für diejenigen, die besagten profil-Artikel nicht gesehen haben, hier ein paar (leidlich) unterhaltsame Passagen:
zur Anpassungsfähigkeit in der Biologie:
So hat die Wildererjagd auf Elefanten wegen ihrer Stoßzähne in Afrika uns Asien dazu geführt, dass einige nur mit kleinen oder gänzlich ohne Stoßzähne geboren werden. Und immer weniger Berghornschafe in Kanada tragen ansehnliche Hörner, weil Jäger bevorzugt jene mit kapitalen Trophäen erlegen.
zur "kambrischen Explosion":
Der Meister (Darwin) konnte auch nicht erklären, wie es während der "kambrischen Explosion" vor 540 Millionen Jahren zu einem stupenden Anstieg der Artenvielfalt kam, rund 40 Millionen Jahre, nachdem eine mehrere Millionen Jahre währende Supereiszeit zu Ende gegangen war - nur Mikroben hatten die Kälte überlebt. Bis heute bleibt dieses Frühlingserwachen des Lebens eine harte Nuss, denn offenbar tauchte wie aus dem Nichts eine Vielzahl neuer Tiere mit völlig unterschiedlichen Bauplänen auf. [..] Was fehlte, waren fossile Spuren, die als graduelle Vorstufen des Kambriums gelten konnten.
Die Lücke ist freilich kein Beweis für die Falschheit der Evolutionstheorie, sondern nur für ihre Unvollständigkeit.
die Frage nach der Notwendigkeit von Metaphysik:
Er (George Coyne, amer. Jesuit und Astrophysiker), könne sich die Entstehung des Universums nach streng physikalischen Gesetzmäßigkeiten und ohne jeglichen Eingriff einer höheren Intelligenz sehr wohl erklären. Listiger Nachsatz: Die Gabe, sich dies vorstellen zu können, habe er wohl von Gott bekommen.
über die amerikanischen Evangelikalen (glaubenskonservative Protestanten) und Katholiken:
Wenn es um die Todesstrafe oder um Patriotismus geht, gibt es jedoch Differenzen. Die Katholiken verstehen sich als Weltkirche, die Evangelikalen hingegen als Ur-Amerikaner. Die "Christian Coalition" steht fest auf der Seite der US-Truppen im Irak und will einen Verfassungszusatz durchdrücken, der jeden Einfluss internationaler Organisationen - sei es UNO, Völkerrecht oder Gerichtshöfe - auf amerikanische Gesetze ausschließt. Papst Johannes Paul II. hingegen hatte sich bei strammen US-Patrioten keine Freunde gemacht: Erst verurteilte er den Irak-Krieg, dann fuhr er zum Erzfeind nach Kuba.
zum Evolutionsglauben in den USA:
Nach einer Umfrage von 2004, laut welcher 35 Prozent der Amerikaner die Evolutionstheorie für bewiesen, ebenso viele jedoch für unbewiesen hielten, gehörten Katholiken, gleichauf mit Atheisten, zu den treuesten Anhängern der Wissenschaft.
zum Urknall:
Die Annahme eines absoluten Anfanges vor dem Big Bang sei nicht "unzulässig", so die Theologen. Selbst gestandene Astronomen wie Allan Sandage meinen, "dass die Existenz von Materie ein Wunder ist, das sich nur übernatürlich erklären lässt."
Walter Thirring zur Evolutionsdebatte:
(Thirring) kritisiert sowohl die vage Verwendung des Begriffs "Zufall" wie auch die Phrase von einem intelligenten Plan". Letztere sei schlicht "inhaltsleer", denn irgendwie müsse sich Evolution "ja entwickeln, und man kann das Resultat immer zum Endziel erklären."
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Die Wienerzeitung widmete dem Thema sogar ein in mehreren Extra-Beilagen erschienenes Dossier, in dem Befürworter und gegner zur Sprache kommen:
Link
Persönlich gefällt mir davon am besten der Artikel des österr. Chemikers Peter Markl:
Artikel
Zum Abschluss noch ein paar Zitate verschiedener Wissenschaftler zum Thema Wissenschaftstheorie und Metaphysik:
Konrad Lorenz, Leben ist Lernen, München 1981 hat geschrieben:Wenn Sie global den Wahrheitsgehalt einer Weltanschauung betrachten, den Wahrheitsgehalt der Hinterhuberbäuerin in Grünau und den Wahrheitsgehalt der Weltanschauung von B.F.Skinner, so kommen sie drauf, dass die Bäuerin, die an die unbefleckte Empfängnis Mariens und an den lieben Gott und alle Heiligen glaubt, der Wahrheit näher ist als der Behaviorist
Viktor Frankl, Der unbewusste Gott, dtv 92 hat geschrieben:Zwar ist es [..] nicht möglich, rein intellektuell herauszubekommen, ob alles letzten Endes sinnlos ist, oder aber ob hinter allem ein verborgener Sinn steht]
Viktor Frankl, Der unbedingte Mensch, Wien 1949 hat geschrieben:So sei es - ich entscheide mich dafür, so zu handeln, 'als ob' das Leben einen [..] über unser endliches Fassungsvermögen hinausgehenden - einen 'Über-Sinn' hätte. [..]
Der Glaube ist nicht ein Denken, vermindert um die Realität des Gedachten, sondern ein Denken, vermehrt um die Existentialität des Denkenden."
Max Planck hat geschrieben:..als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt [..] Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt – es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden –, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche – denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht –, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre! [..] so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott!