da um Frequenzen um die 16-18 kHz.
a) 16-18kHz sind der Hörbereich, den auch noch 30 jährige mit gutem Gehör sehr wohl wahrnehmen können
b) Ultraschall fängt bei 20kHz an. Also schon mal völliger Schas

Aber ich denk mir das bei Journalisten generell: Die studieren z.B.: Publizistik und sitzen dann, weil ihr Hobby halt mit PCs zu tun hat bei einem Computer-Magazin und schreiben halt mit laienhaftem Wissen Dinge, die aber 1000ende lesen und glauben. Man muss da schon aufpassen, wen man ernst nimmt und wen nicht -> siehe Wikipedia-Problematik :)

P.S.: Steht im österreichischen Rundfunk-Gesetz nicht auch was über den ominösen Bildungsauftrag? Der ORF sollte ja generell andere Aufgaben haben als ATV oder? Also theoretisch :)
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wiesl
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Beitrag von wiesl » Di Jun 24, 2008 9:17 am

ich hab längst aufgehört, mich über berichterstattungen betreffend der polizei oder kriminalistischen dingen zu ärgern.

wenn ein journalist nur das schreibt, was tatsache ist, interessiert es keinen. (zumindest in den sparten, in denen ich mitreden kann..)

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Brett
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Beitrag von Brett » Di Jun 24, 2008 10:07 am

wiesl hat geschrieben:wenn ein journalist nur das schreibt, was tatsache ist, interessiert es keinen.
:thumbsu: Seh ich genauso. Sähe auch ganz schön traurig aus, wenn es Aufgabe eines Journalisten wäre, Tatsachenberichte abzufassen. Das kann man nicht erwarten.

Ehrlich gestanden: Wenn ich einen (medienfähigen) Fachartikel schreiben würde, ich tät mich nicht traun, den zur "Aufbereitung" (ohne, dass ich ihn anschließend nochmal gegenlesen und ggfs. ändern darf,) so einem ORF-Schreiberling in die Hand zu drücken. Da steht ja dann am Ende vielleicht auch noch mein Name dabei :eek: .
Ich kann mir vorstellen, dass Wissenschaftler/Fachleute i. a. ähnliche Ängste haben, wenn etwas von ihnen vllt. über Jahre entwickeltes/erforschtes der breiten Masse zugänglich gemacht werden soll, und vor der Pressemeute den Schwanz einziehen. --> Ausgangsposition dafür, dass die Medienberichte eben irgendwie anders produziert/hingepfuscht werden müssen. Durch vllt. schleißige Interviews (man darf es jemanden, der den ganzen Tag vor seinem PC hockt und kein Wort spricht, kaum übel nehmen, dass er sich langfristig nicht gscheit artikulieren geschweige denn auf das Verständnis von Nicht-Fachleuten eingehen kann --> Schuld liegt also sicher nicht immer allein beim Empfänger) oder eben dürftige Eigenrecherche.

Alles Grund genug, dass ordentliche Forschungsanstalten auch eine PR-Abteilung oder einen PR-Partner ihr Eigen nennen. Wenn damit wirklich noch derartige Fehler passieren, ist echt der Hund begraben.
P.S.: Steht im österreichischen Rundfunk-Gesetz nicht auch was über den ominösen Bildungsauftrag? Der ORF sollte ja generell andere Aufgaben haben als ATV oder? Also theoretisch
Kann mir gut vorstellen, dass dem ORF-Vorstand gerade die Bereiche ein Dorn im Auge sind, wo gute Leute sitzen, die mehr verlangen als die anderen und Beiträge produzieren, die keiner hören und sehen will ;-). Prioritätensetzung beim Personal wird dementsprechend erfolgen.

Naja, summa summarum stell ich mir den Job als "wissenschaftlicher Redakteur" jedenfalls höchst anspruchsvoll vor. Einerseits Verständnis (für beiweitem nicht nur einen Fachbereich!) mitzubringen, andererseits es zu schaffen, mit einer Art und Weise das ganze auf die Bühne zu bringen, dass ein Hausmeisterkind dem Resultat ebenso etwas abgewinnt wie jemand, der vielleicht aus genau dem Fach kommt und dem man eigentlich eh "nix erzählen" kann.
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wiesl
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Rechtlicher Hintergrund zum sogenannten Bildungsauftrag

Beitrag von wiesl » Di Jun 24, 2008 10:21 am

der sogenannte bildungsauftrag steht in einem bundesgesetzblatt
BGBl. Nr. 397/1974
artikel 1 abschnitt 1 §2:
BGBl. Nr. 397/1974 hat geschrieben: § 2. (1) Der Österreichische Rundfunk hat durch die Herstellung und
Sendung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen sowie durch die Planung,
die Errichtung und den Betrieb der hiefür notwendigen technischen
Einrichtungen, insbesondere von Studios und Sendeanlagen, vor allem
zu sorgen für
1. die umfassende Information der Allgemeinheit über alle wichtigen
politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sportlichen Fra-
gen durch
a) objektive Auswahl und Vermittlung von Nachrichten und Repor-
tagen, einschließlich der Berichterstattung über die Tätig-
keit der gesetzgebenden Organe und der Übertragung ihrer Ver-
handlungen,
b) Wiedergabe und Vermittlung von für die Allgemeinheit wesent-
lichen Kommentaren, Standpunkten und kritischen Stellungnah-
men unter angemessener Berücksichtigung der Vielfalt der im
öffentlichen Leben vertretenen Meinungen,
c) eigene Kommentare und Sachanalysen unter Wahrung des Grund-
satzes der Objektivität]die Vermittlung und Förderung von Kunst und Wissenschaft[/B];
4. die Darbietung von einwandfreier Unterhaltung;
5. die Förderung des Interesses der Bevölkerung an aktiver sport-
licher Betätigung.
außerdem steht in der bundesverfassung (!) u.a. der grundsatz für o.g. bundesgesetzblatt:
Die näheren Bestimmungen für den Rundfunk und seine Organisation sind bundesgesetzlich festzulegen. Ein solches Bundesgesetz hat insbesondere Bestimmungen zu enthalten, die die Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Berücksichtigung der Meinungsvielfalt, die Ausgewogenheit der Programme sowie die Unabhängigkeit der Personen und Organe, die mit der Besorgung der im Abs. 1 genannten Aufgaben betraut sind, gewährleisten.
ich würd sagen, der vermittlung und förderung von wissenschaft ist der ORF mit dem artikel schon nachgegangen.
alles natürlich nur rein rechtlich gesehen. in der praxis ärgert man sich natürlich darüber.

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JesuZ
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Beitrag von JesuZ » Di Jun 24, 2008 10:41 am

wiesl hat geschrieben:ich würd sagen, der vermittlung und förderung von wissenschaft ist der ORF mit dem artikel schon nachgegangen
vielleicht wollten sie auch punkt 4 ansprechen :cat:
„2 + 2 = 7. 4 is propaganda.“ (Anonymous)

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Intruder
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Beitrag von Intruder » Di Jun 24, 2008 1:18 pm

Brett hat geschrieben: Sähe auch ganz schön traurig aus, wenn es Aufgabe eines Journalisten wäre, Tatsachenberichte abzufassen. Das kann man nicht erwarten.
Das sehe ich nicht so. Es gibt auch in alltäglichen Zeitschriften/Zeitungen Platz für persönliche Ansichten. Das nennt man dann aber "Kommentar" oder "Glosse", ist gekennzeichnet und hat in der normalen Berichterstattung nichts zu suchen. Theoretisch, wohlgemerkt.

Dass ich mich zu 1 % der Gesamtbevölkerung zähle soll übrigens nicht heißen, dass ich elitäres Gedankengut in mir trage, sondern dass ich die Anzahl an Materialwissenschaftern in Österreich nicht höher einschätze.

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Brett
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Beitrag von Brett » Di Jun 24, 2008 3:19 pm

Intruder hat geschrieben:Das sehe ich nicht so. Es gibt auch in alltäglichen Zeitschriften/Zeitungen Platz für persönliche Ansichten. Das nennt man dann aber "Kommentar" oder "Glosse", ist gekennzeichnet und hat in der normalen Berichterstattung nichts zu suchen. Theoretisch, wohlgemerkt.
Da stimme ich dir im Prinzip zu. Dennoch halt ichs für wichtig, dass sich ein Redakteur auch in der normalen Berichterstattung anhand von Freiheiten in Ausdrucksweise und Darstellung seiner Inhalte sowie vor allem deren Auswahl und Blickwinkel darauf kreativ profilieren kann.
Wer dann was liest, erledigt sich am Markt dann wie gesagt eh von selbst.

Also so weit gilts mMn für Universalmedien, die jeder liest, also eben orf.at, die großen Tageszeitungen, ... Bei Fachzeitschriften oder gar Chroniken plädier ich auch für trockene, lupenreine, unfehlbare Tatsachenabbildung ;) .
Dass ich mich zu 1 % der Gesamtbevölkerung zähle soll übrigens nicht heißen, dass ich elitäres Gedankengut in mir trage, sondern dass ich die Anzahl an Materialwissenschaftern in Österreich nicht höher einschätze.
Hätt ich eh so verstanden.
Jesuz hat geschrieben:vielleicht wollten sie auch punkt 4 ansprechen :cat:
Hehe. Einwandfreie Unterhaltung - Unterhaltung, wos keine Einwände geben darf. Demnach müsstest eigentlich gleich einmal alle Kabarettisten sperren ;-)
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